Dresden. Es ist längst keine Ergebnisdelle mehr bei Dynamo Dresden. Vielleicht ist es nie eine gewesen – und alle Beteiligten, Medien inklusive, haben sich die zunehmend schlechten Resultate in den vergangenen Wochen nur schöngeredet. Selbst wenn, das ist nun vorbei. Mit der Niederlage im Ostduell in Halle und vor allem der Art und Weise des Zustandekommens steckt Dynamo endgültig in der Krise.
Die Bilanz der Spiele in diesem Jahr mit zwei Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen gleicht der eines Abstiegskandidaten. Dabei haben die Dresdner sportlich wie finanziell alles darauf ausgerichtet, am Ende dieser Saison in die 2. Bundesliga nicht nur aufsteigen zu können, sondern zu müssen. Entsprechend groß ist der Druck. Und entsprechend gereizt ist angesichts der jüngsten Ergebnisse inzwischen die Stimmung im und um den Verein herum.
Mögen die Heimniederlagen gegen Sandhausen und Dortmund II noch Ausrutscher gewesen und auch das schlechte Spiel samt Niederlage in Ingolstadt eben mal passiert sein. Spätestens die Derbypleite in Aue aber hat Fragen aufgeworfen, die sich jetzt mit der ähnlich ernüchternden Derbypleite in Halle verschärfen. Die Antwort darauf in einem Satz zusammengefasst: So verspielt Dynamo den fest eingeplanten und insgeheim vielleicht schon zu sicher geglaubten Aufstieg.
Weil die Mannschaft ungeachtet von Leistungen und Ergebnissen erstmals seit dem dritten Spieltag nicht mehr auf einem direkten Aufstiegsplatz steht, stellt sich auch die Trainerfrage: Ist Markus Anfang noch der Richtige?
Eine der grundlegenden Fragen ist zudem die nach der Mannschaft, sowohl mit Blick auf einzelne Spieler als auch im Gesamten die stärkste der Liga: Ist dieses Team überschätzt worden? Auf gar keinen Fall spielerisch, aber womöglich in Bezug auf das, was auch im Profifußball als Grundtugend gilt: Einstellung zum Beruf generell sowie zu jedem Training und Spiel, dazu Wille, Leidenschaft, kämpferischer Einsatz.
Talentunabhängig ist das eine Charakterfrage und hat mit dem Trainer zunächst nicht viel zu tun. Trotzdem fokussieren sich die Diskussionen jetzt auf Markus Anfang. Entscheidend ist, ob er die Mannschaft noch erreicht und ob die Spieler ihm und insbesondere seiner Spielidee weiter bedingungslos folgen. Können die Verantwortlichen, die in diesen Tagen ebenfalls erhöhten Gesprächsbedarf haben, das mit Ja beantworten, ist Markus Anfang unverändert der Richtige.