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Über einen Aufreger wird bei Dynamos Sieg gegen Münster diskutiert

Trotz einer frühen Führung hat Dynamo Dresden Mühe, Aufsteiger Preußen Münster mit 1:0 zu bezwingen. Eine Szene ist beim zehnten Heimsieg in Folge ein emotionales Gesprächsthema.

Von Daniel Klein
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Nicht einer Meinung waren Dynamo-Trainer Markus Anfang (l.) und sein Kollege Sascha Hildmann nach dem Aufreger des Spiels.
Nicht einer Meinung waren Dynamo-Trainer Markus Anfang (l.) und sein Kollege Sascha Hildmann nach dem Aufreger des Spiels. © dpa/Robert Michael

Am Ende feierten die Fans ausgelassen - den saisonübergreifend zehnten Heimsieg in Folge und die Verteidigung der Tabellenspitze. Doch der 1:0-Erfolg gegen den Aufsteiger Preußen Münster war ein hartes - und zum Teil schmerzhaftes - Stück Arbeit. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Sieg:

Warum traf diesmal Dynamos Edel-Joker?

Seine Einsatzzeiten waren in den vergangenen Wochen nicht gerade üppig. Gegen Münster stand Manuel Schäffler zum ersten Mal in der Startelf, weil Kapitän Stefan Kutschke angeschlagen war und dem Trainer signalisiert hatte, dass er "nicht bei 100 Prozent" sei, wie Markus Anfang nach der Partie verriet. Diese Personalentscheidung zahlte sich aus. Schon nach sieben Minuten zirkelte Schäffler den Ball nach einer Eingabe mit der Fußspitze an den Pfosten. Vier Minuten später stand bei einem Billardtor dann nichts mehr im Weg. Tom Zimmerschied schoss nach einem Einwurf nicht ins Tor, sondern einen Gegenspieler an, von dort sprang der Ball zu Schäffler, der aus fünf Meter Entfernung zum Tor "nur noch den Fuß hinhalten musste", wie er die Szene selbst einordnete. "Das nimmt man als Stürmer natürlich gerne an", sagte der 34-Jährige zu seinem zweiten Saisontreffer.

Preußen-Trainer Sascha Hildmann regte die Szene auch eine knappe Stunde nach dem Schlusspfiff noch auf. "Der Einwurf für Dynamo war eine absolute Fehlentscheidung. Und dass danach das Gegentor fiel, tat doppelt weh. Aber der Schiedsrichter hat auf beiden Seiten sehr, sehr, sehr mangelhaft gepfiffen."

Warum blieb es bei nur einem Tor?

Die Dominanz in den Anfangsminuten, die herausgespielten Chancen, das frühe 1:0 - vieles deutete auf einen aus Dynamo-Sicht ruhigen und torreichen Nachmittag hin. Doch am Ende mussten die Dresdner um die drei Punkte zittern, war es ein typischer Arbeitssieg. "Es wurde ein bisschen unangenehm hinten raus", gestand Schäffler. Das lag vor allem am Spitzenreiter selbst, der wieder mal beste Chancen ausließ. "Wie leidenschaftlich wir das dann verteidigen und alles dafür tun, kein Gegentor zu kriegen, ist jedoch auch sinnbildlich für die Mannschaft derzeit", fand der Torschütze des Tages.

Mitte der ersten Hälfte kippte die Partie allmählich zugunsten des Aufsteigers, der mehr Zugriff im Mittelfeld bekam. Es dauerte allerdings bis zur 45. Minute, ehe Münster zur ersten richtigen Chance kam, der Schlenzer von Sebastian Mrowca vom Strafraumeck zischte knapp am Pfosten vorbei. "Uns hat in der Box die letzte Durchschlagskraft gefehlt", monierte Trainer Hildmann, dessen Team nach sechs Spielen in Folge ohne Niederlage wieder eine Partie verlor. In der zweiten Hälfte drängten die Westfalen auf den Ausgleich, wurden jedoch nur selten gefährlich. Und Dresden nutzte die sich bietenden Konterräume nicht.

Warum war Tom Zimmerschied der Pechvogel?

Er hatte bereits den Spitznamen "Chancentod" verpasst bekommen, doch ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Hallescher FC war der Knoten Anfang Oktober bei Tom Zimmerschied endlich geplatzt. Die Partie gegen Münster war nun ein Rückfall in alte Zeiten. Fünf Chancen erarbeitete sich der Außenstürmer, doch ob mit einem Lupfer, einem Schlenzer oder einem Kracher - immer blieb Johannes Schenk der Sieger des Privatduells. Dabei ist der Torhüter nur die Nummer zwei beim SC Preußen, der Stammkeeper fiel mit einem Magen-Darm-Infekt aus. "Er hat zwei Schüsse glänzend pariert", fand Schäffler.

In allen fünf Fällen kann man Zimmerschied also keinesfalls einen Vorwurf machen, doch zweimal scheiterte er auch aus Nahdistanz. Ein Tor von ihm hätte das Dynamo-Spiel beruhigt und auch die Nerven des Trainers geschont.

Weshalb gab es eine Rudelbildung vor der Dynamo-Bank?

Der Zweikampf in der 33. Minute an der Seitenlinie schien ein harmloser zu sein: Der Ball sprang ins Aus, doch dann krachte Niklas Hauptmann nach einem Check von Luca Bazzoli in der Werbebande. Minutenlang wurde Dynamos Mittelfeldspieler behandelt, spielte schließlich mit einem Verband am linken Knie weiter. "Die Aktion war völlig unnötig, das hatte mit Fußball nichts zu tun", meinte Hauptmann. "Eine Rote Karte war es trotzdem nicht, ich bin ein bisschen unglücklich auf den Asphalt gebrettert." Bazzoli sah für das harte Einsteigen Gelb.

Anfang, der sich zum Schiedsrichter nicht äußern wollte, ordnete die Szene etwas anders ein. "Ich unterstelle keinem Spieler, dass er jemanden absichtlich verletzten will. Aber er hat es in dieser Szene in Kauf genommen", erklärte der Trainer. "Wir können von Glück reden, dass Haupe nicht mit dem Kopf in die Bande geflogen ist, sondern mit dem Rücken. Da bin ich schon ein bisschen erschrocken gewesen."

Nicht nur Bazzoli sah Gelb, sondern auch Lars Bünning für seine Rolle bei der Rudelbildung. Die hatte maßgeblich Dynamos Athletiktrainer Matthias Grahe ausgelöst, der Bazzoli weggeschubst hatte. Danach eskalierte die Situation, mehrere Spieler und Funktionäre mussten sich als Streitschlichter einbringen.

Gab es personelle Überraschungen beim Spitzenreiter?

Überraschungen vielleicht nicht, doch offen war bis eine Stunde vor dem Anpfiff, wer den verletzten Tobias Kraulich in der Innenverteidigung ersetzen würde. Lars Bünning erhielt den Vorzug vor Kevin Ehlers, der wieder auf der Bank Platz nehmen musste. Für Neuzugang Bünning war es der dritte Startelf-Einsatz und der erste, bei dem er über 90 Minuten auf seiner Stammposition in der Innenverteidigung spielte. Zudem feierte Kyu-Hyun Park sein Comeback bei den Dresdnern. Nach dem 18. August war er für die Länderspiele mit Südkoreas Nachwuchs-Auswahl geschont worden und gewann dann den Titel bei den Asienspielen.

Ein wenig unter ging dagegen das 100. Pflichtspiel von Kapitän Stefan Kutschke für Dynamo. Für rund 20 Minuten stand er auf dem Platz, konnte aber nicht sein fünftes Saisontor erzielen.

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