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Langebrücker vertrieb Wolf mit Stockschlägen

Das Jungtier war auf den Mann zugelaufen. Ortschef Christian Hartmann (CDU) nimmt den Vorfall sehr ernst.

Von Thomas Drendel & Julia Vollmer
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Dieser junge Wolf war in der vergangenen Woche in Langebrück in einem Zaun stecken geblieben.
Dieser junge Wolf war in der vergangenen Woche in Langebrück in einem Zaun stecken geblieben. © privat

Langebrück. Der Vorfall mit einem jungen Wolf vergangene Woche in Langebrück hat sich offenbar dramatischer abgespielt, als bisher bekannt war. Nach Angaben von Ortsvorsteher Christian Hartmann (CDU) versuchte das Tier zumindest, einen Menschen anzugreifen.

Der Welpe war am Donnerstagvormittag auf einem Grundstück entdeckt worden. Als er Menschen bemerkte, versuchte er zu flüchten, blieb aber in einem Zaun stecken. Daraufhin informierten Anwohner die Polizei. Ein Tierarzt konnte das Tier schließlich aus dem Zaun befreien.

„Wenig später bemerkte ein Anwohner, dass es sich erneut in einem Tor eingeklemmt hatte“, so der Ortsvorsteher. „Der Mann befreite den Welpen. Als der Anwohner jedoch mit lauten Rufen versuchte, ihn zu verscheuchen, ist der stehen geblieben, hat kehrt gemacht und ist schließlich auf den Mann zugelaufen." Nach ein paar Schlägen mit einem Schrubber habe der Wolf schließlich das Weite gesucht, sagt der Ortschef. „Glücklicherweise kam es zu keinerlei Bissverletzungen.“

Ähnlich schilderten Anwohner das Verhalten des Tieres den Mitarbeitern der Fachstelle Wolf des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). „Nach der Befreiung unter dem Tor versuchte der Mann, den jungen Wolf mit einem Besen oder Stock in Richtung Waldrand zu leiten. Dabei fühlte sich der Welpe bedrängt und ging auf ihn zu. Mit dem Besen/Stock wehrte er den Wolf ab“, berichtet Sprecherin Karin Bernhardt. Zunächst war nur bekanntgeworden, dass der Welpe sich in einem Zaun verfangen hatte und befreit werden konnte.

Jungtier hat offenbar Scheu vor Menschen verloren

Der Langebrücker Ortsvorsteher nimmt den Vorfall sehr ernst. „Das Jungtier hat offensichtlich in der Situation die Scheu vor dem Menschen verloren. Das muss von Fachleuten bewertet werden. Eventuell müssen Konsequenzen gezogen werden.“ Er will jetzt den Wolfsbeauftragten in den Ortschaftsrat einladen. „Ich hoffe, dass er unsere Fragen beantworten kann und auch Auskunft geben kann, wie Anwohner reagieren sollten, wenn ihnen ein solches Tier gegenübersteht. Wenn es Möglichkeiten gibt, die Wölfe zu vergrämen, also davon abzuhalten, überhaupt die Ortschaft zu betreten, dann wäre es sinnvoll, sie umzusetzen.“

Laut Hartmann wurden in den vergangenen Wochen dreimal Wölfe in Langebrück gesichtet. „Nach meinem Wissen haben sie sich in der Dresdner Heide angesiedelt. Das ist ein relativ kleines Rückzugsgebiet für die Wölfe. Es wird daher sicher auch künftig passieren, dass die Tiere in der Ortslage auftauchen. Es darf nicht zu schwerwiegenderen Zusammentreffen kommen. Wir müssen mit der Situation verantwortungsvoll umgehen.“

Laut LfULG gab es im Dresdner Norden und den umliegenden Gemeinden im Juli und Anfang August sieben Übergriffe auf Weidetiere gezählt. Dabei wurden sechs Schafe und ein Damhirsch getötet, ein Schaf wurde verletzt. „Der Mindestschutz war nur in zwei Fällen gegeben. Häufig wurden dabei Festzäune überwunden. Die Fachstelle Wolf empfiehlt bei Schafen und Ziegen den Einsatz von Elektrozäunen“, sagt Sprecherin Bernhardt. Seit Mitte August seien keine weiteren Übergriffe auf Nutztiere aus diesem Gebiet gemeldet worden. In ganz Sachsen hat es mit Stand vom 17. September in diesem Jahr 71 Risse gegeben, bei denen der Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher festgestellt wurde.

Nach Angaben von Karin Bernhardt sind Wölfe sehr vorsichtige Tiere. Sie nehmen Menschen mit ihren gut ausgebildeten Sinnen meist frühzeitig wahr und weichen meist aus, bevor sie überhaupt bemerkt werden, sagt sie. „Wer dennoch einem Wolf begegnet, sollte sich ruhig verhalten und das Tier nicht in die Enge treiben. Grundstücksbesitzer, auf deren Areal sich ein Wolf befindet, sollten dem Tier eine Fluchtmöglichkeit anbieten und es nicht bedrängen. In der Regel dreht sich der Wolf um und zieht von dannen.“

Vermutungen von Tierhaltern, dass Wölfe im Dresdner Norden zunehmend auch Katzen attackieren, kann das Landesamt nicht bestätigen. „Davon ist uns nichts bekannt.“ Allein in Langebrück sollen in den vergangenen Tagen sechs Katzen verschwunden sein. Das hatte eine Tierärztin der SZ berichtet.