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Globalfoundries Dresden bestellt Wasserstoff und Solarstrom

Die Dresdner Mikrochipfabrik von Globalfoundries steht zwischen steigender Nachfrage nach Halbleitern und der Sorge ums Erdgas. Der Fabrikchef lädt wichtige Kunden nach Dresden ein und verspricht viel.

Von Georg Moeritz
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Dresdens größte Fabrik braucht so viel Strom wie 125.000 Haushalte. Globalfoundries versichert bei einer Tagung für Kunden, die Versorgung sei gewährleistet.
Dresdens größte Fabrik braucht so viel Strom wie 125.000 Haushalte. Globalfoundries versichert bei einer Tagung für Kunden, die Versorgung sei gewährleistet. © Globalfoundries

Dresden. Als das Containerschiff „Ever Given“ im Suezkanal festhing, konnte sich Manfred Horstmann noch über Fotos des Riesenfrachters neben einem kleinen Hilfsbagger amüsieren. Doch bald erfuhr er: Auf diesem Schiff steckte auch Nachschub für seine Fabrik. Horstmann leitet Dresdens größten Industriebetrieb, die Mikrochipfabrik des Konzerns Globalfoundries mit jetzt 3.400 Beschäftigten. Etwa 200 sind in den vergangenen Monaten hinzugekommen, die Produktion wächst – und Horstmann muss sich um Energiesicherheit und Materialnachschub kümmern.

Bei einer Technik-Tagung mit Kunden aus vielen Ländern von Israel bis Norwegen versicherte der Geschäftsführer nun auf Englisch: „Die Fabrik läuft gut. Sie werden alle Ihre Chips bekommen.“ Das Werk Dresden ist auf einen möglichen Erdgasmangel vorbereitet. So stand es über einer der Grafiken, die Horstmann seinen Gästen präsentierte.

Der Betrieb habe nicht nur das eigene Gaskraftwerk, sondern sei auch ans öffentliche Stromnetz angeschlossen und könne ohne Unterbrechung umschalten. Noch im Dezember hatte Globalfoundries Dresden angekündigt, sich vom öffentlichen Netz möglichst unabhängig zu machen und bis 2027 „vollständig energieautark“ zu werden. Das eigene Gaskraftwerk werde dazu ausgebaut.

Heizöl und Propan als möglicher Ersatz für Erdgas

Die Fabrik braucht laut Globalfoundries so viel Strom wie 125.000 Haushalte: pro Jahr 500 Gigawattstunden elektrische Energie sowie 500 Gigawattstunden für Kühlung und Heizung. Horstmann wies nun darauf hin, dass Heizung und Kühlung auch mit Heizöl betrieben werden könnten. Für die Reinigung der giftigen Abgase lasse sich auch Propan nutzen. Zum Energiesparen würden LED-Leuchtmittel eingesetzt und Maschinen optimiert.

Der Fabrikchef kündigte zudem an, schon im nächsten Jahr fünf Prozent der Energie aus Solaranlagen zu beziehen und im Jahr 2025 ein Fünftel der Energie aus Wasserstoff. Auf die Frage nach den Quellen hieß es aus dem Unternehmen, die Energieversorger wüssten um die steigende Nachfrage und arbeiteten daran.

Konzernchef Thomas Caulfield aus den USA wies die Kunden darauf hin, dass Globalfoundries auch im Staat New York und in Singapur produziert sowie in Crolles in Südfrankreich einen Teil der Fabrik des Konzerns ST Microelectronics nutzen wird. Die Dresdner greifen nach eigenen Angaben bei Materialmangel auf Nachschub der „Schwesterfabriken“ zurück und achten auch darauf, mal Schiff, mal Bahn, mal Lkw zu nutzen. Horstmann zeigte Grafiken, nach denen Rohstoffe viel seltener von nur einem Lieferanten kommen als noch vor zwei Jahren.

Mehr Maschinen, aber nicht mehr Mitarbeiter

Mikrochips von Globalfoundries Dresden gelangen über den Großkunden Qualcomm beispielsweise in Smartphones. Vom wachsenden Markt Auto-Industrie will der Konzern auch profitieren und hat sich das Ziel gesetzt, 20 Prozent des Umsatzes aus dieser Branche zu erlösen. Auch die Dresdner Nachbarn Infineon, Bosch und X-Fab stellen Chips für Autos her.

Konzernchef Caulfield bekräftigte frühere Ankündigungen, im Dresdner Reinraum mit seinen 60.000 Quadratmetern Fläche nächstes Jahr die volle Kapazität zu erreichen: 850.000 Siliziumscheiben pro Jahr können dann bearbeitet werden. Rund 300.000 waren es 2020, voriges Jahr um 500.000, für dieses Jahr heißt der Plan 700.000 bis 800.000. Mehr Beschäftigte würden dafür nicht benötigt, hieß es auf Nachfrage – die Produktion sei hoch automatisiert.

Als Gastredner der Tagung trat der Chef des niederländischen Halbleiterkonzerns NXP auf, der aus Philips hervorgegangen ist wie in Deutschland Infineon aus Siemens. NXP-Präsident Kurt Sievers versicherte dem Globalfoundries-Chef, „dass Deine Fabriken in den nächsten Jahren gefüllt sein werden“. Er lobte Pläne der EU-Kommission, die Branche zu subventionieren. Nach NXP-Berechnungen müssten 500 Milliarden Dollar investiert werden, um auf den angestrebten EU-Weltmarktanteil von 20 Prozent bei Mikrochips zu kommen.