Radeberg. Aufatmen in Radeberg: Die einzige Buchhandlung der Stadt öffnet bald wieder ihre Tore. Fast zehn Jahre lang hat Heike Träber in der Hauptstraße ihrer Kundschaft Bücher verkauft, bis sie Ende des Jahres den Entschluss fasste, die Selbstständigkeit aus privaten Gründen aufzugeben und wieder ins Angestelltenverhältnis zu wechseln. Lange hatte sie erfolglos nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gesucht und auch einige Gespräche wegen einer möglichen Übernahme geführt - doch bis zum Jahresende hatte sich niemand gefunden. Die Buchhandlung schloss.

Dann jedoch die glückliche Wende: Nach einem Artikel auf Sächsische.de über die Schließung der Buchhandlung wurde Sabine Schulze auf das Thema aufmerksam. Nun ist sie die neue Chefin und hat so manche Neuerung vor.

Ein Faible für kleine Buchhandlungen

"Eine Buchhandlung zu führen, das war schon im Studium mein Plan B", erzählt Sabine Schulze. "Ich habe immer viel gelesen und immer in kleinen Buchhandlungen gekauft. Die sind einfach persönlicher und haben mehr Charme als die großen Ketten."

• Mehr Nachrichten aus Radeberg, Ottendorf-Okrilla, Arnsdorf und Wachau lesen Sie hier.

Plan A sah dann jedoch viele Jahre lang anders aus. Ursprünglich stammt Sabine Schulze aus Brandenburg. Nach dem Studium der Biologie zog sie nach Dresden, wo ihr Mann studiert hatte. Das Paar blieb acht Jahre in der sächsischen Hauptstadt - bis der Wunsch reifte, raus aus der Stadt und aufs Land zu ziehen. Sieben Jahre wohnt die vierköpfige Familie nun schon in Liegau-Augustusbad.

Sabine Schulze arbeitete in der Forschung in der Uniklinik - genauer gesagt an der Erforschung von Knochentumoren. Nun also Bücher.

Sabine Schulze ist seit vielen Jahren Kundin

"Wenn nicht jetzt, wann dann?", antwortet die 42-Jährige auf die Frage, warum sie sich nun für die Radeberger Buchhandlung entschieden hat. "Die Möglichkeit, eine bestehende und gut laufende Buchhandlung zu übernehmen, kommt so schnell nicht wieder."

Die Liegauerin kennt das ehemalige Geschäft von Heike Träber. Seit vielen Jahren kauft sie hier ein. Sie liest gerne Sachbücher und Romane - momentan am liebsten von Juli Zeh. Die zehn- und zwölfjährigen Kinder haben regelmäßig Bedarf an Kinderbüchern und ihr Mann favorisiert historische oder Fantasy-Bücher. "Eigentlich war immer die gesamte Familie Kunde", sagt Sabine Schulze und lacht. Ihr Mann habe sie in der Entscheidung bestärkt und die Kinder freuten sich auch, erzählt sie. "Die wollen am liebsten mit verkaufen."

Keine spontane Entscheidung für Buchhandlung in Radeberg

Doch auch wenn es nun so klingen könnte, eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus war es nicht: "Ich habe wochenlang überlegt", sagt Sabine Schulze. Und noch wirft sie ihr altes berufliches Leben auch nicht ganz über Bord. "Ich arbeite zunächst weiterhin in Teilzeit an der Uniklinik", erklärt sie. "Die restliche Zeit stehe ich im Laden."

Die neuen Öffnungszeiten unterscheiden sich demnach ein wenig von den alten. Künftig ist immer dienstags und freitags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Und Sabine Schulze ist zumindest die kommenden Monate auch nicht allein: Vorgängerin Heike Träber unterstützt sie und übernimmt bis Juli den Verkauf am Mittwoch. "Ich freue mich richtig", sagt die alte Chefin. "So ist auch für mich der Übergang nicht so hart." Mit ihrer Nachfolgerin ist sie sehr glücklich. "Ich bin sehr froh, dass Sabine das macht. Das passt gut."

Eröffnung am 19. Februar um 13 Uhr

In den vergangenen Wochen haben die beiden Frauen Inventur gemacht und jedes Buch in der Hand gehabt, am kommenden Montag, 19. Februar, öffnet die Buchhandlung um 13 Uhr wieder regulär. Keine zu lange Übergangszeit, sodass sich die Kunden nicht zwischenzeitlich umorientieren - das war beiden wichtig. Bis zum Start wird Heike Träber ihrer Nachfolgerin nun noch jede Menge zeigen. Wie man bei den Verlagen neue Ware bestellt beispielsweise. In der Eröffnungswoche hat der Laden auch jeden Tag geöffnet, "und es wird auch Eröffnungsangebote geben", verrät die Liegauerin.

Den Laden will die Neue noch ein wenig umgestalten - "ich will zum Beispiel nach Autor alphabetisch sortieren, Heike hatte bisher nach Verlag sortiert". Vor allem will sie aber kurz- bis mittelfristig auch den hinteren Bereich in Ladenfläche umwandeln. Bisher ist dieser Platz als Lager genutzt. "Dort möchte ich das sogenannte non-book-Sortiment ausbauen. Dazu gehören Spiele, Puzzles, kleine Geschenkideen, Mitbringsel."

Was sie eigentlich an Büchern so sehr fasziniert? "Gerade in schweren Zeiten können Bücher helfen, man kann sich woanders hinträumen, sie vermitteln Bildung", antwortet Sabine Schulze. "Man kann abschalten, auf andere Gedanken kommen, die Arbeit hinter sich lassen." Sie stockt und lacht. "Andererseits ist das ja jetzt meine Arbeit. Da werde ich bestimmt noch mehr lesen als bisher." Sagt sie und strahlt.