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Energiekrise: Wo sparen Städte und Gemeinden im Kreis Bautzen?

Steigende Preise zwingen auch die Städte und Gemeinden im Landkreis Bautzen Energie zu sparen. Doch wie tief werden die Einschnitte sein?

Von Miriam Schönbach & Juliane Just
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Werden die Straßenlaternen nachts bald ausgeschaltet? Städte und Gemeinden im Landkreis Bautzen haben verschiedene Pläne, um Energie zu sparen.
Werden die Straßenlaternen nachts bald ausgeschaltet? Städte und Gemeinden im Landkreis Bautzen haben verschiedene Pläne, um Energie zu sparen. © Steffen Unger

Bautzen. Seit Wochen beschäftigt die Menschen in Deutschland kaum etwas so sehr wie die Inflation, allen voran die steigenden Energiepreise. Die treffen nicht nur private Verbraucher und Unternehmen. Auch Städten und Gemeinden droht ein horrender Anstieg der Ausgaben für Energie. Was tun sie, um gegenzusteuern? Wo sparen sie?

Die Stadt Chemnitz hat zum Beispiel angekündigt, die Wassertemperatur in den Hallenbädern um ein Grad zu senken. Zwickau will an Waschbecken in Kitas und Schulen das Warmwasser abstellen. Und wie sieht es im Landkreis Bautzen aus? Sächsische.de hat sich umgehört.

Kein Unterricht in Winterjacke in Bautzen

In der Kreisstadt Bautzen sollen die Stadträte demnächst die Frage klären, inwieweit Energiesparmaßnahmen, die über das "zumutbare Maß" hinausgehen, umsetzbar sind. Das teilt der designierte Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) mit. Dabei müsse man sich auch die Frage stellen, ob denn "wirklich jede Straßenlaterne um 3 Uhr nachts leuchten muss" oder ob man das in bestimmten Gebieten anders lösen könnte.

Dass den Kita- und Schulkindern die Heizung im Winter abgedreht wird, schließt Karsten Vogt aber aus. Eine Begrenzung der Raumtemperatur auf 19 Grad sei gerade für den Kita-Bereich nicht zumutbar. "Ob wir aber in den Schulen die Temperatur um ein bis zwei Grad absenken können, muss diskutiert werden." Niemand solle jedoch in Winterjacke im Unterricht sitzen.

Außerdem werde über Beleuchtung und Raumtemperatur in allen städtischen Gebäuden diskutiert. "Gerade vor dem Hintergrund, dass wir eine Vielzahl an städtischen Gebäuden haben, die mit einer Gasheizung versorgt werden, und wir durch die immense Steigerung der Energiepreise mit Mehrkosten im siebenstelligen Bereich rechnen müssen, ist eine kritische und wirksame Auseinandersetzung mit dem Thema unumgänglich", sagt Karsten Vogt.

Bischofswerda senkt Temperatur im Freibad nicht

Der Deutsche Städtetag hat einen Maßnahmeplan zur Energieeinsparung an die Kommunen geschickt, diese Vorschläge werden jetzt auch in Bischofswerda geprüft. Doch die gestiegenen Energiepreise machen sich bereits ganz konkret bemerkbar, zum Beispiel hat der Fernwärmeversorger einer Schule in Bischofswerda den Abschlag von 4.500 auf 11.000 Euro erhöht. Eine erste Möglichkeit sei jetzt, die Schaltzeiten der Heizung zu überprüfen. "Es steht alles auf dem Prüfstand beim Thema Energie, es müssen aber Maßnahmen sein, die auch eine sichtbare Entlastung bringen", sagt Oberbürgermeister Holm Große (parteilos).

Aber so einfach sei das nicht. So gebe etwa die Arbeitsstättenverordnung Temperaturen auch für Verwaltungsgebäude vor. Die Heizung im Rathaus lasse sich deshalb nicht einfach so auf 19 Grad herunterdrehen. Gemäß den Technischen Regeln für Arbeitsstätten sollte die Temperatur in Büroräumen mindestens 20 Grad Celsius betragen - je nach Schwere der Arbeit kann das gedrosselt werden. Dafür gibt es jedoch konkrete Vorschriften.

Nachdenken könne man aber zum Beispiel über das Anstrahlen städtischer Gebäude, nicht aber über das Ausschalten der Straßenbeleuchtung. Im Freibad Bischofswerda, dessen Becken schon seit Jahren solarbeheizt werden, soll die Wassertemperatur nicht gesenkt werden.

Die steigenden Energiepreise werden sich vor allem im Doppelhaushalt 2023/24 niederschlagen. "Wir müssen dann aus dem Haushalt Gelder nehmen, die für andere Dinge, wie Instandhaltung, geplant waren. In Summe werden wir alle kleinere Brötchen backen müssen", sagt Holm Große. Er fordert in diesem Zusammenhang, dass der Freistaat Sachsen seine Anteile für Kindergärten und Krippen deutlich anpassen muss.

Ölreserve in Wilthen für den Blackout

In Wilthen, mit 4.900 Einwohnern eine der kleineren Städte im Landkreis, wurden in den vergangenen Wochen alle kommunalen Objekte wie das Rathaus, das Stadthaus, Schulen, Feuerwehrgerätehäuser, Sporthallen und das Jugendhaus auf Einsparpotenziale unter die Lupe genommen. Es werde laut Bürgermeister Michael Herfort (CDU) derzeit ein Maßnahmeplan zur Energieversorgung erstellt, der im September im Stadtrat beraten wird.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die auch Fernwärmeversorger ist, lasse derzeit den alten Heizkessel durch einen modernen Brennwertkessel ersetzen, der Erdgas und Öl nutzen kann. "Dann sind wir in der Lage, mit allen Kesseln auch Öl zu nutzen", sagt der Bürgermeister.

Das Öl-Reservoir von Wilthen wurde bereits mit 30.000 Litern befüllt. Der Vorteil: "Sollte Gas tatsächlich ausfallen, rationiert werden oder extrem im Preis steigen, können wir die Hauptlast der Energieerzeugung für circa 1.000 Wohnungen, unsere drei Schulen, Sporthallen, die Kita und weitere private Anschlussnehmer auf Öl umstellen."

Kamenz will auf Fotovoltaik-Anlagen setzen

In Kamenz wird laut Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) derzeit untersucht, inwieweit sich der Strombedarf mit Fotovoltaik-Anlagen decken ließe, wie hoch die Investition wäre und wann sich die Anlagen rechnen würden. Bereits seit Jahren sei es gang und gäbe, dass die Heizungsanlagen in städtischen Gebäuden am Wochenende heruntergefahren werden. "Wir entwickeln konsequent weiter Ideen und untersuchen diese", so Roland Dantz.

Klar sei, dass die Einsparpotenziale auch vom Nutzer abhängig sind. "Wir werden daher noch mehr darauf achten, dass die jeweiligen Leiterinnen und Leiter der Kindereinrichtungen ihre Verantwortung wahrnehmen", so Dantz. Eine Abschaltung der Heizungen schließt er jedoch aus, da selbst eine Teilabschaltung dazu führen würde, dass die Anlagen einfrieren könnten.

Königswartha: Höhere Elternbeiträge in Kitas?

Sparsam mit den Ressourcen umzugehen, ist in Königswartha nördlich von Bautzen seit Jahren Usus. Das sagt Bürgermeister Swen Nowotny (CDU). Weitere Einsparungen zu erzielen, sei "schwierig". Nowotny betont, dass die erwarteten Kostensteigerungen vor allem im Bereich Schule und Kita enorm werden. "Besonders negativ wirkt sich hierbei auch das regelmäßige Lüften durch die Corona-Pandemie und der so entstehende Wärmeverlust aus", sagt der Bürgermeister der Gemeinde mit 3.400 Einwohnern.

Er würde es fair finden, wenn der Bund sich an den so entstehenden Mehrkosten beteiligen würde. Ansonsten müssten die Eltern tiefer in die Tasche greifen: "In den Kitas wird es im kommenden Jahr sicher zu höheren Elternbeiträgen führen, wenn es keine andere Kompensation gibt."

Drei Stunden Straßenlicht aus in Großharthau

Auch in Großharthau im Südwesten des Landkreises Bautzen geht Bürgermeister Jens Krauße (SPD) davon aus, dass die Kommunen die Herausforderungen "nicht ohne Hilfe bewältigen können". Die 2.900 Einwohner starke Gemeinde erfasst ihre monatlichen Energieverbräuche und ist sogar als Energiespargemeinde zertifiziert. Man könne "ohne krasse Einschnitte" nicht weiter sparen, sagt Jens Krauße.

Eine der wenigen Möglichkeiten sieht er darin, die Straßenbeleuchtung nachts für drei Stunden auszuschalten. "Werden Kommunen nicht massiv durch Bund und Land unterstützt, können diese nicht mehr ihren Pflichtaufgaben, geschweige denn ihren freiwilligen Aufgaben nachkommen", betont der Bürgermeister.