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Jeder achte Gastro-Betrieb in Sachsen insolvenzgefährdet - Tendenz steigend

In Sachsen wächst die Insolvenzgefahr in der Gastronomiebranche. Jeder achte Betrieb steht derzeit vor der finanziellen Pleite. Wegen der Anhebung der Mehrwertsteuer könnten es noch mehr werden.

Von Fionn Klose
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Viele Gastro-Betriebe in Sachsen sind finanziell nicht gut aufgestellt. Die Lage könnte sich in der Zukunft noch verschärfen.
Viele Gastro-Betriebe in Sachsen sind finanziell nicht gut aufgestellt. Die Lage könnte sich in der Zukunft noch verschärfen. © dpa

Dresden. Viele Gastronomiebetriebe in Sachsen befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten. Ristorante Da Vito in Leipzig, der Catering-Dienstleister B2M2, die Kaffeerösterei Two Friends Coffee aus Meißen, das Restaurant Filetstück aus Zwickau oder die Pommes-Kette Frittz. Sie alle stecken gerade in Insolvenzerfahren. Das "Falco", ehemals Sachsens bestes Restaurant, musste schließen, weil es sich finanziell nicht mehr trug.

In Sachsen sind viele Gastronomiebetriebe insolvenzgefährdet. Laut Zahlen des Informationsdienstleisters Crif waren im August 2023 747 Unternehmen insolvenzgefährdet, das sind 12,5 Prozent aller 5.973 analysierten Betriebe in Sachsen.

Doch immer mehr Betrieben im Freistaat droht die Pleite. Im November stieg die Zahl der gefährdeten Unternehmen um 4,6 Prozent auf 781. Sachsen liegt damit im Mittelfeld im bundesweiten Vergleich. In Deutschland sind insgesamt rund 15.000 Restaurants, Cafés und Imbisse von der Zahlungsunfähigkeit bedroht. Im Januar 2020, vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl insolvenzgefährdeter Gastronomiefirmen bei 10,7 Prozent, also 12.662 Betrieben. Gastronomen in Berlin leiden den Crif-Zahlen zufolge besonders: 16,5 Prozent der Betriebe sind gefährdet. In Bayern und Rheinland-Pfalz ist das Insolvenzrisiko mit 10,5 Prozent am geringsten.

Anhebung der Mehrwertsteuer gefährdet Gastro-Betriebe

"Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie sieht sich die Gastronomiebranche mit zahlreichen Problemen konfrontiert", sagt Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von Crif Deutschland. "Diese umfassen steigende Inflation, höhere Energie- und Arbeitskosten sowie den wachsenden Trend hin zu Home-Office." Die Anhebung der Mehrwertsteuer werde die finanziell angeschlagene Lage der Gastro-Betriebe weiter verschärfen.

Wegen der Energiekrise gilt aktuell in der Gastronomie ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Speisen - jedoch nur noch bis zum Ende dieses Jahres. Er wurde in der Corona-Pandemie 2020 eingeführt. Ab 2024 sollen sie in Restaurants wieder mit 19 Prozent besteuert werden. Das könnte zu mehr Insolvenzen in der Gastronomie führen, so Crif.

Sachsen will reduzierte Steuer um drei Jahre verlängern

An den Plänen der Ampelkoalition gibt es Kritik. Auch von Gastronomen aus Sachsen. "Fatal" sei das Signal für die Bürger, denn nicht nur essen gehen werde teurer, sondern die Essensversorgung überhaupt in Kantinen, Pflegeheimen oder anderen Einrichtungen, sagt Axel Klein, Chef des Dehoga-Landesverbands in Sachsen.

Alexander Dierks, Generalsekretär der Sächsischen Union, kritisierte: "In einer Zeit, in der wir in allen Bereichen des Lebens eine starke Teuerung erleben, überfordert die Ampel vor allem Gastronomen, aber auch deren Gäste mit ihrem Steuerhammer." Es dürfe nicht zu einem flächendeckenden Betriebsstreben in der Gastronomie kommen.

Der Freistaat will sich für eine Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer starkmachen. Sachsen will diese Regelung um drei Jahre verlängern. Das Kabinett hat einen entsprechenden Antrag in den Bundesrat eingebracht. Bisher hat sich die Regierung noch nicht auf eine Verlängerung des ermäßigten Steuersatzes verständigt. (mit dpa)