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Auch Mikrochipkonzern X-Fab vergrößert seine Dresdner Fabrik

Der Mangel an Mikrochips treibt immer mehr Fabriken zu Ausbauplänen - davon profitiert Dresden. Auch X-Fab will expandieren - und präsentiert seine Pläne dem belgischen Königspaar und Ministerpräsident Kretschmer.

Von Georg Moeritz
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Die Mikrochipfabrik X-Fab Dresden wird ausgebaut - und nimmt gerne auch Quereinsteiger.
Die Mikrochipfabrik X-Fab Dresden wird ausgebaut - und nimmt gerne auch Quereinsteiger. © SZ/Georg Moeritz

Dresden. Die Mikrochipfabrik von X-Fab in Dresden bekommt in den kommenden Jahren einen zusätzlichen Reinraum für die Produktion. Wie am Rande des Besuchs des belgischen Königspaares in der Fabrik am Donnerstag zu erfahren war, wurde bereits am Tag zuvor der Grundstein gelegt. X-Fab investiert rund 40 Millionen Euro in Neubau und Maschinen.

Der stellvertretenden Geschäftsführer Michael Zadlo sagte zu sächsische.de, damit vergrößere X-Fab Dresden seine Produktionskapazität um ein Zehntel. Dank des neuen Reinraums sollen pro Monat künftig gut 11.000 Siliziumscheiben mit je 200 Millimetern Durchmesser bearbeitet werden. Auf jeder Scheibe entstehen in vielen Arbeitsgängen durch Beschichten, Belichten und Ätzen Hunderte oder Tausende Mikrochips.

Zadlo sagte, der Neubau werde ein Verbindungsgebäude zwischen dem vorhandenen Reinraum und dem Testzentrum. Auf dem Gelände ist wenig Platz. X-Fab arbeitet in der Fabrik des ehemaligen Unternehmens Zentrums Mikroelektronik Dresden (ZMD), auf dem Gelände ist außerdem der japanische Konzern Renesas tätig. Durch den Ausbau wächst X-Fab Dresden um etwa 80 auf 580 Arbeitsplätze – laut Zadlo sind die neuen Mitarbeiter zum großen Teil schon eingestellt. "Man muss vorab investieren", sagt Zadlo, schließlich zögen andere Unternehmen der Branche auch gerade viel Personal an.

Neubau und Maschinen sollen 2025 fertig sein

Infineon Dresden schafft gerade mit einem Ausbau 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze, und das geplante Gemeinschaftsunternehmen um den Chipkonzern TSMC aus Taiwan soll 2.000 Arbeitsplätze in Dresden schaffen. Zugleich baut Intel in Magdeburg und kalkuliert mit zunächst 3.000 Stellen. In den vergangenen Jahren fehlten weltweit Mikrochips, daher standen zeitweise sogar Autofabriken still. Die Europäische Union hat ein Chipgesetz erlassen, das den einzelnen Staaten höhere Subventionen als üblich für diese Branche ermöglicht. Die Investition von X-Fab in Dresden hat laut Zadlo allerdings nichts mit den neuen Förderprogrammen zu tun.

Der Neubau von X-Fab in Dresden X-Fab soll im September im Rohbau fertig sein. 2025 sollen auch die Anlagen installiert sein. Auf sie entfällt der Großteil der Investitionskosten, der Bau selbst ist auf rund 3,2 Millionen Euro veranschlagt. Zadlo kündigte auch an, X-Fab Dresden werde zunehmend Siliziumscheiben nutzen, die mit Galliumnitrid beschichtet sind – das neue Material werde vor allem für die Elektromobilität benötigt.

X-Fab Dresden sucht laut Aushängen vor der Kantine derzeit unter anderem Instandhalter, aber auch Quereinsteiger für die Fertigung. In der Produktion wird in Zwölf-Stunden-Schichten gearbeitet, auf je zwei Tag- und Nachtschichten folgen vier freie Tage. Mitarbeiter bekommen laut Aushang eine Prämie von 3.000 Euro, wenn sie neue Techniker oder Mechatroniker anwerben, und 1.000 Euro für die Anwerbung von Quereinsteigern. Auch der Nachbar Renesas Electronics Germany GmbH, der in Dresden beispielsweise Sensorsysteme entwirft und testet, sucht laut Aushang Mitarbeiter für Produktion und Instandhaltung.

Konzern hat seinen Sitz in Belgien

Die Mikrochipfabrik von X-Fab Dresden ist mit ihren 580 Beschäftigten deutlich kleiner als die Fabriken von Infineon und Globalfoundries, die in Dresden jeweils mehr als 3.000 Arbeitsplätze in derselben Branche bieten. Dennoch besuchte das belgische Königspaar am Donnerstag diese Fabrik, gemeinsam mit dem Bundespräsidenten und seiner Frau. Der Mikrochipkonzern X-Fab hat seinen Sitz in Tessenderlo in Belgien, seine sechs Fabriken stehen unter anderem in Dresden, Erfurt und Malaysia.

Konzernchef Rudi De Winter begrüßte das Königspaar in der Fabrik an der Grenzstraße im Dresdner Norden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte bei einer kurzen Ansprache im Konferenzraum, ohne Belgien und das dortige Forschungsinstitut Imec "würde es in Europa keine Mikroelektronik geben". Zusammenarbeit sei entscheidend, kein Land der Welt könne alleine den kompletten Produktionszyklus für die wichtigen Halbleiter schaffen. "Wir haben Interesse, dass es wenig Protektionismus gibt", sagte Kretschmer.

Hilde Crevits, Vize-Ministerpräsidentin der belgischen Region Flandern, sagte auf Deutsch, Mikroelektronik werde "auf dem geopolitischen Schlachtfeld immer wichtiger". Europa müsse selbst Mikrochips für die Autos von morgen, für Zelltherapie in der Medizin und für sichere Funknetze herstellen. Die Leiter zweier Dresdner Fraunhofer-Institute stellten kurz ihre Forschungseinrichtungen vor, die auch mit X-Fab zusammenarbeiten.

Einige Vorträge gab es auf Englisch, obwohl in Belgien französisch, flämisch und deutsch gesprochen wird. Das Königspaar saß während der Vorträge zur Mikrochipbranche in der ersten Reihe und hörte nur zu. Vor dem Hinausgehen drehten sich beide aber zum Publikum, sodass jeder sie zumindest kurz sehen konnte. Der Mercedes des Bundespräsidenten mit dem Kennzeichen 0 - 1 parkte vor der Kantine.