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Die Entlassung bei Dynamo ist ein Ausdruck von Eitelkeiten

Die Trennung von Sportchef Ralf Becker ist ein Beleg dafür, dass bei Dynamo Dresden Befindlichkeiten und Eitelkeiten die Vereinspolitik bestimmen. Und sie kommt zur Unzeit. Ein Kommentar.

Von Daniel Klein
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Sportchef Ralf Becker musste bei Dynamo gehen. Der Zeitpunkt ist der falsche, findet Redakteur Daniel Klein.
Sportchef Ralf Becker musste bei Dynamo gehen. Der Zeitpunkt ist der falsche, findet Redakteur Daniel Klein. © dpa/PA/Robert Michael

Rutscht eine Fußballmannschaft aus der Erfolgsspur, wird der Trainer entlassen. Beim Dynamo Dresden greift dieser Automatismus nicht, da wird stattdessen der Sportchef Ralf Becker gefeuert. Es gibt durchaus gute Gründe für eine Trennung. So erwiesen sich manche seiner Verpflichtungen als Flops, hatte er eine Mitschuld am Abstieg 2022. Doch wenn man mit der Arbeit eines Geschäftsführers prinzipiell nicht zufrieden ist, zieht man die Konsequenzen nicht in der entscheidenden Phase einer Saison, in der es für Dynamo um den Zweitliga-Aufstieg und damit um Millionen geht.

Der Aufsichtsrat, so die Begründung, erhofft sich durch die Entlassung, dass die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur findet. Da wird ein Zusammenhang konstruiert, den es nicht gibt. Der Sportchef trainiert nicht die Spieler, er hat keinen Einfluss auf Aufstellung und Taktik. Was also soll sich durch die Entlassung von Becker nun ändern – außer, dass die von Niederlagen gebeutelte Mannschaft noch mehr verunsichert wird? Sollte Dynamo in den beiden folgenden Spielen punkten, gewinnt sie nicht wegen, sondern trotz der Trennung von Becker.

Die fristlose Kündigung zehn Spieltage vor dem Saisonende wirkt vielmehr so, als hätten wieder mal persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten eine Rolle gespielt. Die Aufsichtsräte störten sich daran, dass Becker nicht jeden seiner Schritte mit dem Kontrollgremium abgesprochen hat und vor allem eine Professionalisierung anstrebte, die nicht immer ins schwarz-gelbe „Wir-sind-anders-als-alle-anderen“-Bild passte. Das war auch der Grund, weshalb Beckers Kollege Jürgen Wehlend vor einigen Monaten frustriert aufgegeben hatte. Die offensichtlichen Parallelen sind ein Alarmzeichen, doch dass diese als solche wahrgenommen werden, ist unwahrscheinlich.

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