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Dresdner DTM-Sieger: Sein Rennen, seine Karriere, seine Pläne

Der Dresdner Maximilian Paul gewinnt völlig überraschend das DTM-Rennen auf dem Nürburgring. Im Interview spricht er über das verrückte Wochenende, seinen Beruf und die Rolle des Geldes im Motorsport.

Von Daniel Klein
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Zurück in Dresden: Maximilian Paul mit dem Siegerpokal vom Nürburgring in der Werkstatt von Paul Motorsport.
Zurück in Dresden: Maximilian Paul mit dem Siegerpokal vom Nürburgring in der Werkstatt von Paul Motorsport. © Ronald Bonß

Dresden. Viele Pokale stehen in der Halle von Paul Motorsport in Dresden-Cotta auf Regalen, der größte aber mitten auf dem Tisch. Am Sonntag gewann ihn der 23-jährige Maximilian Paul sensationell in einem Lamborghini beim Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) auf dem Nürburgring. Am Tag danach nimmt er sich Zeit für ein Gespräch mit Sächsische.de.

Maximilian, haben Sie schon registriert, was Ihnen da am Sonntag auf dem Nürburgring gelungen ist?

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Mein Handy ist voll mit Nachrichten, die ich gar nicht schaffe, alle zu beantworten.

Gab es vor Ihnen überhaupt schon mal einen sächsischen Sieger in der DTM?

Genau das war am Nürburgring nach dem Rennen eine oft gestellte Frage. Die Presseteams konnten sie aber nicht beantworten. Ich kenne zumindest keinen Sachsen, der das vor mir geschafft hat.

Sie sind von Platz 13 gestartet und nach ganz vorne gefahren. Das passiert im Motorsport nicht so häufig. Wie haben Sie das gemacht?

Beim Abendessen am Samstag haben wir gewettet: Wenn ich es in die Top5 schaffe, muss ich meine Steaks nicht bezahlen. Das ist die Erklärung (lacht). Im Ernst: Es hat in dem Rennen einfach alles gepasst, das Team hat in Sachen Strategie und Setup die richtigen Entscheidungen getroffen.

Die Bedingungen waren nicht einfach, es regnete am Ende in Strömen.

Das ist genau mein Wetter. Im Regen hängt viel mehr vorm Fahrer ab als auf einer trockenen Strecke. Es kommt darauf an, sich ganz schnell auf veränderte Witterungsverhältnisse anzupassen. Diese Herausforderung liegt mir.

Auf dem Nürburgring saß Maximilian Paul in einem Lamborghini Huracan des österreichischen Teams Grasser Racing.
Auf dem Nürburgring saß Maximilian Paul in einem Lamborghini Huracan des österreichischen Teams Grasser Racing. © GRT Grasser Racing Team

Was das Ergebnis noch erstaunlicher macht: Es war nach 2021 erst Ihr zweiter DTM-Einsatz überhaupt. Wie kann man quasi ohne Eingewöhnung einen Sieg einfahren?

Anderthalb Wochen vor dem Rennen rief mich der Chef des österreichischen Teams Grasser an und fragte mich, ob ich einspringen kann. Mein Vorteil ist, dass ich seit 2021 für Lamborghini fahre, zunächst als Junior, seit diesem Jahr als Young Professional, das ist eine Vorstufe zum Werksfahrer. Dadurch kenne ich das Auto, den Lamborghini Huracan, ganz gut, mit dem starte ich in dieser Saison auch in der GT Open Championships, wo ich um den Gesamtsieg kämpfe.

Am 19. und 20. August steht mit dem Lausitzring quasi das Hausrennen für einen Dresdner an. Starten Sie dort erneut in der DTM?

Ich würde natürlich gerne, aber das liegt nicht allein in meiner Hand, sondern hängt vor allem von Lamborghini und dem Grasser-Team ab. Die komplette restliche DTM-Saison könnte ich ohnehin nicht bestreiten, weil die drei letzten Rennwochenenden zeitlich mit der GT Open kollidieren.

Stammpilot in der DTM zu werden – ist das Ihr nächstes Ziel?

Das zu schaffen, wäre natürlich toll. Die DTM ist eine der größten Rennserien der Welt und die stärkste GT-Meisterschaft. Eine volle Saison bestreiten zu können, würde mich freuen. Aber im Motorsport ist es ja so, dass viele Faktoren passen müssen. Ich kenne einige Fahrer, die in die DTM gehören, dort aber nicht starten.

Sie spielen auf das Finanzielle an. Es ist kein Geheimnis, dass man als Pilot Geld oder Sponsoren mitbringen muss, um einen Platz in einem Team zu bekommen.

Es braucht einen Hersteller, der Interesse an einem Fahrer hat, ein finanzkräftiges Team und persönliche Sponsoren. Das ist ein Mix, der passen muss. Deshalb kann man im Motorsport auch so schlecht langfristig planen.

In Ostdeutschland gibt es zwar mit dem Sachsenring, dem Lausitzring und dem Motopark Oschersleben drei Rennstrecken, aber nur wenige professionelle Rennteams und kaum erfolgreiche Fahrer. Die Begründung dafür lautet: Es gibt hier zu wenige Firmen, die bereit sind, in den Motorsport zu investieren. Machen Sie diese Erfahrung auch?

Es ist allgemein schwierig, die richtigen Leuten zu treffen. Aber ich würde das nicht unbedingt an Ostdeutschland festmachen.

2019 stieg Maximilian Paul als Pilot beim neu gegründeten Dresdner Team T3 ein und startete in einem Audi R8 in der ADAC GT Masters.
2019 stieg Maximilian Paul als Pilot beim neu gegründeten Dresdner Team T3 ein und startete in einem Audi R8 in der ADAC GT Masters. © dpa/Robert Michael

In den vergangenen Jahren standen Sie beim Dresdner Rennstall T3 unter Vertrag, der im Oktober Insolvenz anmelden musste. Wie hat Sie das getroffen?

Gar nicht so sehr. Wir haben danach mit dem Team meines Vaters, Paul Motorsport, weitergemacht – und das sehr erfolgreich.

Wenn Sie zehn Jahre vorausblicken – was möchten Sie da erreicht haben?

Zehn Jahre sind im Motorsport wirklich ganz schwer zu überblicken. In den nächsten fünf Jahren möchte ich mich als Werksfahrer bei Lamborghini etablieren. Von diesem Hersteller gibt es ein interessantes Projekt für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, das würde mich extrem reizen. Der Erfolg in der DTM war ein wichtiger Schritt in diese Richtung, weil er gezeigt hat, dass ich ein gewisses Talent besitze.

Sie haben nach dem Schulabschluss keine Ausbildung gemacht, sondern sind direkt als Profi-Pilot im Kartsport eingestiegen. Was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Ich liebe das Gefühl, ein Auto am Limit zu bewegen und am Ende das Resultat meiner Entscheidungen zu sehen. Mich fasziniert die Technik, die Zweikämpfe auf der Strecke, die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und im Team. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht – etwas Schöneres gibt es nicht.