SZ + Update Pirna
Merken

Waldbrand: Basteibrücke wieder frei - Polizei hat heiße Spur

Nach dem Bastei-Brand musste die Touristenattraktion in der Sächsischen Schweiz gesperrt werden. Besucher und Einheimische müssen trotzdem einiges beachten.

Von Anja Weber & Marko Förster & Daniel Förster
 13 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Nach dem Waldbrand in der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde die Steinbrücke und die Felsenburg gesperrt.
Nach dem Waldbrand in der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde die Steinbrücke und die Felsenburg gesperrt. © Steffen Unger

Donnerstag, 21. Juli:

Das Tourismusziel Nummer 1 in der Sächsischen Schweiz, die Bastei, kann wieder uneingeschränkt besucht werden. Die Feuerwehren haben die Schläuche eingerollt, die Technik abtransportiert. Und schon am Donnerstag stürmten die Gäste die Basteibrücke. Sicherlich auch, um einen Blick auf die Stelle zu erhaschen, die in der Nacht vom Sonntag zum Montag lichterloh in Flammen stand und für Angst und Entsetzen sorgte. Dank derer, die alle beim Löschen des Brandes geholfen haben, konnte auch ein Übergreifen auf Häuser und auf das Berg- und Panoramarestaurant Bastei verhindert werden. Dort greift man jetzt hart durch.

Schon jetzt stehen auf dem Parkplatz an der Bastei und auf dem Weg zur Basteibrücke Schilder, dass dort Rauchen verboten ist. Nur kaum einer hält sich dran, zumal in der Außengastronomie des Restaurants bislang Rauchen erlaubt war. Bastei-Wirtin Petra Morgenstern will das jetzt offenbar verbieten. Das ist nicht die einzige Einschränkung mit der Besucher und Einheimische im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge jetzt leben müssen.

In den nächsten Tagen werden Nationalparkwächter und Ordnungsämter verstärkt kontrollieren, ob die Wanderer auf den Waldwegen bleiben und nachts zwischen 21 Uhr und 6 Uhr niemand mehr herumgeistert. Das Betretungsverbot hatte das Landratsamt am Mittwoch ausgesprochen. Es soll bis auf Widerruf gelten. Das heißt, dass derzeit auch niemand zum Pilzesammeln in den Wäldern des Landkreises umherstreifen darf.

Die Polizei hat eine heiße Spur

Nach dem Waldbrand sind bei der Polizei mehrere Hinweise eingegangen. Im Zuge der Ermittlungen gehe man Hinweisen nach, dass die Insassen eines weinroten Mercedes-Sprinter mit dänischem Kennzeichen mit dem Brand in Verbindung stehen könnten.

Die Polizei fragt: Wer hat Wahrnehmungen im Zusammenhang mit dem Brand gemacht? Wer hat den weinroten Mercedes Sprinter mit dänischem Kennzeichen im Bereich der Bastei beziehungsweise im Gebiet des Elbsandsteingebirges beobachtet? Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Rufnummer 0351 483 22 33 entgegen.

Derzeit herrscht noch immer die Waldbrandstufe 4. Außerdem appelliert das Landratsamt an mehr Zivilcourage. Wer rauchende oder Feuer machende Waldbesucher antreffe, soll sie auf die Gefahren hinweisen. Auch achtlos aus dem Autofenster geworfene, noch glimmende Zigarettenreste haben schon Wald- und Vegetationsbrände verursacht. Wird ein Waldbrand erkannt, ist sofort die Feuerwehr über Notruf 112 zu verständigen.

Mittwoch, 20. Juli:

Nach dem verheerenden Waldbrand unterhalb der Basteibrücke in der Sächsischen Schweiz haben Nationalparkwacht und Feuerwehrleute immer wieder neue Glutnester aufgespürt. Das ist in dem unwegsamen Gebiet an der Rahmhanke gar nicht so einfach. Unterstützt wurden sie dabei auch von der Bundespolizei per Hubschrauber. Außerdem war das DRK-Drohnenteam des Kreisverbandes Sebnitz im Einsatz.

"Wir wurden von Feuerwehr und Polizei angefordert, um nach weiteren möglichen Glutnestern zu suchen. Außerdem konnte man sich mittels der Drohne ein Bild davon machen, wie groß die Brandfläche überhaupt ist", sagt Jan Koberger. Ziel sei es, die Feuerwehren zu unterstützen, weil man eben von oben in solchen Fällen mehr sehen könne.

Das Drohnenteam des DRK-Kreisverbandes Sebnitz war im Einsatz, um Glutnester unterhalb der Basteibrücke aufzuspüren.
Das Drohnenteam des DRK-Kreisverbandes Sebnitz war im Einsatz, um Glutnester unterhalb der Basteibrücke aufzuspüren. © Feuerwehr
Das DRK Drohnen-Team vom Kreisverband Sebnitz im Einsatz im Kurort Rathen.
Das DRK Drohnen-Team vom Kreisverband Sebnitz im Einsatz im Kurort Rathen. © Feuerwehr

Die "Bodentruppen" im Basteigebiet sind ausgestattet mit Löschrucksäcken, Hacken, einer mobilen Löschwasserzisterne und einer leistungsfähigen kleinen Pumpe. Sie löschen damit die Glutnester, die teilweise auch außerhalb des eigentlichen Bereichs liegen. Außerdem wurde auch ein Faltbecken aufgestellt, welches etwa zwei Kubikmeter Wassern speichern kann. Das Feuer unterhalb der Basteibrücke war in der Nacht zum Montag ausgebrochen.

Mittwochmittag haben die ersten Aufräumarbeiten begonnen, informiert die Freiwillige Feuerwehr von Rathen.

Immer wieder finden die Höhenretter der Feuerwehr Glutnester und sind bei waghalsigen Löscheinsätzen gefordert.
Immer wieder finden die Höhenretter der Feuerwehr Glutnester und sind bei waghalsigen Löscheinsätzen gefordert. © Marko Förster

Bei der gegenwärtigen Waldbrandgefahrenstufe 4 sei davon auszugehen, dass die gefährliche Situation noch längere Zeit anhalte und die Schlauchleitung über die Basteibrücke dennoch benötigt werde. "Für Besucher sind deshalb zwar die Bushaltestelle, die Basteiaussicht und der Aussichtspunkt elbabwärts noch erreichbar, aktuell aber kein Zugang zur Basteibrücke und zur Felsenburg möglich", heißt es aus der Nationalparkverwaltung.

Mit der Shisha-Pfeife auf der Bastei

Inzwischen verdichten sich wohl auch die Hinweise, dass es tatsächlich Brandstiftung gewesen sein könnte, egal ob nun fahrlässig oder vorsätzlich. Gegenüber dem MDR hatte der Einsatzleiter der Feuerwehr bereits am Montag gemutmaßt, dass jemand von der Basteibrücke achtlos eine Zigarettenkippe geschnippt hat. Darauf deute der nächtliche Ausbruch des Brandes zumindest hin.

Ein "Bild"-Reporter will zudem am Sonntag junge Männer mit zwei Shisha-Pfeifen auf einem Felsvorsprung an der Bastei bemerkt haben. Die Pfeifen werden mit Shisha-Kohle angezündet. Diese wiederum wird mit einer Zange über den Flammen gehalten. Der Polizei liege ein entsprechendes Foto vor. Man wolle von den Männern wissen, ob sie etwas beobachtet haben und wie lange sie dort waren, so die Polizeidirektion Dresden am Mittwoch.

Wie die Polizei weiter mitteilte, sind bereits mehrere Hinweise eingegangen. Diese werden nun ausgewertet. Eine heiße Spur war aber offenbar noch nicht dabei. Deshalb sucht die Polizei auch nach weiteren Zeugenhinweisen. Wer hat Wahrnehmungen im Zusammenhang mit dem Brand gemacht? Wer hat verdächtige Personen beobachtet, die sich am Sonntagnachmittag oder danach im Bereich zwischen der Aussicht Kanapee und dem Neurathener Felsentor aufgehalten haben? Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter 0351 483 22 33 entgegen.

Schon jetzt steht fest, eine genaue Schadenshöhe wird wohl nie zu beziffern sein. Denn, wie Nationalparksprecher Hanspeter Mayr bereits informierte, wurden zum Teil 200 Jahre alte Baumbestände vernichtet. Dazu kommt, dass dieses Gebiet ein idealer Rückzugs- und Brutort für Fledermäuse, Insekten und Vögel gewesen ist.

Bündnisgrüne fordern Sperrung des Nationalparks bei hoher Gefahr

Nach dem Brand an der Bastei haben die Bündnisgrünen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge konkrete Schutzmaßnahmen gefordert. Der unachtsame Umgang einiger weniger werde immer mehr zur Gefahr, sagte Nino Haustein, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Kreisverband. Er kritisierte das fahrlässige Entzünden von Bränden durch weggeworfene Zigaretten oder Lagerfeuer. „Es ist daher sinnvoll, den Zugang zum Nationalpark bei hohen Waldbrandstufen und absehbaren Hitzeperioden einzuschränken“, führt er weiter aus. Den Zugang zeitweise vollends zu untersagen, sei an manchen Tagen eine notwendige Option.

Dienstag, 19. Juli:
Der Schock im Kurort Rathen und auf der Bastei sitzt tief. Nach dem verheerenden Waldbrand unterhalb der berühmten Basteibrücke wird eine erste Schadensbilanz gezogen. Nur durch den Einsatz von insgesamt 115 Feuerwehrleuten aus 13 Orten in der Sächsischen Schweiz und der Mannschaft der Heidenauer Höhenretter am extrem gefährlichen Steilhang konnte noch Schlimmeres verhindert werden. „Durch die Bekämpfung der Glutnester konnten Gefahren für die Wohnhäuser im Kurort Rathen abgewendet werden“, sagt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr.

Auch Dienstagnachmittag sind noch Feuerwehrleute und die Mitarbeiter des Nationalparks an der Bastei im Einsatz.
Auch Dienstagnachmittag sind noch Feuerwehrleute und die Mitarbeiter des Nationalparks an der Bastei im Einsatz. © Marko Förster

Man hatte gehofft, einige Wege schon wieder freigeben zu können, doch der erneute Ausbruch verhindere das. Aktuell ist die Basteibrücke und die Felsenburg Neurathen noch gesperrt, da dort Schlauchleitungen der Feuerwehr liegen. Der Weg zur Basteiaussicht ist aber frei.

An der Kanapee Aussicht steht auch ein Faltbecken mit zwei Kubikmeter Wasser zum Löschen, Jörg Roß, Mitarbeiter im Nationalpark Sächsische Schweiz löscht auch am Dienstagnachmittag noch Glutnester.
An der Kanapee Aussicht steht auch ein Faltbecken mit zwei Kubikmeter Wasser zum Löschen, Jörg Roß, Mitarbeiter im Nationalpark Sächsische Schweiz löscht auch am Dienstagnachmittag noch Glutnester. © Marko Förster

Die Nationalparkwacht hat am Montagabend die Brandwache übernommen. Die Freiwillige Feuerwehr aus Rathen hat am Dienstagmorgen wieder Stellung im Brandgebiet bezogen. Vor Ort ist auch die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf. „Dank neuer Ausrüstung, die wir gemeinsam mit der Ottendorfer Feuerwehr zusammengestellt und damit trainiert haben, konnte schon ein noch verbliebenes Glutnest im Steilhang gelöscht werden“, sagt Mayr. Komplett gelöscht ist der Brand an der Bastei aber noch nicht. Am Dienstagnachmittag loderten plötzlich Flammen am Tietkestein. Seitdem ist die Feuerwehr dort im Einsatz, teilt die Nationalparkverwaltung am späten Nachmittag mit. Ein weiterer Brandherd Richtung Hirschgrund bei Rathen konnte gelöscht werden.

Die Höhenretter der Freiwilligen Feuerwehr Heidenau im Einsatz an der Bastei.
Die Höhenretter der Freiwilligen Feuerwehr Heidenau im Einsatz an der Bastei. © Marko Förster

Den beiden verletzten Feuerwehrleuten geht es wieder besser. Manche Feuerwehrleute waren bis zu 20 Stunden im Einsatz, um vor allem auch die immer wieder aufflammenden Glutnester zu löschen.