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Das ist Sachsens neue Biathlon-Hoffnung

Alma Siegismund aus Altenberg gewann bei der Jugend-WM Gold und möchte bald im Weltcup starten. Mit ihrem großen Vorbild Laura Dahlmeier teilt die 18-Jährige eine Leidenschaft.

Von Lucy Krille
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Alma Siegismund ist Sachsens wohl derzeit erfolgreichste Biathletin im Nachwuchs-Bereich.
Alma Siegismund ist Sachsens wohl derzeit erfolgreichste Biathletin im Nachwuchs-Bereich. © Kevin Voigt

Altenberg/Otepää. Ausgerechnet im Einzel hat es geklappt. Alma Siegismund holte in diesem Wettbewerb bei den Jugend-Weltmeisterschaften im estnischen Otepää Gold. "Eigentlich habe ich immer noch meine Probleme beim Stehendschießen", sagt Siegismund zwei Wochen später am Telefon. Doch zum Saisonhöhepunkt hat die Altenbergerin geliefert. Ein Fehler bei 20 Schüssen – das ist eine neue Bestleistung für sie. Dass diese unter den mehr als 100 Starterinnen zum Sieg reichte, erfuhr sie erst durch ihren Trainer.

"Ich war beim Auslaufen und habe gar nicht auf das Handy geschaut", erzählt Siegismund, die es erst mal gar nicht glauben konnte. Schließlich lief die Vorbereitung durch eine Krankheit alles andere als optimal. Doch mit ihrem guten Schießen legte die 18-Jährige den Grundstein für ihren Sieg und gewann mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung vor der Konkurrenz. Die Siegerehrung und den Rummel um sie herum nimmt sie wahr, als wäre sie in einer anderen Welt. "Erst früh am nächsten Tag ist es mir bewusst geworden", so Siegismund. "Dann ist man einfach überglücklich".

Auch im Sprint, Massenstart und in zwei Staffeln ging sie an den Start. Viel Zeit zum Genießen blieb ihr auch nach der WM nicht, denn nach einem Stopp in der Heimat geht es weiter zum Deutschlandpokal und zum Alpencup auf die Pokljuka. Siegismund startete diese Saison im IBU Junior Cup, der dritten Liga im Biathlonsport, und holte dort zuletzt Podestplätze.

Nicht weit vom Trainingszentrum in Altenberg aufgewachsen

Nun soll sie in den Juniorenbereich aufsteigen. Die Junioren-Weltmeisterschaften fanden zusammen mit den Wettbewerben der Jugend statt. In Otepää erkämpfte sich Julia Kink einen Platz im Weltcup-Team und reiste mit zu den beiden letzten Stationen der Saison in die USA und nach Kanada. Auch Siegismund träumt davon, einmal bei "den Großen" zu starten. "Ich weiß noch nicht, ob es die nächsten ein, zwei Jahre so sein wird, aber das Weltcupdebüt ist das große Ziel".

Daran arbeitet sie jeden Tag am Bundesstützpunkt in Altenberg. Seit der fünften Klasse besucht sie das dortige Sportgymnasium. Die Strecken im Hofmannsloch sind ihre Heimat, denn die Biathletin ist neben dem Skilift im benachbarten Ortsteil Schellerhau aufgewachsen. Entsprechend groß war die Freude im Erzgebirge, als Siegismund mit Gold nach Hause kam. Die Schellerhauer bereiteten ihrer Biathletin einen Empfang, bei dem auch der Bürgermeister gratulierte.

Um Fahrtwege zu sparen und sich noch besser auf das Training konzentrieren zu können, zog Siegismund damals ins Internat. Täglich stehen Trainingseinheiten auf dem Plan. Dazu kommt das Abitur, das Siegismund im nächsten Jahr machen will. "Das funktioniert gut an der Sportschule", sagt sie. Der Unterrichtsstoff ist auf 13 Jahre gestreckt. Das ermöglicht einen freien Tag in der Woche, dienstags und donnerstags startet die Schule zudem erst ab Mittag, so dass neben der abendlichen auch noch eine Trainingseinheit am Morgen stattfindet.

Familie Siegismund kann die Füße nicht stillhalten

Um auch nach dem Abitur weiter Biathlon betreiben zu können, hofft Siegismund, in einer Behörde wie Bundeswehr, Zoll oder Bundespolizei unterzukommen, so wie es bei den besten Biathleten in Deutschland üblich ist. Ein ähnlicher Schritt steht gerade bei ihrer engsten Freundin aus dem Internat, der Pirnaerin Johanna Lehnung, an. Sie ist ein Jahr älter als Siegismund. Der Austausch tut den Sportlerinnen gut. Denn Sport auf Leistungsniveau erfordert viele Anstrengungen, die Siegismund aber gern in Kauf nimmt. "Ich war früher schon sportbegeistert", erzählt sie.

Vor zehn Jahren fand sie das erste Mal zum Langlauf, über eine Arbeitsgemeinschaft in der Grundschule. Irgendwann kam ein Trainer auf sie zu und fragte, ob sie beim Biathlon schnuppern will. "Ich hatte so viel Spaß daran", schwärmt Siegismund. Die Unterstützung ihrer Eltern ist ihr sicher, denn auch die Familie brennt für den Sport. Ihr Bruder war ebenfalls eine Zeit lang als Biathlet aktiv. "Im Urlaub können wir auch nicht die Füße stillhalten", sagt Siegismund und lacht.

Ihre Biathlon-Vorbilder kommen aus Deutschland, Frankreich und Belarus

Wenn dann doch mal der Fernseher angeschaltet wird, läuft natürlich Biathlon. Schon als Mädchen hat sie die Rennen der Besten verfolgt. Ihr großes Vorbild war der französische Ausnahmeathlet Martin Fourcarde. "Der hat mich von seiner Lauftechnik her von oben bis unten beeindruckt." Bei den Damen hat sie vor allem die Weißrussin Darja Domracheva fasziniert.

Nicht zu vergessen Laura Dahlmeier, die siebenmal Weltmeisterin und zweimal Olympiasiegerin wurde und in der Saison 2016/17 den Sieg im Gesamtweltcup holte. Siegismund teilt mit ihrem Vorbild eine Leidenschaft. Ähnlich wie Dahlmeier, die mittlerweile als Bergsteigerin unterwegs ist, geht sie gern klettern.