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Sachsen zählt zu den sonnigsten Regionen: Die Sommer-Bilanz für 2023

In Deutschland und in Europa hat dieser Sommer für neue Rekordwerte gesorgt. Sachsens Sommer war heiß, aber fast schon normal.

Von Stephan Schön
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Dunkle Wolken und blauer Himmel, typisch für diesen Sommer. Was macht den Sommer 2023 so besonders?  Der Deutsche Wetterdienst zieht eine Bilanz zu den teils extremen Ereignissen.
Dunkle Wolken und blauer Himmel, typisch für diesen Sommer. Was macht den Sommer 2023 so besonders? Der Deutsche Wetterdienst zieht eine Bilanz zu den teils extremen Ereignissen. © Jens Kalaene/dpa

Dresden/Leipzig/Offenbach. Für die Meteorologen geht am Donnerstag der Sommer zu Ende. Die Tendenz ist eindeutig: Dies war der 27. zu warme Sommer in Folge. Das geht aus den Daten des Deutschen Wetterdienstes hervor. Mit verheerenden Schäden. Sachsen kam bei all dem recht glimpflich davon verglichen mit dem Voralpenland und den westlichen Bundesländern.

Mit 18,5 Grad im Landesdurchschnitt war es in diesem Sommer zwei Grad zu warm, nur zwei Grad. Gefühlt war die Hitze zwei Monate lang da und erschien heftiger. In Sachsen herrscht seit Jahren eine Grundwasserdürre. Die hat sich zumindest in diesem Sommer nicht verschärft. Denn das Regensoll für einen normalen Sommer ist mehr als erreicht.

235 Liter je Quadratmeter. 222 Liter sind der Klimavergleichswert. Dass dieses Wasser schon wieder fast weg ist, das zeigen die Flusspegel. Trotz der drei Tage Dauerregen nahezu flächendeckend hat etwa jeder zehnte Pegel an den sächsischen Flüssen Niedrigwasser. 83 Prozent der 430 Grundwasser-Messstellen liegen durchschnittlich unter dem Normalwert.

Einen ganz besonderen Sommerrekord holte sich Sachsen am 3. Juni: In Sohland an der Spree sank die Temperatur auf minus 0,7 Grad. Dies ist die bundesweit in diesem Sommer tiefste gemessene Temperatur überhaupt, geht aus den Daten des DWD hervor.

Der DWD wertete für die Bilanz die Daten seiner rund 2.000 Messstationen deutschlandweit aus. Die Werte sind noch vorläufig. Die für die letzten zwei Augusttage verwendeten Daten basieren auf Prognosen.

27 viel zu warme Sommer

Ein zu warmer Sommer macht noch keinen Klimawandel. Doch wenn die Sommer 27 Jahre in Folge viel zu warm sind, dann ist die Tendenz eindeutig. „Wieder können wir den Klimawandel live erleben“, kommentiert Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die aktuelle Sommerbilanz.

Weltweit war dieser Juli der heißeste je gemessene Monat. Extremhitze in Nordamerika und im Mittelmeerraum. Hitze, wenn auch keine Rekordwerte, ebenso in Deutschland. Als der heißeste Tag im Jahr wird den 15. Juli in die Wetteraufzeichnungen eingehen. In Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) gab es mit 38,8 Grad den Deutschlandrekord. In Sachsen wurden bei Torgau 36,8 Grad gemessen.

Sachsen zählt zu den sonnigsten Regionen

Eine Hitzewelle folgte fast nahtlos der nächsten. Dazwischen Hagel bis zur Größe von Golfbällen und Hochwasser – im Sommer 2023 ist für Deutschland alles dabei. Das Voralpenland und die südwestlichen Bundesländer hat es am stärksten getroffen.

Markant für diesen Sommer sind seine großen Schwankungen, heißt es beim DWD. Doch trotz der recht kühlen Temperaturen Ende August ist es deutschlandweit mit 18,6 Grad um 2,3 Grad zu warm gewesen verglichen mit der internationalen Klimaperiode (1961 bis 1990).

Heiße Tage und Sonne satt. Was die Sonnenstunden betrifft, so kommt ganz Deutschland mit einem Plus von gut zehn Prozent weg. Sachsen zählt diesmal zu den sonnigsten Regionen. An die zwanzig Prozent gab es davon hier mehr und 720 Stunden landesweit. Und das trotzt der vergangenen grauen Regentage.

Südeuropa glutheiß

Vom Deutschen Wetterdienst heißt es mit Blick auf den Sommer 2023 in Europa, in einem Gebiet von Süd-Skandinavien über Mittel- bis nach Südosteuropa sei der Sommer eher verregnet gewesen. „Es gab aber große Unterschiede in den einzelnen Sommermonaten und auch extreme Hitze und Starkgewitter“, so der DWD mit Verweis auf die „extreme Hitzewelle im gesamten Mittelmeerraum“ in der zweiten Julihälfte.

Die Unterschiede sind enorm. Dürre im Süden, Wassermassen im Norden. Stationäre, sich blockierenden Wetterlagen sind daran schuld. Ausgelöst durch einen weit in den Süden hinein mäandernden Jetstream, den polaren Windwirbel. Eben mit der Folge zum Beispiel, dass es in Großbritannien der Juli mit dem meisten Niederschlag seit 2009 war.

Ein unglaubliches meteorologisches Extremereignis meldet Italien für den Sommer 2023. Bei Starkgewittern im Norden des Landes sei ein 19 Zentimeter großes Hagelkorn gefunden worden, „ein neuer Europarekord“, sagt dazu der DWD-Experte Peter Bissolli.

Das Wetter in Italien hatte das Land im Juli in zwei Teile geteilt: Unwetter und Hagelstürme im Norden und extreme Hitze und Waldbrände im Süden. Die schweren Unwetter im Norden forderten mehrere Todesopfer und verwüsteten einige Gemeinden völlig. Fast zeitgleich wüteten auf den Mittelmeerinseln Sizilien und Sardinien sowie in den südlichen Regionen des Festlandes teils schwere Waldbrände.

In Sloweniens rissen Anfang August sintflutartige Niederschlage Hunderte Häuser und Brücken weg. Es war die schlimmste Naturkatastrophe, die das 2,1-Millionen-Einwohner-Land in seiner jungen Geschichte erlebt hat. Von einer solchen Katastrophe, wie sie ja ähnlich vor zwei Jahren auch das Ahrtal verwüstet hatte, bleib Deutschland diesen Sommer verschont.

Sommerliches Wochenende mit bis zu 25 Grad

Und der beginnende Herbst geht es sogar ziemlich ruhig an: Noch ein bisschen Regen am Donnerstag, dann folgt ein sommerliches Wochenende mit bis zu 25 Grad, sagt Peter Zedler vom DWD-Leipzig im Wettergespräch mit der SZ. Danach aber wird’s wieder spannend.

Am Montag schon streiten sich die Wettermodelle wie selten. Zwischen dem deutschen und dem europäischen Modell betragen die vorhergesagten Temperaturunterschiede zehn Grad. Beim Niederschlag sehen die Meinungsverschiedenheiten der Wettermodelle nicht anders aus. Da bleibt alles offen. (mit dpa)