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Welche Commerzbank-Filialen sind gefährdet?

Deutschlands zweitgrößte Bank arbeitet an einem Schließungsplan. Im Großraum Dresden sollen mehrere Standorte fallen.

Von Georg Moeritz
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Vorsorglich geschlossen: Die Filiale neben dem Haus des Buches am Beginn der Prager Straße in Dresden ist eine von zehn in Sachsen, die wegen Corona derzeit nur die Automaten öffnen.
Vorsorglich geschlossen: Die Filiale neben dem Haus des Buches am Beginn der Prager Straße in Dresden ist eine von zehn in Sachsen, die wegen Corona derzeit nur die Automaten öffnen. © Sven Ellger

Hinter den Geldautomaten versperrt ein gelbes Gitter den Eingang. Die Commerzbank-Filiale an der Prager Straße ist derzeit „zu Ihrer und zu unserer Sicherheit geschlossen“, so steht es auf einem Aushang. Wegen Corona sind die Beratungstische dahinter nicht besetzt.

Nebenan vor dem Haus des Buches warten einige Thalia-Kunden, bis sie an einem Tisch gleich an der Glastür ihre bestellten Bücher abholen können. Corona beschränkt das Geschäftsleben im Dresdner Zentrum.

Bei der Commerzbank allerdings werden viele Filialen auch nach Corona nicht wieder öffnen. Vorstandschef Manfred Knof hat in Frankfurt am Main angekündigt, in den nächsten Jahren 340 Filialen einzusparen, 450 sollen bleiben. Jeder dritte Commerzbank-Arbeitsplatz in Deutschland soll wegfallen, rund 10.000 Stellen. Die Gewerkschaft Verdi will in Verhandlungen eine kleinere Zahl durchsetzen.

Zehn Filialen in Sachsen "vorsorglich geschlossen"

Auf Dauer zu: Die Filiale in Löbau blieb nach dem ersten Lockdown geschlossen – für immer.
Auf Dauer zu: Die Filiale in Löbau blieb nach dem ersten Lockdown geschlossen – für immer. © Thomas Eichler

In Sachsen hat die Commerzbank noch 45 Filialen. Zehn davon sind derzeit wegen Corona „vorsorglich geschlossen“ – darunter drei in Dresden und die Filiale Zittau. Doch laut Firmensprecherin Heike Ziegenbalg ist keine Vorentscheidung gefallen, dass gerade diese Filialen nie wieder öffnen.

Das bestätigt Stefan Wittmann aus Leipzig, der für die Gewerkschaft Verdi im Commerzbank-Aufsichtsrat sitzt. Nach seinen Worten prüft die Bank viele Kriterien, darunter die demografische Entwicklung und die Kundeneinlagen in jeder Region. Schließlich hätten Betriebsräte und Aufsichtsrat noch „Gestaltungsmöglichkeiten“, Verdi sei dabei stark vertreten.

Folgende Commerzbank-Filialen in Sachsen sind derzeit wegen Corona "vorsorglich geschlossen": in Dresden die drei Filialen Prager Straße, Weißer Hirsch und Kesselsdorfer Straße. Außerdem Zittau, Oschatz, Rochlitz, Zschopau, Crimmitschau, Flöha und Leipzig Hauptbahnhof.

Standorte Löbau und Bischofswerda aufgegeben

Wieder geöffnet: Die Filiale auf der Hauptstraße in Riesa war nur im ersten Lockdown zu.
Wieder geöffnet: Die Filiale auf der Hauptstraße in Riesa war nur im ersten Lockdown zu. © Klaus D. Bruehl

Voriges Jahr entschied die Commerzbank bereits, ihre beiden Filialen in Löbau und Bischofswerda nicht wieder zu öffnen. Sie sind schon geschlossen. In Leipzig wurde einer von fünf Standorten deutlich verkleinert, auf der Karl-Liebknecht-Straße im Süden.

Doch die Filiale in Riesa, beim ersten Corona-Lockdown geschlossen, ist seitdem wieder geöffnet. In einigen Fällen sind Standorte laut Wittmann tatsächlich nur vorübergehend geschlossen, weil dort das Hygienekonzept schwer umzusetzen oder Personal knapp sei. Viele junge Mütter arbeiten als Bankberaterinnen, ein Wechsel zwischen zwei Filialen ist wegen Corona untersagt.

Laut Wittmann sollen im Großraum Dresden vier Filialen auf den Prüfstand gestellt werden. Welche, das stehe noch nicht fest. Bis zur Hauptversammlung Anfang Mai soll es klare Regelungen geben. Bis dahin können Beschäftigte sich schon „freiwillig“ um Abfindungen bewerben, dann folgen Programme wie Altersteilzeit.

Fachleute in Dresden und Leipzig "dringend gebraucht"

Die Commerzbank-Filiale am Altmarkt in Dresden heißt als einzige noch Dresdner Bank.
Die Commerzbank-Filiale am Altmarkt in Dresden heißt als einzige noch Dresdner Bank. © Foto: Georg Moeritz

1.450 Menschen sind in Sachsen bei der Commerzbank beschäftigt. In Dresden ist die Zahl laut Wittmann in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. In den Büros in Dresden und Leipzig wird nach seiner Einschätzung der Personalabbau „eher gering“ ausfallen, weil dort sehr gut ausgebildete Mitarbeiter säßen, „die dringend gebraucht werden“. Im Haus am Landtag beispielsweise hat die Commerzbank ihre Filiale schon vor Jahren geschlossen, aber gemietete Büros behalten. Dort steht auch weiterhin ein Automat vor einer leeren ehemaligen Schalterhalle.

Im Jahr 2009 gab es in Sachsen noch 70 Filialen der Commerzbank und der Dresdner Bank. Jetzt sind es 45. Nach der Fusion wurden vor allem benachbarte Standorte geschlossen, ob in Görlitz oder Bautzen, Döbeln oder Meißen, Pirna oder Riesa. Manche waren nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Nun geht es um Filialschließungen in drei Wellen, in diesem und den nächsten zwei Jahren. Verdi will die Stellenstreichungen bis 2025 strecken, damit betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können.

Commerzbank verzichtet bewusst auf Kunden

Nach der Fusion blieb der Name Dresdner Bank zumindest in Dresden erhalten.
Nach der Fusion blieb der Name Dresdner Bank zumindest in Dresden erhalten. © Foto: Georg Moeritz

Der Name Dresdner Bank steht jetzt nur noch an der Filiale am Dresdner Altmarkt, die von der Commerzbank als „Flaggschiff“-Filiale mit schickem Wartebereich gern vorgezeigt wird. Sie lockte in den vergangenen Jahren auch Neukunden mit Prämien und kostenlosen Konten – doch so etwas soll es nicht mehr geben.

Die Commerzbank will sich sogar von manchen Kunden trennen, laut Welt am Sonntag von 1,7 der elf Millionen Kunden bis 2024. Wittmann bestätigt, dass die Bank auf manche Kunden verzichte – wenn sie seit anderthalb Jahren kein Geschäft mehr mit der Commerzbank gemacht und dort wohl nur ihr „Drittkonto“ hätten. Sie bringen keinen Profit.