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Mit Kamera und Mikro durchs Wilsdruffer Gymnasium

Die Schüler lernen jetzt, wie Filme geschnitten, wie Podcasts aufgenommen und wie programmiert wird. Möglich macht das der Autobauer Porsche.

Von Maik Brückner
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Im Wilsdruffer Gymnasium sind die Campus Creators unterwegs. Lennox, Stefan und Elias lassen sich Film- und Ton-Technik von Matthias Schlönvogt (von links) erklären.
Im Wilsdruffer Gymnasium sind die Campus Creators unterwegs. Lennox, Stefan und Elias lassen sich Film- und Ton-Technik von Matthias Schlönvogt (von links) erklären. © Karl-Ludwig Oberthür

Lennox hat sich eine Gitarre umgehängt, Stefan hält ihm ein Mirko vors Gesicht und Elias hat die Kamera auf der Schulter genommen. Für Beobachter sieht das schon sehr professionell aus. Wie man mit dem Mikro und der Kamera umgeht, werden die drei Siebtklässler des Wilsdruffer Gymnasiums in den nächsten Monaten noch lernen.

Und das passiert im Projekt Campus Creators. Mit diesem hatte sich das Wilsdruffer Gymnasium im vorigen Jahr erfolgreich bei einem Wettbewerb des Autoherstellers Porsche beworben und dort 100.000 Euro gewonnen. Nach diesem Erfolg machte sich Schulleiterin Katja Laetsch und ihr Team daran, die vier digitalen Werkstätten auszustatten. "Wir haben im großen Umfang Geräte und Technik für unser Film- und Tonstudio, das Programmierstudio, das digitales Labor und die 3D-Drucker-Werkstatt angeschafft." Das hat lange gedauert. "Wir haben uns zuerst die Fachleute geholt."

Die Fachleute, das sind Männer, die etwas von Technik verstehen - zumeist Väter und Großväter, deren Kinder und Enkelkinder die Schule besuchen. Unterstützung kam aber auch von rüstigen Rentnern, die noch eine Herausforderung suchten.

Luis lässt sich von Susanna Kunzmann zeigen, wie man programmiert.
Luis lässt sich von Susanna Kunzmann zeigen, wie man programmiert. © Karl-Ludwig Oberthür

Einer dieser Experten, der schon bei der Bewerbung mithalf, ist Matthias Schlönvogt. Der Wilsdruffer, der vielen als Freie-Wähler-Stadtrat bekannt ist und der bei einer Krankenkasse arbeitet, wird dem Gymnasium als Ausbilder im Film- und Ton-Studio zur Seite stehen. Bereits beim Markt der Möglichkeiten, den das Gymnasium in dieser Woche veranstaltete, hat er gezeigt, dass er für die Sache brennt. "Videos und Audios sind schon lange meine Hobbys. Das Projekt ist eine schöne Möglichkeit, den Kindern beizubringen, wie das geht. Sie werden lernen, wie man Musik und Klänge macht."

Die Aula des Wilsdruffer Gymnasium wurde in einen Markt der Möglichkeiten verwandelt.
Die Aula des Wilsdruffer Gymnasium wurde in einen Markt der Möglichkeiten verwandelt. © Karl-Ludwig Oberthür

Spricht's und wendet sich den Kindern zu. "Das ist ein Interview-Mikrofon", erklärt er den staunenden Schüler. "Es nimmt nur die Töne auf, die der Interviewer und der Interviewte sprechen. Ausgeblendet wird der Straßenlärm und das Vogelgezwitscher." Stefan, Lennox und Elias sind begeistert. Sie wollen in dieser Arbeitsgruppe mitmachen. "Ich interessiere mich für Musik und Technik", sagt Lennox. Ähnlich geht es seinen Kumpels.

Staunende Augen am 3D-Drucker

Doch nicht nur am Stand, an dem das Film- und Tonstudio vorgestellt wird, drängeln sich die Schüler. Auch die Laptops der Programmierwerkstatt werden eifrig genutzt. Umlagert wird auch der Stand von Andreas Schmidt. Der Wilsdruffer, der in Dresden als Ingenieur für Werkstofftechnik arbeitet, demonstriert hier einen 3D-Drucker. Er hofft, dass er den einen oder anderen dafür begeistern kann, später als Konstrukteur zu arbeiten.

Andreas Schmidt zeigt Fritz, was mit einem 3D-Drucker möglich ist.
Andreas Schmidt zeigt Fritz, was mit einem 3D-Drucker möglich ist. © Karl-Ludwig Oberthür

Der zwölfjährige Fritz staunt, was der Drucker alles kann. "Die Arbeit damit macht bestimmt Spaß. Ich könnte mir vorstellen, Statuen für mein Zimmer zu machen."

Ein paar Meter neben den 3D-Druckern steht Torsten Berger, Rentner mit Diplom-Ingenieur-Abschluss für Elektrische Gerätetechnik. In seinem digitalen Labor liegen Schaltkreise auf dem Tisch, die mit Lämpchen und Messgeräten verbunden sind. "Das ist preiswerte Technik, mit der die Kreativität gefördert werden kann", sagt der Grumbacher. Man kann damit auch Geräte bauen, mit denen der Lärmpegel oder der Kohlendioxidgehalt gemessen wird.

Aber auch andere Dinge können hier entwickelt werden. Im Labor werden auch die Grundlagen der Elektrotechnik und Anwendungsbeispiele der Pneumatik erläutert. Weil die Möglichkeiten so breit sind, betreuten gleich drei Ehrenamtler das digitale Labor.

Paula lässt sich von Torsten Berger zeigen, was im digitalen Labor möglich ist.
Paula lässt sich von Torsten Berger zeigen, was im digitalen Labor möglich ist. © Karl-Ludwig Oberthür

"Es gibt eine gute Zusammenarbeit von Externen und Lehrern", sagt Berger. Schulleiterin Laetsch ist begeistert. Der Plan ist aufgegangen. Alle vier Stände werden gut besucht, die Anmeldelisten füllen sich. In wenigen Tagen werden die Arbeitsgruppen ihre Arbeit aufnehmen. Und sie ist sich sicher, dass diese die Schule bereichern werden.

"Uns stehen jetzt Geräte zur Verfügung, mit denen wir digital arbeiten können", sagt die Schulleiterin. In den naturwissenschaftlichen Fächern werde man zum Beispiel das digitale Labor nutzen, um damit zu forschen und zu experimentieren. Das Schöne an dem Projekt: Hier kann jeder Schüler mit moderner Technik arbeiten, egal welche Geräte zu Hause stehen und was die Eltern im Portmonee haben. Kurzum: "Hier kann jeder chancengleich auf die Technik zurückgreifen."

Ziel des Projekts ist es auch, die Schüler zu Medienscouts auszubilden. Später sollen sie ihr Wissen an andere Schüler, aber auch an Lehrer und andere Interessierte vermitteln.

Obwohl in den letzten Monaten viel passiert ist, ist noch nicht alles fertig geworden. Für das Film- und Tonstudio wurde zwar ein Raum gefunden. Doch der muss jetzt noch ausgestaltet werden, er bekommt eine Akustikdecke und Akustikwände.

Die Campus Creators werden - so viel lässt sich jetzt schon erahnen - ein Erfolg.

Ferry-Porsche-Stiftung

Die 2018 gegründete Ferry-Porsche-Stiftung fördert und initiiert gemeinnützige Projekte in den Bereichen Soziales, Umwelt, Bildung und Wissenschaft, Kultur und Sport - dazu gehört die Ferry Porsche Challenge. Mit ihrem gesellschaftlichen Engagement will die Stiftung vor allem junge Menschen an den Unternehmensstandorten der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG unterstützen. Namensgeber ist Ferry Porsche, der 1948 die Sportwagenmarke Porsche gründete.