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Dynamos Sportchef kontert die Kritik des Ex-Trainers

Es soll keine Retourkutsche sein, sagt Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Becker. Doch dem Vorwurf des entlassenen Alexander Schmidt widerspricht er energisch.

Von Tino Meyer
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Lange stärkte Sportchef Ralf Becker (links) dem inzwischen entlassenen Trainer Alexander Schmidt den Rücken. Doch zuletzt gab es offenbar Spannungen.
Lange stärkte Sportchef Ralf Becker (links) dem inzwischen entlassenen Trainer Alexander Schmidt den Rücken. Doch zuletzt gab es offenbar Spannungen. © dpa/Picture Alliance(Huebner

Nürnberg/Dresden. Die Kritik war deutlich, vor allem aber kam sie unerwartet – zumindest für Dynamos Sportchef Ralf Becker. Mit überraschend klaren Worte hatte der vor knapp drei Wochen entlassende Cheftrainer Alexander Schmidt die Transferpolitik seines Ex-Vereins bemängelt. Dynamo habe in der Winterpause nicht so reagiert, „wie ich mir das vorgestellt habe. Andere Teams im hinteren Bereich haben richtig gut nachgelegt. Da hätte ich mir eine Verstärkung gewünscht“, erklärte Schmidt am vergangenen Montag beim TV-Sender Sport 1.Becker, als Sportgeschäftsführer verantwortlich für sämtliche Transfers, hat das so allerdings nicht stehenlassen wollen. „Diese Aussage jetzt zu tätigen, ist nicht nur der falsche Zeitpunkt, sondern auch völlig daneben“, sagte der Sportchef im Gespräch mit der Bild-Zeitung, und er meinte: „Das wirkt von außen so, als wolle er vielleicht auch von eigenen Fehlern ablenken.“

Dynamo hatte in der Winterpause, in die man als Tabellenelfter mit fünf Punkten Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsrang ging, drei Spieler verpflichtet: Oliver Bastista Meier kam vom FC Bayern München, zudem wurden Vaclav Drchal (Sparta Prag) und Adrian Fein (Greuther Fürth) ausgeliehen. Alle drei gehören in die Kategorie „großes Talent“, nicht zur Sorte „sofortige Verstärkung“.

Auch Becker bestätigte das jetzt in der Bild-Zeitung, zumindest im Fall von Batista Meier und Drchal („zwei hochtalentierte Spieler“). Ein Stammplatz hat sich bislang lediglich Batista Meier erkämpfen können, Drchal schaffte das weder bei Schmidt noch jetzt unter dem neuen Cheftrainer Guerino Capretti. Und Fein? Der ist offenbar ein Fall für sich. Weder Becker äußerte sich jetzt zu ihm noch Capretti trotz Nachfrage am Freitag bei der Spieltagspressekonferenz – was die Personalie noch undurchsichtiger macht.

Fein, der eigentlich bei Bayern München unter Vertrag steht und an Fürth ausgeliehen war, kam beim Bundesliga-Tabellenletzten zuletzt gar nicht mehr zum Einsatz. Becker räumte sofort nach dessen Ausleihe ein, dass der 23-Jährige auch für Dynamo nur wenige Partien bestreiten könne. Begründung: Der Neuzugang brauche noch Zeit.

Becker war sich im SZ-Interview vor gut vier Wochen jedoch sicher, dass die Ausleihe trotzdem sinnvoll gewesen und Fein eine Verstärkung im Abstiegskampf sei. „Er wird keine zwölf Spiele machen können. Doch wenn er am Ende der Saison sechs bis sieben Partien für uns absolviert, dann kann er für uns sehr wichtig werden. Wir sind uns sicher, dass er uns helfen wird“, sagte Becker.

Der Ist-Zustand: Am Sonntag in Nürnberg, beim achtletzten Spiel dieser Saison, sollte Fein tatsächlich erstmals zum Spieltagsaufgebot gehören, doch der Mittelfeldakteur verletzte sich beim Abschlusstraining in Dresden (Diagnose offen), und aufgrund Dynamos langer Ausfallliste blieb sein Platz auf der Reservebank frei.

Lag Ex-Trainer Schmidt mit seiner Kritik also gar nicht so falsch? Becker kontert: Zum einen habe Schmidt die Mannschaft noch zum Jahreswechsel in den höchsten Tönen gelobt, zudem erinnert er an Dynamos Weg und damit die Aufgaben des Trainers: „Wir sind ein Ausbildungsverein. Und wer bei Dynamo Dresden Trainer ist, muss in der Lage sein, die Spieler besser zu machen und weiterzuentwickeln.“

Die sportliche Talfahrt nach der Winterpause lastet Becker demnach Schmidt an, will seine Kritik aber nicht als Retourkutsche verstanden wissen und sieht bei sich auch eine Mitschuld. „Jeder macht Fehler, mich eingeschlossen“, sagte er, ohne konkreter zu werden. Stattdessen beschwört der Sportchef den Zusammenhalt im Abstiegskampf. „Die kommenden zwei Monate werden vielleicht die schwersten der letzten Jahre. Da helfen keine gegenseitigen Schuldzuweisungen.“

Der Liveticker vom Spiel in Nürnberg zum Nachlesen