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Im alten Rittergut in Riesa-Gröba kehrt Ordnung ein

Die Jugendbauhütte hat ihre Arbeit in Teilen des Gebäudes aufgenommen. Bald soll es winterfest sein. Sächsische.de hat einen Blick in das Haus geworfen.

Von Stefan Lehmann
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Heiko Bieber leitet die Jugendbauhütte in Riesa, Annalena Hammer und Luca Bernhardt sind seit September dabei. Ihr Ziel: Das Rittergutsgebäude zu beräumen.
Heiko Bieber leitet die Jugendbauhütte in Riesa, Annalena Hammer und Luca Bernhardt sind seit September dabei. Ihr Ziel: Das Rittergutsgebäude zu beräumen. © Sebastian Schultz

Riesa. Das Gröbste ist schon geschafft, als Annalena Hammer und Luca Bernhardt durch die Werkhalle des Gröbaer Ritterguts führen. Seit Anfang September sind die beiden 20-Jährigen am Riesaer Elbweg im Einsatz. Dort will die Jugendbauhütte künftig eine Einsatzstelle einrichten, samt Werkstätten und Wohnungen.

Ehe das geschehen kann, musste das seit Jahrzehnten leer stehende Gebäude allerdings beräumt werden. "Es ging darum, die Fenster abzudichten und das Gebäude erst einmal winterfest zu machen", erklärt der Leiter der Jugendbauhütte in Riesa, Heiko Bieber. Vorbereitungen also, damit im kommenden Jahr, so die Hoffnung, die Handwerker im Haus arbeiten können.

Mit einmal Durchfegen war es allerdings nicht getan. Lediglich eine der Hallen im Rittergut war in den vergangenen Jahren in Benutzung, eine Eventagentur hatte dort ihr Lager. Danach waren Künstler im Rahmen des Bildhauersymposiums in dieser Halle aktiv.

Doch der Rest stand leer - und wurde wiederholt Zielscheibe für Vandalismus: Eingeschlagene Fensterscheiben waren noch das kleinste Problem. "Die Kabel waren teilweise herausgerissen", sagt Heiko Bieber. In einem der oberen Geschosse hatte jemand sämtliche Sanitäranlagen verwüstet. Ein Wunder eigentlich, dass die beiden alten Kachelöfen in derselben Etage noch intakt sind. "In einem anderen Zimmer sah es aus, als wäre erst vor einer Woche noch jemand da gewesen", sagt Annalena Hammer. "Da standen noch die Stühle um einen Tisch herum, auf dem die Bierdeckel lagen."

Charakter des Gebäudes soll erhalten bleiben

Die kaputten Scheiben waren nach und nach mit Platten abgedeckt worden. Als das Trio der Jugendbauhütten im September mit dem Entrümpeln begann, war das eine der ersten Aufgaben: Licht ins Gebäude zu bringen. "Vorher war es hier stockdunkel", sagt Luca Bernhardt, während er durch das Gebäude führt. Die Platten wurden abgenommen und durch Folie ersetzt. Scherben, Staub und anderer Müll sind mittlerweile Raum für Raum zusammengekehrt.

In der größten Halle des Hauses wiederum haben die beiden Freiwilligen schon den Sperrmüll gesammelt: alte Möbelstücke, die sich nicht mehr verwenden lassen. Anders als beispielsweise die Werkbänke an der Wand gegenüber. "Die sollen aufgearbeitet werden", erklärt Luca Bernhardt.

Ziel ist es, so viel wie nur möglich zu erhalten. Die Jugendbauhütten arbeiten ohnehin eng mit der Denkmalpflege zusammen. Der Charakter des Gebäudes soll erhalten bleiben. Bis heute erinnern alte Kräne, Fächer für Lösch-Schläuche und Messinstrumente an die Geschichte des Hauses. 1912 hatte der Elektrizitätsverband Gröba das Hauptgebäude des ehemaligen Ritterguts zum Umspannwerk ausgebaut, um die nahe Industrie zu versorgen. Die Werksanlagen bestanden nach einem Umbau 1921 aus einem Schalthaus, dem Werkstatt- und einem Wohngebäude. Die Geschichte des Ritterguts wollen die beiden Freiwilligen der Jugendbauhütte demnächst auch noch aufarbeiten, sagt Lucas Bernhardt.

Zunächst Rittergut, gegen Ende der Kaiserzeit dann Umspannwerk, bis vor kurzer Zeit Industriebrache: das Gebäude an der Elbstraße.
Zunächst Rittergut, gegen Ende der Kaiserzeit dann Umspannwerk, bis vor kurzer Zeit Industriebrache: das Gebäude an der Elbstraße. © Sebastian Schultz
In Benutzung war nur diese Halle - als Lager für eine Eventagentur, später als Werkstatt für das Bildhauersymposium. Figuren aus dem Symposium stehen noch heute dort.
In Benutzung war nur diese Halle - als Lager für eine Eventagentur, später als Werkstatt für das Bildhauersymposium. Figuren aus dem Symposium stehen noch heute dort. © Sebastian Schultz
In den hinteren Bereich dieser Halle soll einmal die Jugendbauhütte mit einer Werkstatt einziehen.
In den hinteren Bereich dieser Halle soll einmal die Jugendbauhütte mit einer Werkstatt einziehen. © Sebastian Schultz
Das Dach war zwischenzeitlich schon einmal erneuert worden.
Das Dach war zwischenzeitlich schon einmal erneuert worden. © Sebastian Schultz
Überall im Gebäude finden sich noch Spuren der industriellen Vergangenheit .
Überall im Gebäude finden sich noch Spuren der industriellen Vergangenheit . © Sebastian Schultz

Bergelager, Werkstätten - und ein Wohnbereich

Während es beim Wohngebäude entlang der Rittergutstraße noch dauern dürfte, sind die Pläne für das parallel zur Elbe liegende Gebäude schon etwas konkreter: An das geplante Bergelager schließt sich ein Werkstattbereich an. "Hier soll einmal die Werkstatt rein", erklärt Luca und deutet in den hinteren Bereich der geräumigen Halle. Im vorderen Teil werden voraussichtlich das Projekt "Robotik in der Denkmalpflege" und die Prozesswerkstatt aktiv sein - beides Vorhaben, die aus dem WIR-Projekt der Kreishandwerkerschaft hervorgegangen sind.

Für die oberen Etagen sind nicht nur Büroräume geplant. Einige Zimmer sollen auch zu einer größeren Wohnung umgebaut werden. Dort könnten dann, verteilt auf drei Schlafzimmer, bis zu neun Jugendliche gemeinsam wohnen, während sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei der Jugendbauhütte absolvieren.

Vom Schuhgeschäft zum Handwerk

Für Annalena Hammer und Luca Bernhardt ist das noch nicht notwendig. Sie kommt aus Riesas Nachbarstadt Strehla mit dem Rad, er nimmt aus Meißen den Bus. Für die Einsatzstelle in Gröba haben sie sich aus unterschiedlichen Gründen entschieden. "Ich wollte schon länger Tischlerin werden", erzählt Annalena Hammer.

Trotzdem habe sie sich zunächst noch zu einer Verkäuferinnen-Lehre im Schuhgeschäft überreden lassen. Das war aber nichts für sie. "Ich merke jetzt schon, dass ich hier hingehöre", erklärt die Strehlaerin. Luca Bernhardt wollte dagegen vor dem Architektur-Studium noch einmal etwas anderes ausprobieren. "Das hier klang vielversprechend, und ich bin sehr froh darüber." Zumal man bei der Jugendbauhütte auch etwas Bleibendes schaffe.

Geht alles nach Plan, dann sind die Aufräumarbeiten bis Dezember abgeschlossen. Anschließend sind die Architekten am Zug, ehe dann womöglich 2023 die ersten Arbeiten stattfinden. Alles eine Frage des Geldes und der verfügbaren Handwerker, sagt Heiko Bieber. Idealerweise werden dann die Teilnehmer der Jugendbauhütte gemeinsam mit den Handwerksfirmen im Gebäude arbeiten können.