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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Gas-Lieferstopp: Firmen prüfen mögliche Folgen + Trotz Corona weniger Firmenpleiten + Biotechnologie fordert mehr Hilfe + Millionen für Batteriehersteller

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An solchen Verdichterstationen, wie hier in Mallnow in Brandenburg, kommt das russische Gas in Deutschland an. Derzeit ist unklar, wie lange es noch strömt.
An solchen Verdichterstationen, wie hier in Mallnow in Brandenburg, kommt das russische Gas in Deutschland an. Derzeit ist unklar, wie lange es noch strömt. © dpa-Zentralbild

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Guten Morgen,

die schrecklichen Folgen des Krieges werden immer deutlicher, nicht nur für die Ukraine, sondern für die ganze Welt. In Ostafrika drohen Hungersnöte, soziale Unruhen in Ägypten oder dem Libanon, die stark von ukrainischem Getreide abhängig sind. Und wegen der stark steigenden Energiepreise verliert das Geld an Wert. Die Jahresinflationsrate in Sachsen liegt nach einer ersten Schätzung im März bei 7,0 Prozent, für ganz Deutschland sogar bei 7,3 Prozent – der höchste Stand seit rund 40 Jahren.

Dabei wird es vermutlich nicht bleiben. Denn ein Gas-Lieferstopp aus Russland nach Deutschland könnte tatsächlich bevorstehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch die erste Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen, damit sich Energieversorger und energieintensive Unternehmen vorbereiten. Ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien ist die Konsequenz aus dieser aktuellen Energiekrise, der sich aber nicht kurzfristig umsetzen lässt. Noch wichtiger ist deshalb das Energiesparen, privat zu Hause wie in der Wirtschaft. Energiesparen macht uns weniger abhängig von Gasimporten und weniger preisanfällig für Energiepreisschocks.

Kommen Sie gut durch den Tag und bleiben Sie gesund,

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Möglicher Lieferstopp: Sächsische Firmen prüfen Konsequenzen +++

Nach dem Ausrufen der Frühwarnstufe beim Notfallplan zur Gasversorgung hat Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) am Mittwoch versichert, dass die Versorgungsicherheit für die sächsische Wirtschaft und die Haushalte "aktuell gewährleistet ist". Auch Moskau betonte, zunächst weiter liefern zu wollen. Dulig rief die Verbraucher und die Wirtschaft zum sparsamen Umgang mit Gas auf, jeder eingesparte Kubikmeter würde in dieser Situation helfen. Dulig betonte: Die kommenden Wochen und im Sommer könnte Sachsen auf russisches Gas verzichten. Energieintensive Unternehmen, wie das Stahlwerk Riesa, prüfen derweil, welche Auswirkungen ein Gaslieferstopp auf die Produktion hätte. Was bei einem Gas-Lieferstopp gesamtwirtschaftlich droht, ist hier zusammengefasst.

Die CDU-Landtagfraktion legte am Mittwoch ein Positionspapier zur Sicherung der Energieversorgung vor. Derweil bleiben die hohen Energiekosten der Treiber der Inflation, die nun in Sachsen bei sieben Prozent liegt. Ein Ende der Entwicklung ist vorerst nicht in Sicht. Viele Unternehmen wollen die Preise erhöhen. Die Wohnungsgenossenschaften in Mitteldeutschland sehen "sozialen Sprengstoff" in der nächsten Heizrechnung. Sie rufen nach Hilfe vom Staat - und raten Mietern zur Vorauszahlung. Saechsische.de verdeutlicht an drei Beispielen, wie die hohen Energiekosten Sachsen treffen.

+++ Trotz Corona weniger Firmenpleiten +++

Die Zahl der Firmenpleiten in Sachsen ist auch im zweiten Corona-Jahr zurückgegangen. Das Statistische Landesamt zählte 2021 noch 521 Insolvenzen, 48 weniger als im Jahr zuvor und gut halb so viele wie 2017. Der Trend halte an, heißt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nach Auswertung der Februarzahlen. Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden geht aber davon aus, dass viele Unternehmen gar nicht erst insolvent gehen, sondern schon vorher einfach schließen. Ein anderer Experte erwartet wegen der Corona-Krise nun keine große Insolvenzwelle mehr. Die größere Gefahr für Unternehmen gehe derzeit von geopolitischen Spannungen rund um den Ukraine-Krieg aus. Als Reaktion auf den Krieg hat sich die Stimmung in der ostdeutschen Wirtschaft bereits massiv abgekühlt.

+++ Biotechnologie fordert mehr Hilfe +++

Sachsens Biotechnologie-Branche wünscht sich mehr Unterstützung vom Freistaat. Die Unternehmen bräuchten lange Entwicklungszeiten von bis zu 20 Jahren, sagt André Hoffmann, Geschäftsführer vom Branchenverband Biosaxony, im Interview mit saechsische.de. "Viele Standorte auf der Welt lösen dieses Problem des hohen Finanzbedarfs durch leichter verfügbares Risikokapital. Wir kompensieren bei uns das Fehlen dieses Kapitals durch Fördermittel. Das ist gut, hat aber Grenzen." Man werbe deshalb dafür, das Innovationsökosystem durch zusätzliche Unterstützungsplattformen weiter auszubauen – vor allem nach erfolgter Gründung.

+++ Millionenförderung für Batteriehersteller +++

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert Forschungen in Sachsen für ein Batterie-Ökosystem mit insgesamt 24,1 Millionen Euro. Das Geld soll an den Döbelner Batteriehersteller Blackstone Technology gehen, teilte das Ministerium am Dienstag in Berlin mit. "Mit der Fördermaßnahme zum Batterie-Ökosystem sorgen wir dafür, dass die nächste Generation nachhaltiger Batterien in Richtung Serienreife entwickelt wird", erklärte der parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne). In dem Projekt geht es laut Ministerium um 3D-gedruckte Batterien auf Natrium-Basis, die auf importierte Rohstoffe weitgehend verzichten. Die Blackstone-Geschäftsleitung will unterdessen die Autoindustrie davon überzeugen, die Batteriezellen vor Ort zu kaufen und nicht in Asien.


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