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Die ungeklärten Fragen nach der Becker-Entlassung bei Dynamo Dresden

Die Beurlaubung von Ralf Becker als Sportchef von Dynamo Dresden wirft einige Fragen auf. Deshalb meldet sich erneut der Aufsichtsrat zu Wort und spricht über die Zukunft des Trainers.

Von Timotheus Eimert
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Nach der Entlassung von Ralf Becker als Sportchef bei Dynamo Dresden steht Trainer Markus Anfang mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit.
Nach der Entlassung von Ralf Becker als Sportchef bei Dynamo Dresden steht Trainer Markus Anfang mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Dynamo Dresden kommt einfach nicht zur Ruhe. Einen Tag nach der Entlassung von Ralf Becker als Sportgeschäftsführer sorgt ausgerechnet der Aufsichtsrat für die nächsten brisanten Schlagzeilen. Das ist durchaus bemerkenswert. Denn eigentlich wollte das Kontrollgremium, was für die vorzeitige Trennung von Becker verantwortlich ist, sich nicht weiter zu den Gründen und den Folgen der Beurlaubung des Sportchefs äußern. Nicht mal 24 Stunden später änderte es seine Meinung.

Offenbar war das Echo auf die Trennung zu negativ ausgefallen, nun bemüht sich der gesamte Verein um Schadensbegrenzung. Mit einer Pressemitteilung am Mittwoch versucht das Gremium jetzt vor allem Markus Anfang als Trainer zu stärken. Bei einem Treffen des Aufsichtsrats mit den beiden verbliebenen Geschäftsführern David Fischer (Kommunikation) und Stephan Zimmermann (Finanzen) sowie Berater Ulf Kirsten am Dienstagabend wurde dem Trainerteam um Anfang das Vertrauen ausgesprochen.

"Wir alle sind der festen Überzeugung, mit ihm als Cheftrainer weiterhin erfolgreich zusammenzuarbeiten und unser großes Ziel, am Ende der Saison aufzusteigen, schaffen zu können", wird Aufsichtsratschef Jens Heinig zitiert. "Darüber hinaus ist es die klare Intention, mit dem aktuellen Trainerteam langfristig sowie ligaunabhängig gemeinsam den Weg in die Zukunft zu gehen." Diese Aussage ist bemerkenswert, bedeutet sie doch, dass Anfang selbst bei einem verpassten Aufstieg bleiben soll.

Dynamo gibt Trainer Anfang eine Jobgarantie

Das klingt ein wenig realitätsfern. Zum einen würde sich sein Vertrag nur im Aufstiegsfall automatisch verlängern. Zum anderen dürfte Anfang nach der Entlassung seines langjährigen Wegbegleiters Becker, der ihn vor zwei Jahren nach Dresden holte und auch in kritischen Situationen an ihm festhielt, mindestens angezählt sein.

Der Aufsichtsrat sieht das anders. "Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass es entgegen anderslautenden Medienberichten zu keinem Zeitpunkt im Raum stand, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden oder Fristen zu stellen. Ein Ultimatum gab und gibt es nicht", erklärte Heinig am Mittwoch.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: 2020 wird Ralf Becker als neuer Sportgeschäftsführer bei Dynamo Dresden von Aufsichtsratschef Jens Heinig vorgestellt. Nach vier Jahren muss Becker den Verein verlassen.
Ein Bild aus vergangenen Tagen: 2020 wird Ralf Becker als neuer Sportgeschäftsführer bei Dynamo Dresden von Aufsichtsratschef Jens Heinig vorgestellt. Nach vier Jahren muss Becker den Verein verlassen. © dpa/PA/Robert Michael

Bei den Heimspielen gegen 1860 München und den SSV Ulm dürfte Anfang dennoch unter besonderer Beobachtung stehen. Wie es danach weiter geht, wird sich zeigen. Zumal aktuell ohnehin offen ist, wer nach dem Becker-Rausschmiss zukünftig die Verantwortung für den sportlichen Bereich übernimmt.

Laut Satzung wäre es nicht nötig, einen neuen Geschäftsführer Sport zu bestimmen. Denn dort heißt es nur, dass die Geschäftsführung aus mindestens zwei Personen bestehen muss. Mit Fischer und Zimmermann ist das der Fall.

Installiert Dynamo jetzt einen Sportdirektor?

Beckers Aufgaben werden im Moment interimsmäßig von Fischer übernommen, unterstützt wird er dabei von seinem Geschäftsführer-Kollegen Zimmermann und vor allem von Berater Kirsten. Dass der Kommunikationsgeschäftsführer aber die Dauerlösung für den sportlichen Bereich wird, scheint unwahrscheinlich. Erst vergangenes Jahr hatte der Verein seine Struktur angepasst und die Aufgabenbereiche auf drei Geschäftsführer aufgeteilt.

Der Verein müsste also die Stelle des Geschäftsführers Sport öffentlich ausschreiben lassen. Das könnte in den nächsten Wochen passieren. Erst danach kann der Aufsichtsrat mit möglichen Bewerbern sprechen. Viel Zeit bleibt jedoch nicht. Im Sommer steht Dynamo der nächste Kaderumbruch bevor – egal, wie die Saison endet.

Die Neuausrichtung der Mannschaft wäre eine der wesentlichen Aufgaben des künftigen Sportchefs. Neben der Kaderplanung müsste er sich vor allem auch um die Zusammenstellung des Trainer- und Funktionsteams kümmern.

Möglich wäre deshalb auch, dass Dynamo zunächst nur einen Sportdirektor einstellt. Dies könnten die beiden Geschäftsführer ohne die Zustimmung des Aufsichtsrats tun – und das würde weniger Zeit in Anspruch nehmen. Ruhe würde bei Dynamo dann aber trotzdem nicht so schnell einkehren.