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Dynamo Dresden: So reagiert Trainer Anfang auf Beckers Entlassung

Der Trainer von Dynamo Dresden möchte sich eigentlich nicht zum Rauswurf seines Vorgesetzten Ralf Becker äußern, macht es dann aber doch. Markus Anfang beschreibt, wie die Trennung auch die Mannschaft beschäftigt.

Von Daniel Klein
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Kämpferisch – so möchte Markus Anfang seine Mannschaft auch am Freitagabend sehen. Die Querelen im Verein sollen seine Spieler ausblenden.
Kämpferisch – so möchte Markus Anfang seine Mannschaft auch am Freitagabend sehen. Die Querelen im Verein sollen seine Spieler ausblenden. © Lutz Hentschel

Dresden. Es war eine Situation, in der sich Markus Anfang sichtlich unwohl fühlte. Das erste Mal seit der Entlassung von Sportchef Ralf Becker saß Dynamos Trainer bei der Pressekonferenz auf dem Podium und beantwortete Fragen der Journalisten. Eigentlich sollte es um das Heimspiel am Freitagabend gegen 1860 München gehen, doch das andere Thema war trotzdem präsent.

Dabei versuchte Anfang, es so galant wie möglich zu umschiffen, was ihm nicht immer gelang. Immer wieder ließ er durchblicken, dass die überraschende und sofortige Trennung bei ihm und der Mannschaft Spuren hinterlassen hat. "Es war eine sehr turbulente Woche, es ging wenig um Fußball. Wir haben versucht, dass sich die Jungs auf das Wesentliche konzentrieren und dass sie das verarbeiten können, was alles so passiert ist", erklärte der 49-Jährige. "Es war eine schwierige Woche, das müssen wir nicht wegdiskutieren."

Anfang telefonierte mit Becker nach dessen Entlassung

Damit sollte alles gesagt sein, doch das war es natürlich nicht. Becker war als Geschäftsführer Sport nicht nur Anfangs Vorgesetzter, sondern auch ein Vertrauter. Gemeinsam waren sie in Kiel beinahe von der dritten in die erste Liga durchmarschiert, durch Becker bekam der Trainer nach der Impfpass-Affäre eine neue Chance, der Sportchef hielt an Anfang fest, als es in der Hinrunde der vergangenen Saison alles andere als nach Plan lief. Das verbindet weit über das übliche Dienstverhältnis hinaus.

Die Trennung war deshalb wohl ein Schlag für Anfang. Der Trainer erzählte kurz, dass er am Mittwoch mit Becker telefoniert habe. "Er hat zu mir gesagt: 'Jetzt tut alles, damit wir unser Ziel erreichen.'" Gemeint ist der Aufstieg. In diesem Fall hätte sich auch Beckers Vertrag automatisch verlängert, nun könnte es bei der Höhe der Abfindung eine Rolle spielen.

In dieser Woche ging es aber nicht nur um den Sportchef, sondern auch um Anfang selbst. Namen von möglichen Nachfolgern kursierten bereits, genauso wie Gerüchte über ein Ultimatum für die nächsten beiden Spiele. Darauf reagierte Dynamos Aufsichtsrat mit einer Stellungnahme, in der verkündet wurde, dass Anfang selbst im Fall eines verpassten Aufstiegs bleiben dürfe, also eine Jobgarantie erhält. Gerne hätte man erfahren, was er darüber denkt und für wie realistisch er das Szenario hält, dass er trotz eines verfehlten Klassenziels im Amt bleibt.

"Ich bin schon auf Tabellenlatz eins entlassen worden"

Doch konkret wollte er sich dazu nicht äußern. "Ich war Trainer beim 1. FC Köln und bin auf Tabellenplatz eins entlassen worden", antwortete er mit einem Vergleich, mit dem er wohl ausdrücken wollte, dass er im Profifußball schon so manches erlebt hat. Überhaupt kam es ihm in den vergangenen Tagen "kurz mal so vor wie beim 1. FC Köln, da gibt es Parallelen", erklärte Anfang, um gleich darauf zu relativieren: "Aber das muss auch mal so sein. Wir sind ein großer Klub."

Über den Termin mit dem Aufsichtsrat und der verbliebenen Geschäftsführung am Dienstagabend, bei dem das Trainerteam das Vertrauen ausgesprochen wurde, wollte er ebenfalls nichts sagen. Nur, dass es kein wildes Gespräch gewesen sei und vor allem nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. "Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann. Meine Aufgabe ist, die Mannschaft zu trainieren und auf die Spiele vorzubereiten. Und das tue ich."

Womöglich kommt nun ja noch eine weitere Aufgabe hinzu, schließlich muss der Kader für die nächste Saison geplant werden – und das sowohl für die zweite als auch die dritte Liga. Das ist eigentlich die Aufgabe des Sportchefs, doch bis ein Nachfolger gefunden ist, werden einige Wochen vergehen. Auf die entsprechende Frage antwortete Dynamos Pressesprecher, bevor Anfang reagieren konnte. "Ich denke, dass wir uns dazu geäußert haben. Der Aufsichtsrat befindet sich mit der Geschäftsführung in Gesprächen, wie es da weiter geht", sagte Christoph Antal und erinnerte daran, dass es um das Duell gegen 1860 München ginge.

Tatsächlich wurde auch darüber geredet. Die Ausfallliste ist weiterhin lang, zu Kyrylo Melichenlo, Stefan Drljaca, Jonathan Meier, Tobias Kraulich und Tom Berger kommen nun noch der gesperrte Jakob Lemmer und Lars Bünning hinzu. Der Innenverteidiger war beim Training unglücklich umgeknickt, verletzte sich am Sprunggelenk und fällt mehrere Wochen aus. Es passierte am Dienstag, als die Entlassung von Becker sämtliche anderen Themen verdrängte. Das soll sich jetzt wieder ändern. "Alles, was uns davon abhalten kann, unser Ziel zu erreichen, müssen wir versuchen auszublenden", betonte Anfang.