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Corona-Schnelltests an der Autobahn

Am Freitag soll ein Testzentrum bei Kodersdorf öffnen. Das würde die Lage deutlich entspannen. Doch der Ärger über die Testpflicht ist noch immer groß.

Von Matthias Klaus
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Christiane Streuber, Pharmazeutisch-Technische Assistentin in der Neuen Apotheke in Kodersdorf zeigt einen Coronavirus-Schnelltest.
Christiane Streuber, Pharmazeutisch-Technische Assistentin in der Neuen Apotheke in Kodersdorf zeigt einen Coronavirus-Schnelltest. © Martin Schneider

Bei Maria Scholze geht es gerade hektisch zu. Zum einen ist Montagvormittag, da ist in der Neuen Apotheke in Kodersdorf sowieso viel Betrieb. Zum anderen bietet die Filiale Corona-Schnelltests an - als eine der wenigen in Görlitz und Umgebung, im Landkreis. "Wir machen das vor allem, um die Unternehmen hier vor Ort zu unterstützen", sagt die Chefin.

Voller Kalender für Schnelltests in der Apotheke

Drei Tage pro Woche sind die Schnelltests im Angebot, Montag, der 11. Januar, ist der erste Tag. Maria Scholze und ihr Team hatten ursprünglich damit gerechnet, dass heute die neue Testpflicht für Grenzpendler und Grenzgänger starten würde und sich entsprechend vorbereitet. Dann kam die Verschiebung des Termins auf den 18. Januar. "Unser Kalender ist voll. Aber mit dem neuen Start der Testpflicht werden auch Termine verschoben, deshalb haben wir Stress", sagt Maria Scholze. Aber vielleicht entzerre sich mit der Verschiebung auch das Prozedere ein wenig.

Es sind vor allem Firmen aus dem Gewerbegebiet Kodersdorf, die in der Neuen Apotheke polnische Mitarbeiter testen lassen wollen. Allein das Sägewerk HS Timber Productions beschäftigt 150 Kollegen aus dem Nachbarland, beim Felgenhersteller Borbet sind es ungefähr ebenso viele. Andere Unternehmen in und um Görlitz betrifft die drohende Testpflicht ebenso, etwa Birkenstock. Rund 60 Prozent der 1.300 Mitarbeiter kommen aus Polen.

Pro Stunde 65 Tests bei Covimedical

Mitarbeiter, die nun in absehbarer Zeit einmal pro Woche getestet werden müssen. Entlastung für hiesige Ärzte, Apotheken soll es ab Freitag geben. Dann eröffnet die Covimedical GmbH aus Dillenburg an der Aral-Tankstelle auf dem Rasthof Kodersdorf an der Autobahn ein Schnelltest-Zentrum. Üblicherweise baut das Unternehmen Doppel-Bürocontainer als Testzentrum auf. Pro Stunde und Doppel-Container können 65 Personen getestet werden, heißt es von Covimedical. Ein Test kostet 34,90 Euro und ist von der Krankenkasse erstattungsfähig.

"Der Test selbst dauert nur zwei Minuten, und das Ergebnis wird bereits nach 15 Minuten per E-Mail in Form eines Zertifikats als PDF zur Vorlage für Grenzgänger zur Verfügung gestellt", so Firmensprecher Oliver Gerhardt. Für Unternehmen könne zudem ein Nachweis für das sächsische Staatsministerium erstellt werden, das ihre Mitarbeiter getestet wurden. Die Teststation kann auch von Privatpersonen genutzt werden. Für die Terminvergabe muss man sich über eine Internetseite anmelden. Erste Termine für Freitag waren am Montag bereits vergeben. Größere Firmen können ein mobiles Testteam anfordern. Das ist ab 150 Testungen pro Tag möglich.

An der Kodersdorfer Aral-Tankstelle, links im Bild, soll Freitag ein Testzentrum für Corona öffnen.
An der Kodersdorfer Aral-Tankstelle, links im Bild, soll Freitag ein Testzentrum für Corona öffnen. © André Schulze

Von 100 Erkrankten, heißt es bei Covimedical, werden mit den eingesetzten Tests über 98 auch als krank erkannt. Positive Ergebnisse werden durch das Ärzte-Team an das Gesundheitsamt gemeldet.

Test auch in Polen möglich

Derweil besteht auch in Polen selbst die Möglichkeit für polnische Pendler, sich auf Corona testen zu lassen, zum einen im Krankenhaus Zgorzelec. Dort ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Zum anderen im Laboratorium Boleslawiec, Telefon 0048 502194830. Das Labor soll rund 1.000 Tests pro Woche schaffen.

Inzwischen reißt die Kritik an der bevorstehenden Testpflicht für Grenzpendler nicht ab. Der Unternehmerverband Niederschlesien hat sich mit einem entsprechenden Schreiben an Landrat Bernd Lange gewandt. Er solle seinen Einfluss auf die Staatsregierung geltend machen. Auch wenn die Testpflicht auf einmal pro Woche begrenzt wird, "betrachte ich dies als diskriminierend und dem europäischen Gedanken nicht zuträglich", so Roland Jäckel, Vorsitzender des Unternehmerverbandes. Mitarbeiter beispielsweise aus Reichenbach, Kreba, Mücka oder Rothenburg könnten das Virus genauso mitbringen wie Mitarbeiter aus dem Raum Zgorzelec, heißt es in dem Brief.

Weiter Kritik an der Testpflicht für Grenzpendler

Landrat Bernd Lange solle sich für "gleiche und faire Bedingungen in der Corona-Schutzverordnung" einsetzen und entsprechend auf die Staatsregierung einwirken. "Wir sind alle bemüht, uns an die Regeln zu halten und die Pandemie so schnell wie möglich zu beenden, aber bitte mit gleichen Bedingungen für alle", so Roland Jäckel.

Im Görlitzer Rathaus traf sich Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) inzwischen mit Vertretern unter anderem des Klinikums, des DRK und der Europastadtgesellschaft zum Thema Corona-Schnelltests. "Unabhängig von der geplanten regelmäßigen Testpflicht für Pendler werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich weiterhin Bedarf an Schnelltests haben", so der Oberbürgermeister. Deshalb sollen nun alle Apotheken in der Stadt gefragt werden, ob sie sich beteiligen können. Wo es logistisch notwendig sei, wolle die Stadt Unterstützung anbieten.

OB Ursu will Apotheken der Stadt einbinden

Die Neue Apotheke mit ihrer Filiale in Kodersdorf hat ihren Stammsitz auf der James-von-Moltke-Straße. Maria Scholze kann sich nicht vorstellen, hier Corona-Tests anzubieten. "Das geht schon allein wegen der Räumlichkeiten nicht", sagt sie. Für die Tests werden extra Räume benötigt, zudem ein extra Eingang, damit die Testpersonen nicht mit den anderen Kunden in Kontakt kommen. Außerdem muss das Personal entsprechend geschult sein. Für die Neue Apotheke bleibt es deshalb bei den Tests in Kodersdorf.

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