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Kreistag befürwortet Geschichtslehrpfad in der Gohrischheide

Seit mehr als 15 Jahren soll auf dem Gelände des ehemaligen Gefangenenlagers ein Lehrpfad entstehen. Nun gibt es Rückendeckung aus der Politik.

Von Stefan Lehmann
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Die Umrisse einer alten Gefangenenbaracke wurden 2022 in der Gohrischheide aufgestellt - aber nur für einen Tag. Bisher fehlt die Erlaubnis für einen dauerhaft angelegten Erinnerungsort.
Die Umrisse einer alten Gefangenenbaracke wurden 2022 in der Gohrischheide aufgestellt - aber nur für einen Tag. Bisher fehlt die Erlaubnis für einen dauerhaft angelegten Erinnerungsort. © Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain

Riesa/Zeithain. Das Vorhaben, einen Geschichtslehrpfad auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Zeithain einzurichten, bekommt Unterstützung aus der Politik. Der Kreistag verabschiedete in seiner Dezembersitzung in Riesa einen entsprechenden Antrag, den die Fraktionen CDU und Grüne/SPD gemeinsam eingebracht hatten.

Das Vorhaben gibt es schon seit mehr als 15 Jahren. Erst 2022 stellte der Freistaat eine halbe Million Euro an Fördermitteln dafür in Aussicht. Bisher allerdings kollidiert das Ziel, einen Erinnerungsort zu schaffen, mit dem Naturschutz. Lediglich rote Holzrahmen deuteten zuletzt die alten Standorte der Baracken an - und auch das nur für einen Tag. Für den Lehrpfad wollen die Initiatoren aber eigentlich mindestens eine Baracke wieder aufbauen. Eine Lösung zwischen Gedenkstätte und Umweltamt war bisher nicht in Sicht.

Mit dem jetzt gefassten Beschluss befürworteten die Kreisräte grundsätzlich das Vorhaben und bescheinigten ihm ein "überragendes historisches, politisches und öffentliches Interesse". Gleichzeitig wurde die Kreisverwaltung beauftragt, das Vorhaben "unterstützend zu begleiten" und eine Lösung herbeizuführen.

Kritik von der AfD-Fraktion

Es sei sicher nicht alltäglich, dass seine Fraktion gemeinsam mit Grünen und SPD einen Antrag einbringe, sagte Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (CDU). Dass ein Vorstoß in der Sache aus Radebeul kam, erklärt er so: "Wir sind in Radebeul mit unseren Schulen seit Jahren mit der Gedenkstätte verbunden, es gibt viele Gedenkprojekte - auch mit unserer ukrainischen Partnerstadt." An der Entwicklung der Gedenkstätte Ehrenhain habe man also schon immer teilgenommen. "Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren sich alle einig: Nie wieder Krieg!", so Wendsche. Umso wichtiger sei es, das Erinnern, Mahnen und Gedenken sichtbar zu machen. Man wolle dazu auffordern, Lösungen zu finden, damit ein Ausgleich zwischen Naturschutz und Denkmal möglich wird.

Die Grünen-Kreisrätin Eva Oehmichen betonte, in Zeithain bestehe "ganz klar ein Ausnahmefall", was die Rücksicht auf das Naturschutzgebiet angeht. Das Lagergelände habe sich nun einmal genau an Ort und Stelle befunden. "Wenn dieser Ort in Teilen aus dem Vergessen geholt werden und erfahrbar gemacht werden soll, geht das nur dort."

Kritik kam von der AfD-Fraktion. Karsten Werner vermisste die Detailtiefe des Anteils und betonte, aus seiner Sicht sei eine Begehbarkeit des Geländes doch jetzt schon gegeben. Das politische Interesse stelle er nicht infrage, das öffentliche Interesse dagegen schon. Sein Parteifreund Werner Laaser machte derweil die Ukraine zum Thema: "In Zeiten, wo Deutschland sich an einem Krieg beteiligt, fehlt mir ein bisschen das Verständnis dafür. Wir haben Wichtigeres zu tun, nämlich den Krieg zu beenden."

Eine Mehrheit fand die AfD mit dieser Haltung nicht. 44 Kreisräte stimmten zu, 18 dagegen. Zwei Kreisräte enthielten sich.