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Kontroverse um Spielplatz im Stadtzentrum

Die Stadt Riesa will die Anlage am Puschkinplatz komplett umgestalten. Warum das nicht jeder für eine gute Idee hält.

Von Stefan Lehmann
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Vor 20 Jahren wurden die Geräte für den Spielplatz im Süden des Alexander-Puschkin-Platzes montiert. Jetzt sollen neue her - und der Spielplatz komplett neu gestaltet werden.
Vor 20 Jahren wurden die Geräte für den Spielplatz im Süden des Alexander-Puschkin-Platzes montiert. Jetzt sollen neue her - und der Spielplatz komplett neu gestaltet werden. © Sebastian Schultz

Riesa. Er ist ein grünes Kleinod mitten im Riesaer Stadtzentrum. Ein besonders populärer Familientreff ist der Alexander-Puschkin-Platz derzeit aber nicht, trotz seiner zentralen Lage umgeben von Häusern aus der Gründerzeit.

Geht es nach der Riesaer Stadtverwaltung, dann soll sich das in den nächsten Jahren allerdings ändern. 300.000 Euro will die Stadt in der Grünanlage investieren - genauer gesagt, in die Spielanlagen auf der Fläche. Der kleine Spielplatz war zuletzt saniert worden, als die Stadt den Puschkinplatz umgestalten ließ. Das ist mittlerweile bald 20 Jahre her. Entsprechend alt sind die Spielgeräte. Und aus der Anwohnerschaft werde immer wieder der Wunsch nach zusätzlichen Spielmöglichkeiten laut, erklärt Rathaussprecher Uwe Päsler.

Das Förderprogramm "Lebendige Zentren" - ehemals SOP - könnte es der Stadt jetzt ermöglichen, dort zu investieren; zwei Drittel der Kosten würde damit aus diesem Fördertopf finanziert. In seiner jüngsten Sitzung hatte sich der Stadtrat bereits mehrheitlich für einen Entwurf entschieden. Der richtet sich in erster Linie an kleine Kinder bis sieben Jahre und greift das Thema der urbanen Tierwelt auf. Eine als Fuchsschwanz gestaltete Rutsche, Klettern ins "Eichhörnchennest" oder krabbeln durch den Fuchsbau - die Naturthematik zieht sich durch den Entwurf des Dresdner Büros, bis hin zur Befestigung des Bodens mit Holzhackschnitzeln. Der Holzzaun um den Kleinkinderspielplatz soll zusätzliche Spielelemente enthalten.

Darüber hinaus sehen die Pläne vor, alte Trampelpfade zu bepflanzen und die Sitzlandschaft auf dem benachbarten Bunker zu erneuern. Die Bänke auf dem Plateau sind aus städtischer Sicht nicht mehr zeitgemäß. Der Entwurf sieht derzeit größere, geschwungene Sitzelemente vor, die sich in erster Linie an Jugendliche richten.

Bremst der Denkmalschutz die Ideen aus?

Ginge es allein nach den Vorstellungen der Landschaftsarchitekten, dann könnte das Spiel-Areal noch größer werden, als bisher. Der Entwurf in seiner jetzigen Form sieht auch vor, dass sich einzelne Spielangebote entlang der Wege durch die Grünanlage verteilen (siehe Grafik). Allerdings ist offen, ob das überhaupt genehmigungsfähig wäre. Denn der 1881 angelegte Puschkinplatz ist denkmalgeschützt - die Platzgestaltung darf daher nicht oder nur sehr zurückhaltend verändert werden. Stadtsprecher Uwe Päsler macht deshalb auf Nachfrage klar: "Das Projekt wird wegen des Denkmalschutzes ausschließlich den Spielplatz und den benachbarten Sitzbereich umfassen."

Der erste Entwurf für den Spielplatz sah ursprünglich noch weitere Spielgebiete vor. Aus den Spielgeräten im Norden der Grünanlage wird aber nichts: Der Denkmalschutz sieht Veränderungen in der Anlage kritisch, heißt es von der Stadt.
Der erste Entwurf für den Spielplatz sah ursprünglich noch weitere Spielgebiete vor. Aus den Spielgeräten im Norden der Grünanlage wird aber nichts: Der Denkmalschutz sieht Veränderungen in der Anlage kritisch, heißt es von der Stadt. © SZ Grafik

Unter den Stadträten wiederum war nicht der Entwurf umstritten. Stattdessen ging es um die grundsätzliche Frage, ob das Geld an dieser Stelle überhaupt gut angelegt ist. In der Vergangenheit war der Platz einige Male als Treffpunkt für junge Menschen aufgefallen, es kam zu Anwohnerbeschwerden wegen Lärm. Schon in der Sitzung kritisierte Joachim Wittenbecher (AfD) die Vermüllung der Anlagen, die damit wohl in Zusammenhang steht. Er hegte Zweifel daran, dass der neu gestaltete Platz von der Zielgruppe besser angenommen wird - zumal die benachbarte Straße stark befahren sei und ein Sicherheitsrisiko für Kinder darstelle.

Später bekräftigte die Riesaer AfD diese Haltung in einer Mitteilung. Es handle sich um "reine Verschwendung von Steuergeldern". In der Mitteilung forderte die Fraktion: "Die Spielgeräte müssten nur saniert werden und die Umrandung neu eingefasst werden, das würde dort ausreichen." Das Geld sei an anderer Stelle besser investiert - etwa am Spielplatz Freitaler Straße oder in einen Bolzplatz am Poppitzer Platz.

Auf dieser Fläche hinter dem Sparkassengebäude (r.) soll in den kommenden zwei Jahren ebenfalls noch ein Spielplatz gebaut werden.
Auf dieser Fläche hinter dem Sparkassengebäude (r.) soll in den kommenden zwei Jahren ebenfalls noch ein Spielplatz gebaut werden. © KD BRUEHL

Neuer Spielplatz an der Elbe soll bis 2023 folgen

Den Vorschlag, doch lieber einen neuen Spielplatz an der Elbe zu errichten, quittierte Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) im Stadtrat mit dem Hinweis, dass für ältere Kinder noch eine neue Anlage geplant ist. Sie soll im Zeitraum 2022/23 auf der Freifläche unterhalb der Sparkasse entstehen. Wie im Fall des Puschkinplatzes soll es auch dafür einen Ideenwettbewerb geben, anschließend seien eine Bürgerbeteiligung und eine Debatte im Stadtrat geplant. Unabhängig davon wolle man als Stadt "immer im Auge behalten, welchen Zustand andere Spielplätze haben" - und diese in Schuss halten.

Die Ansicht, dass das Areal auf dem Alexander-Puschkin-Platz häufig "zweckfremd" genutzt wird, teilt man im Rathaus hingegen. Unter anderem deshalb hatte die Verwaltung angeregt, den Platz abends länger zu beleuchten. "Wie das Beleuchtungskonzept genau aussieht, muss noch erarbeitet werden, da es nicht Teil der ursprünglichen Planung war", so Uwe Päsler. Denn auch die nächtliche Beleuchtung sorgte bei manchem Stadtrat für Unbehagen:

Nach dem Beschluss geht es für das beauftragte Büro nun in die Detailplanung. Die bauliche Umsetzung soll erst 2022 erfolgen, heißt es aus dem Rathaus.

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