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"Olympia in Sachsen, warum denn eigentlich nicht?"

Bei der Olympia-Vergabe sollte nachhaltig statt groß gedacht werden. Rainer M. Jacobus, Präsident von Francesco Friedrichs Verein, und Boblegende Harald Czudaj im Podcast über eine sächsische Idee.

Von Fabian Deicke & Tino Meyer
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Rainer Jacobus, Präsident des BSC Sachsen Oberbärenburg (kleines Bild rechts), und Boblegende Harald Czudaj sind zu Gast im Dreierbob bei Sächsische.de.
Rainer Jacobus, Präsident des BSC Sachsen Oberbärenburg (kleines Bild rechts), und Boblegende Harald Czudaj sind zu Gast im Dreierbob bei Sächsische.de. © [M] Ronald Bonß/privat/Sächsische.de

Dresden/Peking. Die Vision ist nicht neu, doch sie kommt überraschend. Olympia in Sachsen, das hatte Riesas Oberbürgermeister Wolfram Köhler vor ziemlich genau 20 Jahren schon mal vorgeschlagen. Leipzig ging schließlich in den internationalen Wettbewerb für die Sommerspiele 2012, die dann in London stattfinden.

Ein Jahr später wagt Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten erneut einen Vorstoß, diesmal für die Winterspiele 2026. Weil er das für den Sport zuständige Innenministerium nicht einweiht, scheitert die Initiative, bevor sie richtig Fahrt aufnehmen kann. Im Dreierbob, dem Wintersport-Podcast von Sächsische.de, bringt Rainer M. Jacobus das Thema nun wieder auf die Tagesordnung.

"Olympia in Sachsen, warum denn eigentlich nicht?", fragt der Vereinsvorsitzender des BSC Sachsen Oberbärenburg, Verein von Bobdominator Francesco Friedrich und einer der erfolgreichsten Wintersportklubs weltweit.

Er will seine Aussagen zunächst einmal ausschließlich als Gedankenspiel verstanden wissen, hat allerdings auch schon konkrete Ideen: Die Hallenwettbewerbe könnten demnach vor allem in Dresden ausgetragen werden, Eiskunstlaufen am Traditionsstandort Chemnitz, das Skispringen in Klingenthal, die alpinen Wettbewerbe im tschechischen Riesengebirge. "Und das Eishockey-Finale findet in Prag statt. Mit Tschechien hätte man damit noch eine wintersportbegeisterte Nation dabei", sagt Jacobus. Und mit dem Altenberger Eiskanal gäbe es auch schon eine international anerkannte Sportstätte für Bob, Rodeln und Skeleton.

Czudaj: "Die Menschen wollen keine Mega-Spiele"

Ebenfalls in dem Podcast-Gespräch dabei ist Harald Czudaj. Der Viererbob-Olympiasieger von 1994, der mit Hobby-Anschieber Jacobus in Altenberg regelmäßig bei großen Wettkämpfen im Spurschlitten im Einsatz ist, ergänzt: "Ich denke, die Menschen wollen doch gar nicht diese Mega-Spiele. Und es gibt schon Weltcups, die hier als olympiatauglich durchgehen könnten. Da müssten nicht extra Millionen investiert werden, nur weil man fünf Ringe draufklebt."

Jacobus geht noch einen Schritt weiter. "Wir müssen Olympia neu denken", sagt er. Und da gehe es nicht im Spitzensportbereich los. "Zuallererst muss über den Stellenwert des Sports bei uns in der Gesellschaft diskutiert werden", sagt Jacobus, der jahrelang als stellvertretender Vorsitzender im deutschen Bob- und Schlittenverband tätig war und international sehr gut vernetzt ist.

Höherer Stellenwert des Sports wäre Basis einer Bewerbung

Statt die Winterspiele in China zu kritisieren, da sind sich beide einig, müsse man sich vielmehr fragen, warum bei der Vergabe 2015 lediglich Peking und das kasachische Almaty zur Wahl standen. Auch München hatte eine Bewerbung für 2022 geplant, scheiterte aber an einer Bürgerbefragung. "Dabei sind in der Region dort Wettkampfstätten von internationaler Spitzenklasse vorhanden", so Jacobus.

Dass es trotz dieser Voraussetzungen eine Olympiabewerbung schwer habe, zeige für Jacobus, wieso man in Deutschland wieder mehr für den Sport tun müsse. "Ich frage mich ganz ernsthaft, welchen Stellenwert hat der Sport, wenn selbst bei Vorliegen solcher Voraussetzungen und bei der Möglichkeit für die örtliche Wirtschaft auf ökonomisch interessante Winterspiele, die Bevölkerung das ablehnt?"

Für eine mögliche sächsische Bewerbung, so Jacobus und Czudaj sinngemäß, sei das Nachbessern im gesellschaftlichen Bereich nötig. Würde man an der Idee festhalten, kämen für Spiele in Sachsen frühestens die im Jahr 2034 infrage.

Wie sieht die Zukunft des sächsischen Bob-Sports aus?

Natürlich geht es in dem Podcast-Gespräch auch um sportliche Fragen. Welche Chancen hat Francesco Friedrich jetzt bei den Wettbewerben im Eiskanal von Yanqing? Undwie sieht es überhaupt aus mit dem Bobsport in Sachsen? Czudajs Sohn Alexander, Jugend-Olympiasieger von 2020, ist eines der großen Talente. Olympia 2034 in Sachsen – er wäre dann im besten Pilotenalter.

Diese Folge Dreierbob hören Sie direkt über den hier eingebetteten Player.

Czudaj und Jacobus: Zwei, die eine Leidenschaft teilen

Rainer Jacobus und Harald Czudaj sind bereits zum zweiten Mal gemeinsam zu Gast im Podcast "Dreierbob" gewesen. Während der WM 2021 in Altenberg sprach Sächsische.de mit ihnen über ihre Aufgabe als Spurbobbesatzung. Die Folge hier anhören!

Als Bobteam Czudaj/Jacobus sind Harald Czudaj (links) und Rainer Jacobus vergangene Woche bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gegangen. Anschließend sprechen sie über einen Videoanruf mit Sächsische.de im Podcast "Dreierbob".
Als Bobteam Czudaj/Jacobus sind Harald Czudaj (links) und Rainer Jacobus vergangene Woche bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gegangen. Anschließend sprechen sie über einen Videoanruf mit Sächsische.de im Podcast "Dreierbob". © Screenshot Sächsische.de
Cudaj und Jacobus fahren regelmäßig gemeinsam Bob. Bei Weltcups starten sie als Spurbob und übernehmen als "Vorauskommando", wie sie sagen, eine wichtige Funktion. Hier sind beide in Altenberg vor einem Schild mit der Aufschrift "Jacobusweg" zu sehen.
Cudaj und Jacobus fahren regelmäßig gemeinsam Bob. Bei Weltcups starten sie als Spurbob und übernehmen als "Vorauskommando", wie sie sagen, eine wichtige Funktion. Hier sind beide in Altenberg vor einem Schild mit der Aufschrift "Jacobusweg" zu sehen. © privat
Als "Jacobusweg" wird seit der Bob-WM 2020 in Altenberg die Startgerade der Bobbahn genannt. Vor dem dritten Lauf der Vierer-Entscheidung damals verpasste Rainer M. Jacobus den Einstieg, Harald Czudaj fuhr den Spurbob allein ins Ziel.
Als "Jacobusweg" wird seit der Bob-WM 2020 in Altenberg die Startgerade der Bobbahn genannt. Vor dem dritten Lauf der Vierer-Entscheidung damals verpasste Rainer M. Jacobus den Einstieg, Harald Czudaj fuhr den Spurbob allein ins Ziel. © privat

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