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Wo es in Coswig am meisten kracht

Von mehr als 60 Unfällen im Jahr 2022 traf es mehrheitlich Radfahrer. Das zeigt der neue Unfallatlas für die Stadt Coswig. Tödlich enden die Unfälle selten.

Von Martin Skurt
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2020 verunglückte eine 47-Jährige in Coswig auf der Weinböhlaer Straße. Erst drei Jahre später starb ein weiterer Radfahrer auf der Pestalozzi-Straße.
2020 verunglückte eine 47-Jährige in Coswig auf der Weinböhlaer Straße. Erst drei Jahre später starb ein weiterer Radfahrer auf der Pestalozzi-Straße. © SZ/Nina Schirmer (Archiv)

Coswig. Im Landkreis Meißen gab es im vergangenen Jahr mehr als 5.000 Unfälle, die zu mehr als 900 Verletzten führten. Neun Zusammenstöße endeten tödlich. Zu hohe Geschwindigkeiten und Vorfahrtsfehler waren häufige Ursachen, wie ein Blick in die polizeiliche Unfallstatistik verrät. Nun gibt es eine neue interaktive Karte, genannt Unfallatlas, die Polizei und Bundesamt für Statistiken veröffentlicht haben. Sie zeigt Unfalldaten für alle Gemeinden in Deutschland. Wie auch in Coswig.

Der Unfallatlas kennzeichnet Streckenabschnitte, auf denen im vergangenen Jahr besonders viele Unfälle auftauchten. Blaue, gelbe und rote Linien zeigen in dieser Reihenfolge die Häufigkeit an. Zusätzlich kann noch danach sortiert werden, wer beteiligt war, wie zum Beispiel Rad- oder Pkw-Fahrer.

Besonders im Vergleich zu Dresden zeigt sich, dass die Anzahl der Unfälle deutlich geringer ist. Während in der Landeshauptstadt mehr als 2.600 Menschen im vergangenen Jahr verletzt worden, darunter sechs tödlich, waren es in Coswig nur 62 Unfälle ohne Todesopfer.

2022 gab es keine Todesfälle in Coswig

Während in der sächsischen Hauptstadt rote und eine ganze Reihe gelber Abschnitte zu sehen sind, fallen im Landkreis lediglich vier auf. Zwei Strecken davon liegen in Coswig. So kam es zu vier Unfällen auf der Dresdner Straße vor dem Bahnübergang in Richtung Zentrum. Auf der Köhlerstraße gab es drei Unfälle, die sich an der Ecke Zur Alten Elektrowärme ereigneten. In allen Fällen wurden Radfahrer verletzt.

Positiv zu vermerken ist aber, dass 2022 kein Radfahrer gestorben ist. Nicht so 2023. Denn im Mai traf es einen 54-jährigen Radfahrer nach einem Unfall auf der Pestalozzi-Straße. Er ist mit seinem Rad an einem geparkten Mitsubishi Outlander vorbeigefahren, als dessen Fahrer die Tür öffnete.

Der Mann stieß dagegen, stürzte und wurde mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Das war der erste Todesfall seit Langem. Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Kreuzung Weinböhlaer Straße Ecke Auerstraße kam 2020 eine 47-jährige Radfahrerin ums Leben. Die Frau war mit ihrem Rad auf der Weinböhlaer Straße in Richtung Coswig unterwegs und wurde von einem Lkw erfasst. Sie starb noch an der Unfallstelle.

In zwei von drei Fällen waren laut Unfallatlas Radfahrer beteiligt, und in etwa der Hälfte der Fälle Autos. Am wenigsten betroffen waren Fußgänger: nur fünf Unfälle und lediglich eine schwerverletzte Person. Zudem war nur in einem Fall ein Lkw in einen Unfall involviert, und zwar auf der Naundorfer Straße in Coswig-Kötitz.

Sachsenweit gab es im Jahr 2022 mit 4.781 verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrern ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zu 2021, laut aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes. Zudem sind 22 Menschen bei Fahrradunfällen ums Leben gekommen. Das sind zwei mehr als 2021. Die Hälfte der Getöteten waren älter als 65 Jahre. Solche Unfälle sind tragisch und beschreiben die Verhältnisse auf den Straßen, die für alle Verkehrsteilnehmer geöffnet werden.

Coswiger Radfahrer fühlen sich unsicher

Das fühlen die Menschen jedoch nicht so, nicht nur in Coswig, sondern im gesamten Landkreis. Seit Jahren befragt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) im zweijährlichen Rhythmus die Radfahrer. Nach dem Schulnotensystem werden die Bedingungen bewertet, und zwar nach Fahrspaß, Sicherheitsgefühl und Verkehrskonflikte. Die meisten Städte erreichen im Landkreis Meißen im Durchschnitt nur eine 4,2 – bis auf Großenhain mit einer Note von 3,8. Denn Großenhain könne laut Umfrage mit Abstellanlagen und sauberen Radwegen punkten.

In Coswig ist die Lage angespannter. Die meisten Befragten fühlen sich gestresst und unsicher im Mischverkehr mit Autos. Dabei gebe es regelmäßige Konflikte mit Autofahrern. Die Teilnehmer wollen zudem, dass die Stadt noch mehr für den Radverkehr tue. Auch die Fahrt in die Nachbarorte empfinden drei von vier Befragten als nicht sicher. Ähnliche Ergebnisse sind auch in Radebeul, Moritzburg, Riesa und Meißen zu verzeichnen.

  • Die vollständige interaktive Karte können Sie online selbst aufrufen.