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2:2 in der 94. Minute: Dynamo beweist Moral

Dynamo spielt gegen Karlsruhe eine Halbzeit lang gut, bricht dann ein und kommt doch wieder zurück. Zumindest das macht Mut für die Relegation. Der Gegner dort steht jetzt fest.

Von Timotheus Eimert
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Michael Akoto freut sich mit seinen Mitspielern über den Ausgleichstreffer in der 94. Minute. Es ist sein erstes Zweitliga-Tor.
Michael Akoto freut sich mit seinen Mitspielern über den Ausgleichstreffer in der 94. Minute. Es ist sein erstes Zweitliga-Tor. © dpa/Uli Deck

Karlsruhe. Es läuft die vierte Minute der Nachspielzeit. Dynamo Dresden liegt im Auswärtsspiel mit 1:2 gegen den Karlsruher SC zurück, als sich Panagiotis Vlachodimos auf der linken Seite gegen seinen Gegenspieler durchsetzt und zur Grundlinie zieht. Der Ball scheint bereits im Aus zu sein, doch der Deutsch-Grieche, der erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder im Kader des Fußball-Zweitligisten steht, passt den Ball gerade noch in den Strafraum zu Patrick Weihrauch, der zwei Gegenspieler auf einem Quadratmeter austanzt und auf Michael Akoto ablegt.

Dieser knallt den Ball von der Strafraumgrenze ins linke obere Eck – 2:2. Danach ist Schluss. "60 Prozent des Treffers gehört Pana, der nach so einer langen Verletzungszeit zurückkommt und sich außen so gut durchtankt. Das ist absolut seine Stärke. Danach macht es Paddy auch wirklich gut", beschreibt der Torschütze, der seinen ersten Zweitliga-Treffer erzielt das Tor. "Ich kann es auch noch nicht wirklich glauben", sagt Akoto.

Nach der Saison werden sich wahrscheinlich nur er und die richtig eingefleischten Dynamos-Fans an dieses Tor erinnern. Doch für Trainer Guerino Capretti steckt in dieser Szene mehr als nur ein Ausgleichstreffer in einem sportlich eigentlich bedeutungslosen Spiel. "Wenn du am Ende hier noch ein 2:2 holst, dann zeigt es mir, dass Moral in der Mannschaft drinsteckt, dass sie nie aufgibt. Daraus können wir viel Positives mitnehmen", sagt er und meint natürlich die bevorstehende Relegation.

Dynamo kassiert zwei Treffer nach Standards

Einen guten Auftritt seiner Mannschaft sieht Capretti aber vor allem in der ersten Halbzeit. Eine Minute und acht Sekunden sind gespielt, als Dynamo das erste Mal gefährlich vor dem Tor der Karlsruher auftaucht. Weihrauch kann völlig freistehend den Ball aber nicht mehr wirklich aufs Gehäuse von KSC-Keeper Niklas Heeger platzieren.

Patrick Weihrauch (links) und Christoph Daferner bejubeln den Treffer zum 1::0 in Karlsruhe. Zum ersehnten Sieg reicht das nicht.
Patrick Weihrauch (links) und Christoph Daferner bejubeln den Treffer zum 1::0 in Karlsruhe. Zum ersehnten Sieg reicht das nicht. © dpa/Uli Deck

Besser macht er es dann in 26. Minute. Nach einer Kombination über Diawusie und Königsdörffer zeigt der Spielmacher seine ganze Technik, lässt noch einen Gegenspieler aussteigen, ehe er aus zwölf Metern trocken ins obere linke Eck trifft. "Ich habe von meiner Mannschaft verlangt, dass wir da weitermachen, wo wir letzte Woche aufgehört haben. Ich wollte Intensität und eine richtig geile Mentalität auf dem Platz haben", führt Capretti aus. "Wie gefordert war die Intensität da."

Doch das Problem in der ersten Halbzeit ist erneut die Chancenverwertung. Mehrere Hochkaräter lassen die Dresdner liegen. "Es ist zwar ein blöder Spruch, aber im Fußball rächt sich das", weiß auch Capretti und spricht damit die durchwachsene zweite Hälfte seiner Mannschaft an. "Wir waren zu passiv. Wir haben dem Gegner viel mehr Räume angeboten, viel mehr machen lassen. Und wir haben viele Standards verursacht."

Ransford-Yeboah Königsdörffer holt sich kurz vor Ende der Partie die fünfte Gelbe Karte ab. Gegen Aue ist er gesperrt, aber in der Relegation spielberechtigt.
Ransford-Yeboah Königsdörffer holt sich kurz vor Ende der Partie die fünfte Gelbe Karte ab. Gegen Aue ist er gesperrt, aber in der Relegation spielberechtigt. © dpa/Uli Deck

Nach einem Eckball und einem Freistoß gerät Dynamo dann auch in Rückstand. Zunächst steht Karlsruhes Kapitän Jerome Gondorf in der 65. Minute am zweiten Pfosten völlig frei und nimmt den Ball mit dem starken rechten Fuß direkt aus der Luft. Sein Schuss schlägt unten links ein. Kevin Broll hat keine Chance.

Neun Minuten später kommt Tim Knipping gegen Karlsruhes Top-Torjäger Philipp Hofmann im Kopfballduell zu spät. "Wir wussten, der KSC ist bei Standards sehr torgefährlich. Das wollten wir vermeiden, haben wir aber nicht geschafft und bekommen zwei Standardgegentore gegen uns. Das ist super bitter, super ärgerlich", analysiert Capretti.

Dynamo in der Relegation gegen Kaiserslautern

Doch seine Mannschaft beweist Moral und kommt in der Nachspielzeit noch einmal zurück. Sportlich gesehen hat dieser Punkt keinen Wert für Dynamo. Dass die Schwarz-Gelben in die Relegation müssen, steht bereits seit vergangener Woche fest. Ein Sieg wäre deshalb vor allem für das Selbstvertrauen wichtig gewesen. "Auch wenn wir die drei Punkte nicht mitgenommen haben, war es ein Spiel, auf dem wir aufbauen können. Man hat gesehen, dass die Mannschaft kämpft", meint Akoto.

In der Rückrunde wartet Dresden weiter auf den ersten Sieg. 16 Spiele in Folge konnte Dynamo nicht gewinnen. Es droht eine sieglose Rückrunde. Das gab es in der 69-jähirgen Vereinsgeschichte noch nie. Aber zumindest gingen die vergangenen vier Spiele gegen Kiel, Düsseldorf, Regensburg und Karlsruhe nicht verloren. Auf solche positiven Statistiken richtet auch der Trainer, der ebenfalls noch nicht mit Dynamo gewinnen konnte, seinen Blick. "Diese Einstellung, diese Mentalität, dieser Wille bis zum Schluss, nicht aufzugeben, alles zu investieren, brauchen wir auch in der Relegation", sagt er.

Dort wird Dynamo nun auf den 1. FC Kaiserslautern treffen. Capretti ließ die 0:2-Niederlage der Lauterer gegen Viktoria Köln am Sonntag beobachten. Am 20. Mai muss Dresden in Kaiserslautern auf dem Betzenberg antreten. Vier Tage später kommt es in Dresden zum Duell mit dem viermaligen Deutschen Meister. "Wir sind vorbereitet", meint Capretti.