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Tag 4: Was tun, wenn ein Kind in Not ist?

Als ein Sechsjähriger vom Klettergerüst fällt, ist Sächsische.de-Redakteur Henry Berndt als Ersthelfer und Tröster gefragt. 

Von Henry Berndt
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Als ein Kind vom Klettergerüst fällt, muss Henry schnell reagieren.
Als ein Kind vom Klettergerüst fällt, muss Henry schnell reagieren. © Sven Ellger

Kinder schreien ja häufiger Mal. Als Papa oder Mama glaubt man aber, genau raushören zu können, wenn mal wirklich etwas Schlimmeres passiert ist. Zum Beispiel, wenn ein Kind beim Spielen vom Klettergerüst gefallen ist und sich den Knöchel verstaucht hat.

Für Teil vier meiner Lebensretter-Woche bin ich am Donnerstag im Kindergarten "Schatzinsel" in Strehlen zu Gast. Träger der Einrichtung ist das Deutsche Rote Kreuz, dessen Ausbilder mich auch diesmal mit authentischen Situationen und wertvollen Tipps unterstützen werden. 

Eine wirklich lebensgefährliche Verletzung wollen wir den kleinen Darstellern allerdings nicht zumuten. Deshalb belassen wir es bei dem umgeknickten Fuß und einer fiktiven Platzwunde am Kopf.

Paul, sechs Jahre alt, spielt das Unfallopfer. Etwas übermütig versucht er, über die oberste Stange am Klettergerüst zu steigen, verliert den Halt - und fällt hinunter.

Regungslos liegt Paul nach seinem Sturz am Boden und ruft um Hilfe.
Regungslos liegt Paul nach seinem Sturz am Boden und ruft um Hilfe. © Sven Ellger

Zufällig stehe ich gerade in der Nähe und höre sein Schreien als erster. Ich eile zu dem Jungen, knie mich vor ihn und spreche ihn an. "Was ist passiert?", "Hast du Schmerzen?" "Wo?" Dann versuche ich ihn zunächst zu beruhigen, und verspreche ihm, dass bald Hilfe kommt.

Inzwischen eilt eine Erzieherin mit einem Erste-Hilfe-Kasten und einem Kühlpad herbei. Das Pad wickle ich in ein Tuch ein, und kühle zunächst das Fußgelenk.

Dann wähle ich per Handy ich die altbekannte 112 und beschreibe der Rettungsleitstelle, was wo passiert ist. Außerdem wichtig: Der Junge ist nicht bewusstlos, sondern noch ansprechbar.

Während ich auf die Hilfe warte, spreche ich weiter mit Paul, versuche ihn zu beruhigen. Dann hole ich eine Rettungsdecke aus dem Koffer und decke ihn zu, damit er nicht auch noch frieren muss.

Dabei entdecke ich, dass er auch noch eine Platzwunde am Kopf davongetragen hat. Sobald Blut im Spiel ist, brauche ich Gummihandschuhe und auch die finde ich im Koffer. Erst dann reiße ich eine der Packungen mit Verband samt Kompresse auf und wickle sie (äußerst amateurhaft) um Pauls Kopf. Aber sie hält.

Mit einem Verband aus dem Erste-Hilfe-Koffer wird die Platzwunde am Kopf versorgt.
Mit einem Verband aus dem Erste-Hilfe-Koffer wird die Platzwunde am Kopf versorgt. © Sven Ellger

Bis die Rettungssanitäter eintreffen, bleibe ich an Pauls Seite. Erst dann ist meine Aufgabe erfüllt. Paul hat das prima gemacht!

Auch DRK-Ausbilder Markus Steindecker ist mit uns beiden zufrieden. Anschließend zeigt er mir noch, wie ich bei einem Baby im Notfall reagieren müsste. Wenn es nicht schreit, prüfe ich ob das Baby noch atmet. Wenn ja, bringe ich es in die stabile Seitenlage.

Wenn nicht, beginne ich sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei Babys startet man dabei mit fünfmal Pusten in Mund und Nase. Dann folgt 30 mal Drücken auf den Brustkorb, allerdings nur mit zwei Fingern, statt mit beiden Händen wie bei Erwachsenen. Dann zweimal pusten, dann wieder 30 Mal drücken und immer so weiter, bis Hilfe kommt.

Brauchen Babys eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Brauchen Babys eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, ist Fingerspitzengefühl gefragt. © Sven Ellger

Zum Abschluss der Woche will ich am Freitag erfahren, wie einfach oder kompliziert sich eigentlich ein Feuerlöscher im Brandfall bedienen lässt - und ob man auch dabei womöglich verheerende Fehler machen kann.

Habt ihr Tipps oder Kritik? Immer her damit an [email protected]. Telefonisch erreicht ihr mich unter 0351 48642234.