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Dresdens bester Läufer und seine Olympia-Pläne

Karl Bebendorf erreicht im Training neue Bestwerte. Trotzdem verzichtet Deutschlands bester Hindernisläufer auf die Hallen-Meisterschaften in Leipzig - und startet stattdessen in Kasachstan. Er hat seine Gründe.

Von Michaela Widder
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Wie gut ist schon die Form? Der Dresdner Hindernisläufer Karl Bebendorf startet am Wochenende bei einem Meeting in Astana.
Wie gut ist schon die Form? Der Dresdner Hindernisläufer Karl Bebendorf startet am Wochenende bei einem Meeting in Astana. © fast lane production

Dresden. Von der portugiesischen Sonne in die kasachische Kälte. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Erst vor einer Woche kam Karl Bebendorf aus dem Trainingslager in Monte Gordo an der Algarve zurück, am Donnerstag saß er schon wieder im Flieger – diesmal in die andere Richtung.

Astana lautet das Ziel, und die Höchsttemperaturen sind dort auch zweitstellig, allerdings im Minusbereich. Der Hindernisläufer aus Dresden startet am Samstag beim World Indoor Meeting in der Millionenmetropole. Es wird sein erstes und gleichzeitig letztes Rennen in der Hallen-Saison sein. Weil es keine Hindernisse unterm Hallendach gibt, wird er 3.000 Meter laufen.

„Ich sehe das Rennen als gutes Training“, sagt Bebendorf und freut sich auf einen neuen Ort auf der Wettkampf-Länderkarte. „Die Zeitverschiebung beträgt fünf Stunden, ich werde weiter in der deutschen Zeit leben in der Hoffnung, dass das nicht utopisch anstrengend für meinen Körper wird.“ Bebendorf will über die Nebenstrecke seine Form testen und „schauen, was möglich ist“.

Laufbandtest: "Ich bin auf Best-Niveau"

Ein Laufbandtest am Montag am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig verlief vielversprechend. „Ich bin auf Best-Niveau und komme in neue Leistungsbereiche“, sagt der 27-Jährige. Dass er dennoch nur einen Wettkampf bestreitet und somit auch auf die Deutschen Hallenmeisterschaften Mitte Februar in Leipzig verzichtet, hat einen Grund – und der heißt Paris.

„Mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele. Ich nutze die Zeit lieber weiter fürs Training, da die EM auch in diesem Jahr schon so früh ist“, erklärt Bebendorf. Möglicherweise läuft er bis zur EM im Juni nur ein Hindernisrennen. Die Olympia-Norm liegt bei 8:15 Minuten, damit vier Sekunden unter seiner Bestzeit.

Eine 4-Sekunden-Steigerung ist dem EM-Fünften zwar in der vorigen Saison gelungen, damit kann er nicht noch mal rechnen. Für Deutschlands besten Hindernisläufer ist der zweite Weg nach Paris wahrscheinlicher, und der führt über die Weltrangliste. Auf Platz 26 liegt Bebendorf derzeit, das sei schon mal ganz gut, meint er.

Regelmäßiger Besucher im Immunanalyse-Zentrum

Zwar war er jetzt erst im Januar in Portugal im Casino, Lust auf Pokerspiele hat er trotzdem nicht. „Bei der EM will ich so gut laufen und noch mal Punkte sammeln, dass ich mir keine Gedanken um Olympia mehr machen muss.“ Ein konkretes Ziel für Rom gibt er jetzt allerdings noch nicht aus. Bebendorf ist zuversichtlich.

Aus dem vergangenen Jahr, das mit Pfeifferschen Drüsenfieber begonnen hatte, dann aber mit Bestzeit, fünftem Meistertitel und WM-Start besser gelaufen war, als man es zum gleichen Zeitpunkt 2023 erwarten konnte, hat er viel gelernt. Das Gesundheitsthema habe er sich großgeschrieben. Als regelmäßiger Besucher im Immunanalyse-Zentrum Dresden werden seine Nährstoffe überwacht, damit es gar nicht erst zu Mangelerscheinungen kommt. „Ich habe das Gefühl, dass ich so stabil bin wie nie.“

Und das merkt er auch im Training, das er mit Dietmar Jarosch 2022 ein wenig umgestellt hat. In Belastungswochen spult er schon mal 150 bis 160 Kilometer ab. Umfänge, die ihn früher „gekillt“ hätten, wie er meint, verkraftet sein Körper mittlerweile viel besser.

Schon im Februar geht es ins nächste Trainingslager nach Südafrika – zunächst allein nach Dullstroom auf 2.000 Meter Höhe und anschließend nach Potchefstroom, zum Verbandslehrgang. Dass er die ersten beiden Wochen ganz allein trainiert, stört ihn nicht. Im Gegenteil. „Ich brauche keinen Trainingspartner“, meint er. „Ich mag das nicht, weil ich mich dann zu sehr mit anderen Läufern vergleiche und mich dann möglicherweise verrückt mache, was bei denen auf dem Plan steht.“ Karl Bebendorf hat seinen eigenen Plan. Und den verfolgt er konsequenter denn je.