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Bekommt Globalfoundries neue Besitzer?

Der Intel-Konzern will angeblich den Mikrochip-Auftragsfertiger Globalfoundries kaufen. EU-Politiker hatten auf Intel-Neubauten gehofft - auch in Sachsen.

Von Georg Moeritz
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Beim Dresden-Besuch Anfang Juli traf Globalfoundries-Konzernchef Tom Caulfield (rechts) den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Von Investitionen in die Fabrik war die Rede, noch nicht von einem Verkauf.
Beim Dresden-Besuch Anfang Juli traf Globalfoundries-Konzernchef Tom Caulfield (rechts) den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Von Investitionen in die Fabrik war die Rede, noch nicht von einem Verkauf. ©  Archivbild: dpa/Matthias Rietschel

Dresden. Neue Fabriken bauen oder lieber vorhandene kaufen - der US-Konzern Intel hat angesichts der großen Nachfrage nach Mikrochips derzeit die Qual der Wahl. Die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal berichtet, Intel verhandle über einen Kauf des Globalfoundries-Konzerns. Damit würde auch Dresdens größte Fabrik in neue Hände kommen. In der Mikrochipfabrik von Globalfoundries im Dresdner Norden arbeiten 3.300 Menschen, 250 zusätzliche Jobs sind angekündigt.

Der ganze Globalfoundries-Konzern mit Fabriken auf drei Kontinenten würde umgerechnet rund 25 Milliarden Euro kosten, heißt es in dem Bericht. Als Quelle nennt die Wirtschaftszeitung lediglich "eingeweihte Personen". Eine Konzernsprecherin in den USA sagte der Zeitung, Globalfoundries sei nicht in Gesprächen mit Intel.

Das muss allerdings nichts heißen: Der US-Konzern Intel müsste über einen Kauf nicht mit Globalfoundries-Chef Tom Caulfield verhandeln, der gerade zu Monatsanfang die Dresdner Fabrik besucht hat. Vielmehr müssten die Besitzer von Globalfoundries von einem Verkauf überzeugt werden - die sitzen nicht in den USA, sondern in Abu Dhabi.

Globalfoundries mit Zentrale in den USA gehört der Investmentgesellschaft Mubadala, die wiederum der Regierung von Abu Dhabi gehört. Die Scheichs haben ihre Einnahmen aus Öl und Gas in unterschiedlichen Branchen investiert. So kamen sie auch an die Chipfabrik in Dresden, die ursprünglich AMD gehörte, und schlossen sie mit Chipfabriken in Singapur und in den USA zum Konzern Globalfoundries zusammen. Dessen Name weist darauf hin, dass "global" produziert wird - auf drei Kontinenten.

Mubadala hat auch in Branchen wie Luftfahrt, Gesundheit und Landwirtschaft investiert. Ein Verkauf der Chipfabriken würde auf den ersten Blick nicht zum Geldanlage-Ziel der Scheichs passen - sie brauchen nicht Milliarden, sondern dauerhaft Gewinn bringende Anlagen. Andererseits hat Globalfoundries bereits angekündigt, im nächsten Jahr Aktien an die Börse zu bringen - also zumindest einen Teil der Geschäftsanteile an neue Investoren zu verkaufen.

Vom Mikrochip-Konzern Intel ist bekannt, dass er an zusätzlichen Fabriken Interesse hat. Der neue Konzernchef Pat Gelsinger hat angekündigt, dass Intel künftig auch Mikrochips für andere Elektronikkonzerne herstellen soll. Das ist das Geschäftsmodell von Globalfoundries: Auftragsfertigung für andere Hersteller. Ein großer Kunde der Dresdner Fabrik ist Qualcomm. Einen Konzern im Wert von 25 Milliarden Euro hat Intel allerdings noch nie gekauft.

EU-Politiker hatten in den vergangenen Monaten die Hoffnung geäußert, dass Intel in Europa eine neue große Mikrochipfabrik baut. Die weltweite Nachfrage nach Mikrochips ist stark gestiegen, zumal Teile der Autoindustrie sich laut Infineon-Chef Reinhard Ploss gut von der Corona-Krise erholt haben und immer mehr Chips für Elektronik-Antrieb, teil-autonomes Fahren, Infotainment und Einpark-Assistenten benötigen. Manche Autofabriken standen still, weil gerade die kleinsten Teile ausblieben - Mikrochips.

Würde Intel Globalfoundries kaufen, würde das den Bestand der vorhandenen größten Dresdner Mikrochipfabrik wohl kaum gefährden - die Produkte werden benötigt, die Fabrik ist voll ausgelastet und soll in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Anlagen ihre Kapazität vergrößern. Unklar ist allerdings, ob Dresden dann noch mit einer zusätzlichen Fabrik rechnen könnte, also mit der erhofften nächsten Großinvestition. Gerade erst hat Bosch eine Mikrochipfabrik in Dresden eröffnet, auf Intel ruhte eine Hoffnung.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Hinweise verdichtet, dass sowohl Intel als auch der taiwanische Mikrochip-Auftragsfertiger TSMC eine neue Fabrik in Europa bauen könnten. EU-Politiker bestätigten Gespräche mit Intel. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte zu Monatsanfang bei einem Besuch der Dresdner Chipfabriken von Globalfoundries und Infineon, dass er Intel staatliche Unterstützung zugesagt habe. In Irland hat Intel bereits eine Mikrochipfabrik, doch Dresden ist der größte Standort der Branche in Europa - mit Fabriken von Globalfoundries, Infineon, X-Fab und Bosch.

EU-Politiker verhandeln derzeit über ein neues Subventionsprogramm, mit dem Ziel, die Mikrochipproduktion in der EU auszubauen. In den vergangenen Jahren waren Marktanteile an Asien verloren gegangen. Die Branche hat die Politiker überzeugt, dass Mikrochips strategisch wichtig sind und dass sich Staatsausgaben dafür lohnen. Auch die USA und asiatische Staaten locken Chipfabrikanten mit Milliarden-Zuschüssen. In Singapur baut Globalfoundries derzeit an.