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Wasserstoff für Dresden und Meißen kann vorhandene Erdgasleitungen nutzen

Eine Studie für Sachsen-Energie und Ontras zeigt, dass Erdgas-Fernleitungen in der Regel dicht genug für Wasserstoff sind. Was das für die Region Dresden/Meißen bedeutet.

Von Georg Moeritz
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Die Erdgasleitungen im Raum Dresden/Meißen eignen sich nach einer neuen Studie in der Regel auch für Wasserstoff. Das erleichtert die Umstellung.
Die Erdgasleitungen im Raum Dresden/Meißen eignen sich nach einer neuen Studie in der Regel auch für Wasserstoff. Das erleichtert die Umstellung. © Georg Moeritz

Dresden. Um die Region Dresden und Meißen ans Wasserstoffnetz anzuschließen, müssen nur wenige neue Ferngasleitungen verlegt werden. Vorhandene Erdgasrohre lassen sich zum großen Teil auch für das flüchtige Gas Wasserstoff nutzen, teilten der Energieversorger Sachsen-Energie und der Gasnetzbetreiber Ontras am Mittwoch als Ergebnis einer Studie mit. Demnach kann eine funktionierende Wasserstoff-Infrastruktur im Gebiet Dresden/Meißen "ab 2032 Realität werden".

Die Kosten für den Anschluss Dresdens ans Wasserstoffnetz samt nötiger Umstellungen sind laut Studie ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag, also um 50 Millionen Euro. Die Wasserstoff-Machbarkeitsstudie für die sächsischen Unternehmen schrieb der Leipziger Ingenieurdienstleister Infracon, der zu Ontras gehört. Die Autoren halten eine enge Zusammenarbeit der Fernleitungs- und der Verteilnetzbetreiber für wichtig, um die "Zukunftsvision" einer Wasserstoff-Infrastruktur zu verwirklichen.

Industrie und Kraftwerke können CO₂-Ausstoß verringern

Die Autoren fragten für die Studie in großen Industriebetrieben und Kraftwerken nach dem erwarteten Bedarf. Sachsen-Netze-Geschäftsführer Steffen Heine sagte, die Großkunden könnten mit der Anbindung an Wasserstoff "erhebliche Potenziale" zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes erschließen. Das nutze vor allem Heiz- und Kraftwerken, aber auch großen Betrieben im Nordraum von Dresden und den umliegenden Kommunen.

Der Entwurf des Wasserstoff-Kernnetzes
Der Entwurf des Wasserstoff-Kernnetzes © FNB

Im Entwurf für ein deutsches Wasserstoff-Kernnetz ist der Anschluss der Region Dresden/Meißen enthalten, muss nach Angaben der Unternehmen aber noch von den Fernleitungsnetzbetreibern beantragt und dann genehmigt werden. Voriges Jahr hatten sowohl der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) als auch Sachsen-Energie-Chef Frank Brinkmann beklagt, dass ihre Regionen nicht direkt ans geplante Kernnetz angebunden seien. Sachsens Wirtschaftsminister Dulig hatte später dazu gesagt, für die Anwendung oder den Verbrauch sei es gleich, ob der Wasserstoff direkt vom Kernnetz oder dem Verteilnetz stammt. "Entscheidend ist, dass die Wasserstoff-Regionen in Sachsen zügig ans Netz angebunden werden", so Dulig.

Studie für Ostsachsen mit Lausitz bald fertig

Inzwischen haben auch Sachsen und Tschechien eine gemeinsame Absichtserklärung zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur unterschrieben. Energieminister Wolfram Günther (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) trafen sich deswegen mit ihrem tschechischen Amtskollegen Jozef Síkela. Auch dabei war die Rede davon, in erster Linie bestehende Erdgasleitungen auf Wasserstoff umzustellen.

Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke sagte, der Zugang zu Speichern und Importpunkten über das Rohrleitungsnetz schaffe eine hohe Versorgungssicherheit. Der Wirtschaftsraum Dresden/Meißen werde mit dem europaweit entstehenden Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone) verbunden. Der zweite Teil der neuen Studie zeige, dass die regionalen Verteilnetze des Unternehmens Sachsen-Netze nach und nach bis 2045 auf Wasserstoff umgestellt werden könnten. Eine koordinierte Umstellung im Rahmen eines "Gasnetzgebietstransformationsplans" sei wirtschaftlich sinnvoll.

Noch in diesem Frühjahr soll eine Studie zur Wasserstoff-Netzanbindung der "Region Ostsachsen/Lausitz" fertig werden. Voriges Jahr gab es eine Machbarkeitsstudie von Sachsen-Netze und den Stadtwerken Riesa zur regionalen Verteilung des Wasserstoffs. Am Energieversorgungskonzept für den Industriebogen im Landkreis Meißen wird seit 2021 gearbeitet - dazu gehören Stahl- und Schmiedewerke sowie die Wacker-Chemiefabrik. Sie fordern wettbewerbsfähige Energie.