Dresden. Freitagabend, Flutlicht, 30.273 Zuschauer, Schalke 04 – der Rahmen für den ersten Dynamo-Sieg im neuen Jahr hätte kein besserer sein können. Doch im ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion musste sich der Fußball-Zweitligist gegen den Bundesliga-Absteiger aus Gelsenkirchen mit 1:2 geschlagen geben.
Schalkes bester Torschütze Simon Terodde brachte seine Mannschaft kurz vor und kurz nach der Halbzeitpause in Führung. Paul Will konnte in der 70. Minute noch verkürzen. Nach dem Spiel meint er: „Wir haben über die 90 Minuten ein ordentliches Spiel gemacht und uns einen großen Kampf geliefert.“
Dennoch steht Dynamo ohne Punkte da. Die Dresdner Sieglos-Serie hält damit weiter an. Mittlerweile warten die Schwarz-Gelben seit elf Partien auf einen Dreier und sind neben Drittligist Viktoria Berlin als einziges Team im deutschen Profifußball in diesem Jahr noch sieglos.
„So eine Serie ist nie schön. Wir sind damit immer kritisch umgegangen. Wir haben oft gesagt, dass wir nicht schlecht gespielt haben, aber am Ende des Tages haben wir trotzdem verloren“, erklärt Offensivspieler Morris Schröter und ist sich bewusst: „Wenn man das die gesamte Saison erzählt, steht man am Ende ganz unten.“
Kapitän Knippings fataler Fehler
Dabei startet Dynamo gut in die Partie, ist in der ersten Halbzeit die etwas bessere Mannschaft und hat in der 26. Minute die bis dahin beste Chance des Spiels. Will probiert es aus 18 Metern. Sein Schuss wird abgefälscht und landet am Pfosten. Die Dresdner sind auch danach engagiert, trauen sich etwas zu.
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„Wir hatten eine gute Spielkontrolle, besonders in der ersten Halbzeit“, meint Dynamos Cheftrainer Guerino Capretti. „Wir haben gegen den Ball sehr gut gearbeitet. Den Matchplan haben die Jungs gut umgesetzt. Wir haben schnell Druck gemacht und dann auch gute Ballgewinne erzielt.“
Doch quasi mit dem Halbzeitpfiff geht nicht Dynamo, sondern Schalke in Führung. Kapitän Tim Knipping verliert im Spielaufbau viel zu einfach den Ball. „Die Mannschaft wurde durch eine Unaufmerksamkeit von meiner Seite bestraft“, entschuldigt sich der Abwehrchef anschließend bei seinen Mitspielern. „Das ist natürlich unglaublich bitter. Das geht ganz klar auf meine Kappe.“
Denn in der Folge wird Terodde im Strafraum freigespielt. Will trifft den Top-Torjäger der Liga am rechten Fuß. Schiedsrichter Harm Osmers zögert keine Sekunde und entscheidet auf Elfmeter. „Ich war mir ziemlich sicher, dass es ein klarer Elfmeter ist. Selbst, wenn er nicht gepfiffen hätte, wäre der Videobeweis wohl eingeschritten“, sagt der gefoulte Schalker, der selbst zum Elfmeter antritt.
Kevin Broll hat keine Chance. Während der Dynamo-Keeper, der erst unter der Woche nach seiner Corona-Infektion wieder ins Training eingestiegen war, in seine rechte Ecke springt, schiebt Terodde lässig den Ball flach in die Tormitte.
Fans zünden erneut Pyrotechnik
Eiskalt ist er dann auch kurz nach der Pause. In der 51. Minute platziert er seinen Kopfball nach einer Flanke von Dominick Drexler mustergültig im linken oberen Eck. Die Dresdner Innenverteidiger Knipping und Michael Sollbauer sind viel zu weit weg, lassen den Angreifer, der nun 21 Saisontore erzielt hat, gewähren.
Vorher hatte Capretti noch vor den Qualitäten des 34-Jährigen gewarnt: „Er ist ein typischer Spieler, den man lange nicht sieht, und plötzlich ist er da. Unsere Innenverteidiger sollten dran sein und ihn nicht aus den Augen verlieren. Er ist ein Fuchs, er weiß genau, wo er sich zu bewegen hat, wo der Ball landet. Dafür hat er einen sechsten Sinn.“
Aber auch nach dem 0:2-Rückstand steckt Dynamo nicht zurück. In der 60. Minute geht Außenverteidiger Michael Akoto im Strafraum der Schalker zu Boden. Die Wiederholung zeigt, dass er auch am linken Fuß getroffen wird. „Wenn du an der Seitenlinie stehst und der Elfmeter für Schalke gegeben wird und der für uns nicht, dann fühlst du dich ein wenig ungerecht behandelt“, sagt Capretti, betont aber, dass er die TV-Bilder noch nicht gesehen hat. Harm Osmers lässt jedenfalls weiterspielen. Der Videoschiedsrichter schaltet sich nicht ein.
Zehn Minuten später wird die Mannschaft dann für ihre kämpferische Leistung belohnt. Will, der den Elfmeter zum 0:1 noch selbst verursachte, trifft nach einer Flanke von Chris Löwe per Kopf. „Im ersten Moment habe ich gedacht, dass ich meinen Fehler aus der ersten Halbzeit ein bisschen wettgemacht habe“, sagt der Torschütze und lobt die Fans: „Die Stimmung war der absolute Wahnsinn. Sie hat uns getragen, trotz Krämpfen sind wir weiter gelaufen. Unglaublich.“
Ein Sieg in Sandhausen ist nun Pflicht
Doch im seit März 2020 erstmals ausverkauften Harbig-Stadion fliegen auch immer wieder Gegenstände aus den Reihen der Dresdner auf den Rasen. Bereits vor dem Spiel werden wie gegen St. Pauli Knallkörper und Pyrotechnik gezündet. Die Fans verstoßen damit erneut gegen die Regularien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wie auch gegen die Stadionordnung. Nach dem Pauli-Spiel leitete der DFB-Kontrollausschuss ein sportrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Dynamo ein. Das wird auch nach dieser Partie drohen.
Capretti findet anschließend nur lobende Worte für die Anhänger: „Ich möchte mich bedanken und von meiner Mannschaft ein riesen Lob an die Fans ausrichten, die uns von der ersten Minute bis zur Nachspielzeit unterstützt haben, immer positiv geblieben sind. Das war unbeschreiblich.“ Doch auch die beste Unterstützung nützt nichts. Schalke zeigt die Qualität einer Spitzenmannschaft und verteidigt das Ergebnis bis zum Abpfiff.
In der Tabelle bleibt Dynamo damit weiterhin auf dem Abstiegs-Relegationsplatz. In der kommenden Woche kommt es dann zum Duell mit dem SV Sandhausen, der derzeit auf dem rettenden 15. Rang steht. „Das Spiel wollen wir definitiv gewinnen. Jetzt haben wir nur noch Endspiele, in denen es darum geht, Punkte zu sammeln“, weiß Kapitän Knipping.