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Was wird aus dem Bike-Park für Sebnitz?

Die Pläne für das Mountainbike-Areal bei Sebnitz sind fast fertig. Was fehlt, ist ein Okay aus der Landeshauptstadt. Währenddessen wächst die Konkurrenz.

Von Dirk Schulze
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B wie Blockline: Im Erzgebirge wurde kürzlich eine weitere Mountainbike-Route eröffnet. Für die Sächsische Schweiz heißt es noch warten.
B wie Blockline: Im Erzgebirge wurde kürzlich eine weitere Mountainbike-Route eröffnet. Für die Sächsische Schweiz heißt es noch warten. © Egbert Kamprath

Sebnitz soll sich zum Mountainbike-Zentrum in Ostsachsen entwickeln. Dieses Ziel hatte Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) zu Jahresbeginn im Gespräch mit Sächsische.de ausgegeben. Kern der Vision ist ein Bike-Park im Dreieck zwischen Sebnitz, Neustadt und dem tschechischen Dolni Poustevna, den die drei Städte gemeinsam errichten wollen. 

Dabei könnte mit neu angelegten Trails, bestehenden Waldwegen und Verbindungen nach Tschechien und Richtung Lausitz ein Streckennetz von insgesamt 150 Kilometern Länge entstehen. Das sind die Dimensionen, die Ruckh im Januar 2020 öffentlich machte. Zuvor war das seit 2017 angedachte Projekt noch einige Nummern kleiner. 

Am Rande der Sächsischen Schweiz entstünde damit ein Bike-Areal, das deutlich ausgedehnter wäre als der Singletrek pod Smrkem im Isergebirge , der mit 80 Kilometern Trails jährlich Zehntausende Biker ins tschechische Nove Mesto pod Smrkem lockt. 

Warten auf Minister-Termin

Nach dieser Ankündigung wurde es einmal mehr ruhig um das Projekt. Mit der Corona-Pandemie hatten alle Beteiligten zunächst dringendere Aufgaben zu lösen. Aus dem Sinn ist der Bike-Park aber nicht. 

Die Initiatoren warten weiterhin auf einen Gesprächstermin mit Mitgliedern der sächsischen Landesregierung in Dresden. Der Sebnitzer OB Mike Ruckh und sein Neustädter Amtskollege Peter Mühle (NfN) wollen dort mit Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) und Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) an einen Tisch kommen, um den beiden Ressortchefs gemeinsam das Vorhaben zu erörtern. 

Bereits vor den Sommerferien habe man dies mit Tourismusministerin Klepsch verabredet, erklärte Ruckh jüngst im Sebnitzer Stadtrat. Trotz einer Nachfrage sei das Gespräch bisher nicht zustande gekommen. Jetzt wollen sich die Bürgermeister noch einmal schriftlich in Erinnerung rufen, kündigte Ruckh an.

Tourismus kontra Naturschutz

In der Abwägung zwischen Tourismus und Naturschutz muss sich letztlich entscheiden, ob der Bike-Park kommt - oder eben nicht. Die Kommunen versprechen sich Großes davon. Der Bike-Park soll die Region um Sebnitz vor allem für jüngere Touristen attraktiver machen und neue Zielgruppen erschließen. 

In der Sächsischen Schweiz mangelt es bislang an passgenauen Angeboten für Mountainbiker. Im Nationalpark ist das Radfahren nur auf wenigen, eigens ausgewiesenen Routen erlaubt. Die Kapazitätsgrenzen des Schutzgebiets gelten mittlerweile allein durch den enormen Andrang an Wanderern als erschöpft. 

Mit dem anhaltenden E-Bike-Booms steigt gleichzeitig die Nachfrage nach Radstrecken in allen Alters- und Schwierigkeitsklassen. Wenn man den Nationalpark zum Schutz der Natur entlasten wolle, dann müsse man eben in der Nachbarschaft andere Flächen bereitstellen, argumentierte der Sebnitzer OB schon 2019. 

Wald so gefährdet wie nie

Doch vor allem seitens des Sachsenforsts gibt es Bedenken gegen das Projekt. Die konnte auch eine gemeinsame Exkursion in den Bike-Park in Nove Mesto pod Smrkem offenbar nicht ausräumen. Schon im November 2018 hatten die Initiatoren des Projekts einige Verantwortliche des Forstbezirks Neustadt dorthin eingeladen, Testfahrt inklusive.      

Der Zustand des Waldes hat sich seitdem nicht verbessert - nach mehreren Dürrejahren, Sturmschäden und Borkenkäferbefall geht es ihm so schlecht wie wohl nie zuvor. Erst im Mai besuchte Umweltminister Wolfram Günther den Sebnitzer Wald. Dieses Waldgebiet an der Landesgrenze zu Tschechien gilt als Musterbeispiel für einen gelungenen, naturnahen Waldumbau. Weil hier besonders viele verschieden Arten wachsen, sind die die Schäden im Vergleich zu anderen Wäldern bislang gering.

Der Bike-Park soll im Wesentlichen nicht in diesem Waldstück, sondern nördlich von Sebnitz rings um den Gerstenberg bei Rugiswalde entstehen. Bei dem Ministerbesuch, einer internen Veranstaltung des Sachsenforsts, waren die von den umliegenden Städten gewünschten Bike-Strecken kein Thema. 

Angebot im Erzgebirge wächst

Der Wettbewerb um die Gäste unterdessen wächst. Erst am 12. Oktober wurde im Erzgebirge in Anwesenheit von Tourismusministerin Barbara Klepsch die Blockline eröffnet - eine insgesamt 140 Kilometer lange Mountainbike-Route, die in drei Schleifen von Seiffen im Westen bis nach Altenberg im Osterzgebirge führt. Die ausgeschilderte Tour ist eher familientauglich ausgerichtet und unterscheidet sich von einem Bike-Park dadurch, dass sie über bereits bestehende Wege führt und dafür keine neuen Trails quer durch den Wald angelegt wurden.

Die neue Blockline ergänzt den bereits bestehenden Stoneman Miriquidi im Erzgebirge, eine anspruchsvolle 162-Kilometer-Strecke rings um den Fichtelberg, die schon seit 2014 den Sommertourismus im Erzgebirge belebt. Ganz in der Nähe existiert mit dem Trailcenter Rabenberg zudem ein großer Bike-Park. 

In der Tourismusstrategie 2025 des Freistaats ist als eines der Ziele explizit die "grenzübergreifende Entwicklung Sachsens zu einer der führenden Mountainbike-Destinationen" definiert. Genau daran wollen Sebnitz und Neustadt mit ihrem tschechischen Nachbarn andocken.

Eine Studie, die auch das wirtschaftlichen Potential des Bike-Parks beleuchtet, hat das Sebnitzer Rathaus bereits fast fertig vorliegen. Ob weitere Energie in das Projekt fließen wird, hänge letztlich davon ab, wie sich die Landesregierung dazu positioniert, erklärte OB Mike Ruckh. Erste Ergebnisse der Studie will Ruckh unabhängig davon im November dem Stadtrat in Sebnitz vorstellen.  

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