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1:2 gegen Bayreuth: Verspielt Dynamo so den Aufstieg?

Dynamo kassiert gegen den Aufsteiger sogar noch zwei weitere Treffer, die aber nicht anerkannt werden. Trainer Anfang sieht dennoch etwas Positives - die Analyse der Niederlage.

Von Daniel Klein
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Paul Will (r.) schießt den Ball ins eigene Tor, Keeper Stefan Drljaca schaut ungläubig hinterher.
Paul Will (r.) schießt den Ball ins eigene Tor, Keeper Stefan Drljaca schaut ungläubig hinterher. © dpa/Robert Michael

Am Ende konnte Markus Anfang der schmerzlichen Niederlage doch noch etwas Positives abgewinnen. "Vielleicht ist es ganz gut, dass nun keiner mehr über die Serie spricht", erklärte Dynamos Trainer nach dem 1:2 gegen Bayreuth. Zwölf Spiele in Folge hatte seine Mannschaft zuvor nicht verloren, stand erstmals in dieser Saison auf einem direkten Aufstiegsplatz. Ausgerechnet gegen den Drittliga-Neuling aus Franken riss die Erfolgsserie nun. Der Gegner hatte die vergangenen vier Partien verloren und war in die Abstiegszone gerutscht. Gegensätzlicher hätte der Trend vor dem Anpfiff also kaum sein können. Doch die 95 Minuten vom Samstag zeigten, dass diese Statistiken nur bedingte Aussagekraft haben.

Warum stolperte der große Favorit?

In einem Punkt zusammengefasst: Weil Dynamo die großen Möglichkeiten nicht nutzte. Allen voran Christian Conteh narrte die Bayreuther Abwehr in der ersten Hälfte wie er wollte, dribbelte sich bis kurz vors Tor, verpasste aber regelmäßig den richtigen Zeitpunkt zum Abschluss oder Abspiel. "Wir haben kein gutes Spiel gemacht, hatten aber trotzdem genügend Chancen", fand Abwehrchef Tim Knipping. Mit dieser Meinung blieb er nicht allein. Auch Anfang monierte, dass sich seine Spieler da "an die eigene Nase fassen" müssten. "Wenn man ehrlich ist, müssen wir fünf, sechs Tore schießen." Bayreuths Trainer Thomas Kleine sprach vom Quäntchen Glück, das sich seine Mannschaft aber auch erarbeitet hätte.

Viel Glück hatte Bayreuth auf jeden Fall bei der Führung. Die erzielte mit Paul Will ein Dresdner. Eine Flanke versuchte der Mittelfeldspieler mit dem linken Fuß zur Ecke zu klären, doch der Ball sprang ans Schienbein und von dort ins Tor (37.). Der zweite Treffer nach knapp einer Stunde war ein klassischer Konter. Nach einem Fehler von Kulke lief Alexander Nollenberger Dynamo-Kapitän Knipping davon und verwandelte mit einem Schuss an den Innenpfosten. "Wir hatten in der Pause extra angesprochen, dass wir nun noch mehr Kontersituationen abwehren müssen. Umso ärgerlicher ist dann, wie das Tor fiel", ärgerte sich der Trainer.

Hätte Bayreuth mehr Tore erzielen können?

Das hat die Mannschaft auch. Zwei waren es, aber beide wurden vom Schiedsrichter-Gespann nicht anerkannt. Bereits in der 4. Minute fliegt ein Eckball von Erol Zejnullahu auf direktem Weg ins Dynamo-Gehäuse. Keeper Stefan Drljaca faustet den Ball zwar weg, aber wohl erst hinter der Linie. Das lassen zumindest die TV-Bilder vermuten. Die Hawk-Eye genannte Torlinientechnik gibt es in der 3. Liga nicht. Genauso wenig wie die Videoassistenten. Die hätten wohl in der 35. Minute eingegriffen, als Markus Ziereis einen langen Ball mit der Brust annimmt und mit einem Schuss das vermeintliche 1:0 erzielt. Der Schiri-Assistent hob die Fahne, lag da aber wohl knapp daneben.

Wie stark wirft die Niederlage Dynamo zurück?

Das werden die kommenden Wochen zeigen. Direkt nach dem Spiel betonten alle, dass das 1:2 keine Langzeitwirkung hat. "Wir haben schon genügend Rückschläge in diesem Jahr weggesteckt", meinte Knipping. "Vielleicht ist es ja auch der richtige Zeitpunkt, damit bei allen noch mal die Alarmglocken angehen. Wir müssen jetzt den Mund abwischen, haben noch genügend Spiele vor der Brust." Anfang fordert nun eine Reaktion von seinen Spielern, die nächste Gelegenheit bietet sich bereits am Mittwochabend im Sachsenpokal gegen den FSV Zwickau. "Solche Niederlagen tun besonders weh", erklärte Arslan, "aber sie werfen uns nicht um. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, macht auch keinen Sinn."

Selbst Bayreuths Trainer Kleine glaubt nicht, dass die Niederlage bei den Dresdnern Spuren hinterlassen wird: "Ich bin überzeugt, dass wir uns nächste Saison nicht mehr wiedersehen, weil Dynamo am Ende oben stehen wird." Darüber wollte Anfang nicht philosophieren: "Es geht nicht um die Tabelle. Es bringt nichts dahin zu schauen, wo wir noch lange nicht sind."

Warum stand der Schiri nach dem Spiel im Mittelpunkt?

Gefragt wurde Anfang gar nicht nach dem Unparteiischen, er wollte das einfach mal loswerden. "Der Schiedsrichter war sicher nicht Schuld, dass wir das Spiel verloren haben", erklärte der Trainer. "Aber: Was Herr Aytekin über seine Zunft gesagt hat, gilt auch für uns Trainer. Wir müssen uns nicht vom Linienrichter auslachen lassen. Wir Trainer sind nämlich auch nicht die Mülleimer der Nation."

Anfang war nicht der einzige, der ein Problem mit dem Schiri-Gespann um Lukas Benen (Nordhorn) hatte. "Wir machen alle Fehler, aber arrogant zu sein und mit Spielern von oben herab zu reden - das mag ich nicht", betonte Arslan. Knipping wiederum störte sich vor allem an einigen Entscheidungen des Referees. "Ich hatte zu manchen Szenen eine andere Meinung als er", sagte der Kapitän. "Aber an ihm lag es nicht."

Einige Handspiele im und um den Bayreuther Strafraum hatte Benen nicht geahndet, eine grobe Fehlentscheidung war darunter aber wohl nicht - anders als bei den beiden nicht anerkannten Toren der Bayern in der ersten Halbzeit.

Welche Folgen hat die Niederlage im Aufstiegsrennen?

Gravierende. Nachdem die Dresdner vor einer Woche erstmals in dieser Saison auf einen direkten Aufstiegsplatz geklettert waren, sind sie nun auf Platz fünf abgerutscht. Die Konkurrenten Wehen Wiesbaden und Osnabrück gewannen ihre Spiele und zogen an Dynamo vorbei. Die Schwarz-Gelben könnten am Montag sogar noch auf Platz sechs abrutschen, falls Saarbrücken bei der U23 des SC Freiburg siegen sollte. Drei Punkte Rückstand haben die Schwarz-Gelben nun zum direkten Aufstiegsplatz, einen Zähler auf den Relegationsrang. In einer Woche treten sie beim Tabellennachbarn Osnabrück an. Es könnte ein vorentscheidendes Duell werden.

Der Liveticker zum Nachlesen

Die Dynamo-Spieler in der Einzelkritik