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Mit einmariniertem Hering und Quarkkeulchen: Neustart am Lößnitzbad in Radebeul

Kristin Richter und Michael Wilk wollen in der "Lößnitzbar" Gastronomie mit Kunst und Party verbinden. Auch das anliegende Lößnitzbad liegt den Radebeulern am Herzen.

Von Lucy Krille
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Michael Wilk und Kristin Richter haben am 13. März die Lößnitzbar in Radebeul eröffnet. Obwohl ihre "Barkneipe" direkt neben dem Lößnitzbad liegt, können sie sich nicht allein auf Badegäste konzentrieren.
Michael Wilk und Kristin Richter haben am 13. März die Lößnitzbar in Radebeul eröffnet. Obwohl ihre "Barkneipe" direkt neben dem Lößnitzbad liegt, können sie sich nicht allein auf Badegäste konzentrieren. © privat/Anke Rothe

Radebeul. Die Eröffnung der Lößnitzbar diese Woche fiel auf einen besonderen Tag. Am 13. März feierte der Chef Geburtstag. Michael Wilk startete da nicht nur ein neues Lebensjahr, sondern auch eine neue Aufgabe. In dem orangefarbenen Flachbau am Eingang zum Lößnitzbad soll künftig gegessen, getrunken und gefeiert werden. "Hier fehlte so ein fantastischer Ort", freut sich Kristin Richter, die die Lößnitzbar gemeinsam mit ihrem Kumpel Michael Wilk aufgebaut hat.

Dabei konnten die beiden auf die Unterstützung vieler Freunde und Bekannter bauen. Viele von ihnen treffen sich regelmäßig, um gemeinsam zu essen, plaudern und tanzen. Manche kennen sich noch von früher aus dem Jugendclub Noteingang. "Da fühlen sich gleich alle an alte Zeiten erinnert", erzählt Richter, die zuvor für die Sächsische Zeitung als Fotografin gearbeitet hat.

Wilk und Richter haben so viel Spaß daran gefunden, dass sie vor einigen Monaten überlegt haben, auch öffentliche Feiern auszurichten. Die ehemalige Gaststätte am Lößnitzbad eignet sich perfekt dafür. Wilk hat sie vor mehr als fünf Jahren gepachtet, ursprünglich mit dem Plan, eine "Kuchenbaude" für die Badegäste zu eröffnen. Da das Wasser aber schnell kippt und Badegäste fernblieben, wurde daraus nichts.

Auf der sächsischen Karte stehen einmarinierter Hering und Quarkkeulchen

Wilk ist vielen Radebeulern bereits als Inhaber der "Leibspeiserei" auf der Schildenstraße bekannt. Das Mittagsangebot wird es auch weiter geben. Das Konzept in der Lößnitzbar ist aber ein anderes. "Spezifische Küche zum Wohlfühlen" soll es geben, verrät Wilk. Die können die Gäste selbst beeinflussen. Denn in der Lößnitzbar will man sich auf alte Rezepte konzentrieren, und eben auch ein bisschen an die Kindheit und Jugend zurückerinnern.

Dafür können die Gäste für den Blog im Internet ihre Rezepte einreichen, gern handgeschrieben und mit einer Geschichte versehen. Die ersten Kostproben gibt es schon: Eierlikör und Kochkäse. Auf der Karte stehen etwa außerdem einmarinierter Hering, sächsische Holunderbeersuppe mit Butterbemmchen, Rouladen und Quarkkeulchen. Radebeuler Klassiker wie Nudossi dürfen auch nicht fehlen. Wilk hat daraus schon vor langer Zeit ein eigenes Parfait entwickelt.

Der erste Aufschlag der Karte ist erkennbar von Gerichten aus der Region geprägt. "Die sächsische Küche ist schon sehr fleischlastig", sagt Wilk, der aber genauso die vegetarische Küche berücksichtigen will. Deshalb gibt es von den Rouladen beispielsweise auch eine Variante mit Kohl und Lausitzer Kartoffelmus. Zwei der vier Hauptgerichte sollen in Zukunft vegetarisch sein. Die Karte ist bewusst relativ klein gehalten, dafür sollen die Gerichte immer mal wieder wechseln.

Getränke an der Selbstbedienungsbar kommen aus dem Elbland

Wilk und Richter haben die Idee, in Zukunft auch andere typische Gerichte aus anderen Bundesländern auf die Karte zu setzen. Alle zwei Monate sollen diese bei einem Menü vorgestellt werden. Neben diesen Länderabenden wollen die beiden auch regelmäßige Wohnzimmerkonzerte, Discos und Kasperletheater für die Kleinen veranstalten. Draußen soll ein kleiner Garten hergerichtet werden. "Und es wird immer ein Lagerfeuer geben", sagt Richter.

In den neu hergerichteten Räumen hat der Künstler Tom Böhm gerade seine Bilder aufgehängt, weitere Ausstellungen sind schon geplant. Hingucker ist auch das alte Oberon-Radio, das ein befreundeter Tüftler aus mehreren Geräten zusammengeschraubt hat. Die weißen Vorhänge hat ebenfalls ein Freund gemacht, die Wände hat Richters Schwester gestrichen. Die weißen alten Tische wurden kurzerhand mit Kunstleder überzogen. "Wir haben so viele Leute, die irgendwas können", schwärmt Richter.

Während ihr Kumpel in der Küche ist, steht sie an der Bar. Auch hier achten die Betreiber auf Regionalität und bestellen vorrangig bei den heimischen Brauereien, Weingütern, Destillen und Manufakturen. Die Getränke und auch das Essen sollen sich die Gäste selber holen. "Das ist lockerer", findet Richter, und außerdem kommen die Leute so miteinander ins Gespräch.

Gegen die Blaualgen und Randale im Radebeuler Lößnitzbad

Die neuen Barbetreiber hoffen nun, dass ihr Konzept angenommen wird. Wenn der Betrieb läuft, will Wilk sich dem nächsten Thema annehmen: dem Lößnitzbad, für das die Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul verantwortlich ist. "Die Kneipe nützt eigentlich nichts, wenn das Wasser so vor sich hin riecht", kommt Wilk auf das Problem mit den Blaualgen zu sprechen.

Im Sommer kippt die Badestelle regelmäßig, obwohl sie nach Aussage von Wilk eigentlich tief genug sei. Um das genauer untersuchen zu können und Lösungen zu finden, brauche es Geld und Knowhow. Wilk schwebt vor, dafür einen Verein zu gründen. Der Fischbestand müsse beispielsweise geprüft werden.

Auch Randale am Lößnitzbad beschäftigten die Radebeuler. Wilk und Richter wollen das Gelände jetzt von der Lößnitzbar aus heller erleuchten. Möglicherweise schreckt es die Vandalen auch ab, wenn das Gelände wieder regelmäßig besucht wird? Wilk und Richter hoffen es zumindest.