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Dynamos Sportchef hält nach dem 0:0 an Anfang fest

Wieder kein Sieg, wieder Pfiffe von den Fans: Dynamo verabschiedet sich mit einer Nullnummer gegen den FSV Zwickau in die WM-Winterpause. Doch an Trainer Markus Anfang wird trotzdem nicht gerüttelt - die Analyse und Reaktionen.

Von Daniel Klein
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Trainer Markus Anfang kann nicht mehr hinsehen. Auch im sechsten Spiel in Folge bleibt Dynamo sieglos.
Trainer Markus Anfang kann nicht mehr hinsehen. Auch im sechsten Spiel in Folge bleibt Dynamo sieglos. © dpa/Robert Michael

Dresden. Nach dem Schlusspfiff feierten nur die Fans im Gästeblock. Die Dynamo-Anhänger pfiffen die eigene Mannschaft, die sich nur bis zur Strafraumgrenze vorwagte, wütend aus. Mit einer Nullnummer gegen den Tabellen-16. FSV Zwickau gehen die Dresdner in die Winterpause, blieben im sechsten Spiel in Folge sieglos, schossen erneut kein Tor und sind weit von den eigenen Ansprüchen und den Aufstiegsplätzen entfernt. "Ich habe absolutes Verständnis für die Fans", erklärte Kapitän Tim Knipping. "Dieses Gefühl nehmen wir jetzt in die nächsten acht Wochen mit."

Muss Trainer Markus Anfang um seinen Job fürchten?

Die Entwicklung spricht absolut gegen ihn. Doch Sportchef Ralf Becker, der ihn entlassen müsste, stellte sich direkt nach dem Spiel erneut demonstrativ hinter ihn. „Wir reden hier überhaupt nichts schön. Wir sind total unzufrieden mit der Entwicklung und auch mit diesem Spiel", erklärte Becker bei Magenta TV. "Wir haben einen sehr guten Trainer, aber wir haben gerade Probleme, das auf den Platz zu bringen, was wir uns vorstellen. Das werden wir gemeinsam angehen.“ Auf die Nachfrage, ob das bedeutet, dass er mit Anfang weitermachen will, antwortete er: "Ja, wir machen weiter."

Der Trainer selbst zeigte sich enttäuscht. "Es tut weh", sagte Anfang. "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir hatten Chancen, wir haben sie nicht gemacht."

Hat Dynamo wieder einen Elfer nicht bekommen?

Wie schon beim vergangenen Heimspiel gegen die zweite Vertretung des SC Freiburg forderten die Dynamo-Spieler mit Vehemenz einen Foulelfmeter. Und das wohl zurecht. Bei seinem Rettungsversuch nach gut einer Stunde traf FSV-Verteidiger Ron Ziegele im Strafraum die Beine von Niklas Hauptmann. Allerdings rollte der Ball seitlich vom Tor weg, sodass Schiedsrichter Patrick Schwengers, der unmittelbar dahinter stand, offenbar glaubte, dass der Abwehrspieler fair geklärt hatte. "Ich habe es mir im Fernsehen angeschaut: Ich treffe erst klar den Ball und dann auch den Gegner", erklärte Ziegele. "Es war eine Risikogrätsche, aber die musste ich machen." Anfang legte sich ebenfalls fest, bewertete die Szene aber komplett anders: "Klarer Elfer." Zwickaus Trainer Joe Enochs fand, dass auch sein Team in der zweiten Hälfte einen Strafstoß hätte bekommen müssen - "beim Handspiel von Gogia".

War das Unentschieden gerecht?

Für Zwickau war es auch angesichts der Elfmeter-Szene sicher ein etwas schmeichelhaftes Remis. Allerdings hatte der FSV in der ersten Hälfte ein klares Chancenplus. Nach dem Schuss von Akaki Gogia (17.) wurde der Gegner gefährlicher und nach anfänglicher Zurückhaltung immer mutiger. Leonhard von Schrötter mit einem abgefälschten Schuss (25.), Maximilian Jansen eine Minute später aus der Drehung und Dominic Baumann, der Dynamo-Keeper Sven Müller umkurvte, aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf, verpassten die Führung jeweils knapp. Verdient wäre sie zu diesem Zeitpunkt durchaus gewesen.

Aus der Kabine kamen die Dresdner dann weitaus schwungvoller, dominierten die Partie fortan und kamen zu Abschlüssen. Gogia (54.) und Paul Will (58.) scheiterten aus der zweiten Reihe jeweils knapp. Der Seitfallzieher von Tim Knipping (78.) segelte über die Querlatte. Der FSV beschränkte sich aufs Kontern, kam nur noch selten zum Abschluss. Ein Versuch von Jansen ging knapp über die Latte (82.). Auf der anderen Seite hatte Kade die letzte Chance für Dynamo. Sein leicht abgefälschter Schuss (83.) segelte übers Dreiangel. "Bis zum 16er machen wir es gut, aber Spiele werden nun mal im Strafraum entschieden", erklärte Knipping. "Uns fehlte in den vergangenen Spielen die letzte Kaltschnäuzigkeit. Es wäre schön, wenn wir mal ein dreckiges 1:0 holen würden. Das würde vieles lösen."

Mit einem artistischen Seitfallzieher versuchte es Tim Knipping (Nr. 4). Doch der Ball flog übers Tor.
Mit einem artistischen Seitfallzieher versuchte es Tim Knipping (Nr. 4). Doch der Ball flog übers Tor. © dpa/Robert Michael

Wie reagierten die Zuschauer auf die Nullnummer?

Vor dem Anpfiff hatten die beiden Fanlager, rund 2.000 Anhänger waren aus Zwickau angereist, die seit 20 Jahren andauernde Freundschaft zwischen den beiden Klubs ausführlich gefeiert. Und zunächst war die Stimmung unter den mehr als 27.000 auf den Rängen auch prächtig, doch im Laufe der ersten Halbzeit wurde es merklich ruhiger - zumindest unter den Dresdner Fans. Nach einem Fehlpass waren sogar erste Pfiffe zu hören. Die zweite Hälfte war auch wegen der vielen Chancen wieder stimmungsvoll. Doch nach dem Ende rollte der K-Block wütend die Transparente ein, es setzte ein gellendes Pfeifkonzert ein.

Welche Folgen hat das 0:0 auf die Tabelle?

Da Spitzenreiter Elversberg und auch der Tabellenzweite Saarbrücken am Samstag gewannen, beträgt der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz nun schon zehn Punkte. Auf den Relegationsplatz sind es acht Zähler, was sich aber noch ändern könnte, wenn 1860 München am Montag gewinnen sollte.

Doch das ist nicht die einzige schlechte Nachricht des Nachmittags. Auch das Verletzungspech bleibt Dynamo treu. Gleich ein Trio humpelte vom Platz. Kyu-Hyun Park (schon nach 20 Minuten mit Schmerzen im Knie), Kevin Ehlers (Oberschenkelprobleme) und Christian Conteh mussten vorzeitig vom Platz.

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