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Hat das Bau-Forschungszentrum in Bautzen doch noch eine Chance?

Das Projekt Bau-Forschungszentrum unterlag im Wettbewerb, obwohl es Tausende Arbeitsplätze versprach. Doch das muss nicht das Ende der Idee sein.

Von David Berndt
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So sehen die bisherigen Pläne für das Bauforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ (LAB) aus. Das LAB-Team hatte geplant, sich in Görlitz und Bautzen anzusiedeln.
So sehen die bisherigen Pläne für das Bauforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ (LAB) aus. Das LAB-Team hatte geplant, sich in Görlitz und Bautzen anzusiedeln. © Visualisierung: CGI HENN

Bautzen. Bei so vielen Befürwortern sollte doch noch etwas möglich sein. Zwar hatten die Bauforscher vom „Lausitz Art of Building“ (LAB) bei der Auswahl des Großforschungszentrums für die Oberlausitz das Nachsehen. Statt dessen ging der Zuschlag an das Deutsche Zentrum für Astrophysik. „Dennoch sind wir nach wie vor von unseren Ideen überzeugt und bieten diese auch weiterhin den Menschen in der Lausitz an“, erklärt LAB-Sprecher und Ideengeber Prof. Dr. Manfred Curbach.

Ziel der Wissenschaftler ist die Erforschung neuer Baustoffe und Techniken, um den Klimawandel zu begrenzen. „Die Bauindustrie hat über 25 Prozent des CO2-Ausstoßes zu verantworten“, erläuterte der Professor der TU Dresden im Frühjahr 2022 im Gespräch mit Sächsische.de. Auch eine konkrete Job-Perspektive nannte er damals: Bis zu 10.000 Arbeitsplätze könnten im Umfeld des Forschungszentrums entstehen.

Gerade für Menschen, die jetzt noch in der Braunkohle arbeiten, sei das Vorhaben ideal, aber auch für junge Leute, die nicht studieren, sondern eine interessante Lehre machen wollen. Denn Curbach ist überzeugt: Durch das „neue Bauen“ werden sich ganze Berufe verändern. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer wollte das LAB deshalb neue Lehrberufe entwickeln.

Trotz der Absage an ein Großforschungszentrum stehe man weiter mit vielen Personen, Organisationen und Politikern in Kontakt, „um die großen Ziele doch noch umsetzen zu können.“

Landkreis und Stadt Bautzen sowie Hentschke Bau unterstützen Bauforschungszentrum

Jörg Drews etwa, Bautzener Stadtrat (BBBz) und Geschäftsführer der Firma Hentschke Bau empfindet es als „riesige Enttäuschung“, dass nicht das LAB den Zuschlag erhalten hat. Es wäre seiner Ansicht nach das bessere Projekt gewesen, weil es neben der wissenschaftlichen Exzellenz die Möglichkeit gegeben hätte, den Strukturwandel in der Region voranzubringen und den Menschen eine Perspektive zu bieten. Die LAB-Idee sollte also weitergeführt werden.

Zu den Befürwortern zählen auch der Landkreis Bautzen oder der Bautzener Stadtrat inklusive Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU), die sich bereits vor der Entscheidung für das LAB ausgesprochen hatten. Die Landkreis-Beigeordnete Dr. Romy Reinisch, selbst promovierte Bauingenieurin, glaubt nicht, dass die LAB-Pläne aufgegeben werden müssen. „Ich wünsche mir, dass sich das LAB trotz allem in irgendeiner Art und Weise hier einrichten wird und wir unterstützen das als Landkreis.“

Wie genau das aussieht, ist noch unklar. „Wir müssen erst mal in die Gespräche mit den Verantwortlichen vom LAB einsteigen, wo wir eruieren, was möglich ist“, sagt die Beigeordnete. Klar sei aber, dass es ohne ein Bekenntnis der Landes- und Bundespolitik nicht funktionieren wird. Dazu gehörten auch die entsprechenden Gelder. „Die Landschaft in unserer Region wurde zugunsten der Energiesicherheit verbraucht, mit allen Konsequenzen. Daher empfinde ich es als gerecht, wenn mehr als ein Großforschungszentrum in der Region Platz findet.“

Die geplanten Gespräche mit dem LAB-Team bestätigt die Stadt Bautzen. „Es muss ein neues, gemeinschaftliches Projekt entwickelt werden, die Finanzierung muss klar sein.“ Sollten etwa Flächen in Bautzen benötigt werden, könne die Stadt vermitteln.

Freistatt Sachsen will einzelne LAB-Teile weiterverfolgen

Das LAB wollte sich ursprünglich an zwei Orten in der Oberlausitz anzusiedeln. Die Hauptstelle war für Görlitz geplant. Die Forschungsergebnisse hätten in einem sogenannten „Science Center Bauuniversum“ in Bautzen präsentiert werden sollen.

Woher nun das Geld für das LAB kommen könnte, ist eine der spannenden Fragen. Im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes sind die Mittel nach der Entscheidung über die Großforschungszentren verplant, heißt es aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Es steht aber dem Land frei, die Konzeption gegebenenfalls in eigener Verantwortung aufzugreifen“, teilt BMBF-Sprecher Martin Kleinemas mit. Das Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen sei relevant und hochaktuell.

Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) sieht das ähnlich und erklärt: „Der Freistaat Sachsen ist bestrebt, in Abstimmung mit dem LAB-Team die Umsetzung einzelner interessanter Bestandteile des LAB-Forschungskonzeptes auszuloten.“ Um welche Teile es hier genau gehe könnte, kann SMWK-Sprecher Falk Lange noch nicht sagen. Dazu werde man mit möglichen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft sprechen.

Der SMWK-Sprecher macht aber auch klar, dass es nicht darum gehe, das LAB nun mit einem Ersatzprojekt zu versorgen. Bei den Großforschungszentren sei es um einen wissenschaftlichen Wettbewerb gegangen. Und da gebe es eben auch Verlierer. Aus finanziellen Gründen und Verpflichtungen gegenüber anderer Forschungsprojekte könne das SMWK jetzt nicht einfach Gelder für LAB freigeben.

Allerdings werde in Sachsen bereits zum Thema Bauen geforscht, unter anderem durch Manfred Curbach selbst. Vielleicht könne das LAB bei einem dieser Projekte auch Anschluss finden.