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Warum Dynamos Trainer nicht vom Aufstieg redet

Dynamo Dresden hat die Rollen getauscht: Der Jäger ist zum Gejagten geworden und kann nun etwas verspielen. Deshalb vermeidet Trainer Markus Anfang das A-Wort konsequent und immer wieder neu.

Von Daniel Klein
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Markus Anfang behauptet, dass er sich nicht mit der Tabelle beschäftigt. Dabei sieht die endlich gut aus.
Markus Anfang behauptet, dass er sich nicht mit der Tabelle beschäftigt. Dabei sieht die endlich gut aus. © dpa/Roland Krivec

Dresden. Es scheint, als habe Markus Anfang eine regelrechte Phobie gegenüber dem Wort entwickelt. Auch bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Bayreuth umschifft er das Wort „Aufstieg“ gekonnt. Dabei wird das immer schwieriger. Erstmals in dieser Saison steht Dynamo auf einem Platz, der am Ende zur direkten Rückkehr in die 2. Bundesliga berechtigt. Das, so wirkt es, möchte der Trainer jedoch am liebsten komplett ignorieren.

Darauf angesprochen, verwendet er Formulierungen, die ein wenig ungelenk wirken und verschleiernd. „Wenn wir unsere Spiele gewinnen, und wenn wir unseren Weg weitergehen, dann wird es sich zwangsläufig positiv für uns darstellen“, erklärt Anfang. Laut offiziellem Sprachgebrauch ist der Aufstieg erst in der nächsten Saison fest eingeplant. Doch nach dem bisherigen Verlauf der Rückrunde mit zwölf Spielen ohne Niederlage in Folge würde sich ein Verbleib in der 3. Liga nun wie ein großes Scheitern anfühlen.

„Ich weiß schon, dass die Situation für uns positiver geworden ist. Ich weiß aber auch, dass es noch zehn Spiele sind. Und ich weiß, dass wir uns immer auf das Spiel konzentrieren sollten, was gerade ansteht. Den Rest können wir nicht beeinflussen“, betont Anfang, der gute Gründe hat, derart auf die Bremse zu treten.

In die Saison gestartet war Dynamo als haushoher Aufstiegsfavorit. Das sahen nicht nur sämtliche Drittliga-Trainer so. Höchster Etat, teuerster Kader – die Vorzeichen waren eindeutig. Nach der Hinrunde hatte der Tabellen-Neunte jedoch zehn Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Der Erwartungsdruck schien die Mannschaft zu hemmen. In der Winterpause wurde deshalb weniger am Kader, sondern vor allem am Saisonziel nachjustiert. „Wir wollen besser werden“, heißt es fortan. Seitdem läuft es.

Am neuen Vorsatz wird nun wohl so lange festgehalten, bis der Aufstieg auch rechnerisch feststeht. Dass dies kein Selbstläufer wird, zeigt allein schon die Tabelle. Sechs Mannschaften können sich noch berechtigte Hoffnungen machen. Hinzu kommt das Restprogramm der Schwarz-Gelben: Bis auf Spitzenreiter Elversberg müssen sie noch gegen jeden Gegner aus dem oberen Tabellendrittel antreten. Und die Ausgangslage hat sich nun gedreht. Dynamo ist nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte. Nun kann die Mannschaft wieder etwas verlieren. Das könnte hemmen – wie das Beispiel Elversberg zeigt. Der Drittliga-Neuling war zwischenzeitlich der Konkurrenz so weit enteilt, dass schon ausgerechnet wurde, ob der Aufstieg noch vor Ostern mathematisch gesichert ist. Doch von den vergangenen fünf Partien konnten die Saarländer keine einzige mehr gewinnen. Nun wird ganz anders gerechnet. Nicht ausgeschlossen, dass Dynamo sogar noch Drittliga-Meister wird.

Anfang versichert, dass ihn das alles nicht interessiert: „Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass ich mich mit der Tabelle fast gar nicht beschäftige. Aber das heißt trotzdem nicht, dass ich komplett ahnungslos durch die Weltgeschichte laufe.“ Nicht entgangen ist ihm etwa die Euphorie im Dynamo-Umfeld. „Es freut mich, dass wir die Fans in den vergangenen Wochen glücklich machen konnten.“

Das soll so bleiben. Deshalb warnt er vor dem Samstag-Gegner Bayreuth, obwohl der Aufsteiger die vergangenen vier Spiele verloren hat und wieder auf einem Abstiegsplatz steht. „Was haben wir bis jetzt erreicht? Wenn wir nun ein bisschen lockerlassen würden, wären wir selbst dran schuld. Ich denke nicht, dass wir da einen Spieler extra motivieren müssen“, so Anfang. Vom Aufstieg redet er nicht.