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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

+++ Debatte um Schuldenbremse +++ Appell zum Strukturwandel +++ Gedämpfte Erwartungen an Chipfabrik +++ So kam es zum Rekord-Investment +++

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Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig ist trotz aller Schwierigkeiten optimistisch, dass der Strukturwandel nach dem Kohleausstieg gelingt.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig ist trotz aller Schwierigkeiten optimistisch, dass der Strukturwandel nach dem Kohleausstieg gelingt. © ronaldbonss.com

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Guten Morgen,

geht es bei Ihnen derzeit aufwärts oder abwärts? Und in Ihrer Branche? An diesem Donnerstagmittag werden die Statistischen Ämter neue Zahlen zur Inflation veröffentlichen. Wieder wird von einer Teuerung um vier Prozent im Jahresvergleich die Rede sein, von teurem Öl und Nachschubmangel. Gleichzeitig kommt der neue Monatsbericht der Arbeitsagenturen, aus dem sich voraussichtlich sowohl Fachkräftebedarf als auch verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit in Sachsen herauslesen lassen.

Bei solchen Meldungen um Inflation und Mangel könnte fast der Eindruck entstehen, Sachsen sei im Abschwung. Dabei sind die meisten Einschränkungen der Corona-Krise weg, und die Wirtschaft wächst längst wieder. Es geht aufwärts. Sachsens Industrie meldete für das zweite Quartal dieses Jahres immerhin 2,8 Prozent mehr Aufträge als im Quartal davor, wie das Statistische Landesamt in Kamenz diese Woche mitteilte. Der Umsatz wuchs, auch die Zahl der Beschäftigten. Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schraubte zwar am Mittwoch die Wachstumserwartungen für dieses Jahr herunter. Doch umso stärker sind nun die Hoffnungen auf noch größere Nachholeffekte im kommenden Jahr: Um 4,1 Prozent soll die deutsche Wirtschaft im Jahr 2022 wachsen, nach immerhin 2,6 Prozent in diesem Jahr.

Schon schreiben Arbeitgeberpräsidenten und Gewerkschafter wieder Wunschzettel. Am Mittwoch bekamen Politiker in ihrer Rolle als Wunsch-Erfüller viel zu lesen: Zunächst veröffentlichten Gewerkschaftsbund und mehr als 100 Organisationen für Soziales, Kultur und Bildung einen Brief an die Fraktionen im Sächsischen Landtag. Kernforderung: Der Schuldenabbau soll gestreckt werden, das Land soll beim Geldausgeben handlungsfähig bleiben. Wenig später gaben die drei Arbeitgeberverbände Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts ein Thesen- und Positionspapier für die künftige Bundesregierung heraus. Darin fordern Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner und seine Kollegen einerseits, die Schuldenbremse im Grundgesetz zu erhalten, Unternehmens- und Stromsteuern zu senken und die Abgaben an die Sozialversicherungen nicht über 40 Prozent aufs Gehalt steigen zu lassen. Andererseits hoffen auch die Arbeitgeberpräsidenten auf einen spendablen Staat: Die Industrieregion Südwestsachsen und die Lausitz brauchen bessere Verkehrsanbindungen, das Schienennetz soll ausgebaut und der ländliche Raum durch Straßen angebunden werden. Digitalisierung und ein Spitzen-Bildungssystem sollen ebenfalls ermöglicht werden.

Den Regierenden viel Erfolg beim Sortieren der Wünsche, und Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit!

Ihr Georg Moeritz, Wirtschaftsredakteur sächsische.de


Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Strukturwandel: Dulig-Appell nach Berlin +++

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) appelliert wegen eines möglichen früheren Kohleausstiegs an die Vertreter der künftigen "Ampel"-Koalition in Berlin. "Das Versprechen in die Region, den Strukturwandel zu begleiten, muss jetzt auch in diesen Gesprächen durchgesetzt werden", sagt er im Interview mit sächsische.de. "Denn in dem Sondierungspapier steht 'idealerweise' 2030. Heißt, für einen früheren Ausstieg müssen jetzt erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden." Generell ist Dulig aber optimistisch, dass der Strukturwandel gelingt. "Die Sensibilität für den Osten ist bei allen inzwischen geschärft", sagt er.

Derweil hat der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) unterstrichen, am ursprünglichen Fahrplan für den Kohleausstieg festhalten zu wollen. "Wir können nicht aus allen Energieformen aussteigen und trotzdem noch wettbewerbsfähig in der Welt sein. Deswegen ist vollkommen klar: Wir brauchen einen vernünftigen Übergangszeitraum bis 2038", sagte Kretschmer am Dienstag nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.

+++ Industrie dämpft Erwartungen an Chipfabrik +++

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dämpft in einem Positionspapier die Erwartungen an eine neue Chipfabrik, für deren Standort auch Dresden im Gespräch ist. Als sehr langfristig stuft der Industrieverband zum einen die Chance ein, in Europa Chips mit feinsten Strukturen herzustellen. In dem Papier ist von "den nächsten Jahrzehnten" die Rede. Erst einmal gebe es in Europa wachsenden Bedarf an industriellen Fertigungskapazitäten mit Größenordnungen wie 12 bis 40 Nanometer. Zum anderen kann es aus Sicht des BDI sehr teuer werden, wenn Europas Chipindustrie so stark wachsen soll, wie es die Spitzenpolitiker erhoffen. Der Verband weist darauf hin, dass die Weltproduktion inzwischen auch weiter wachsen wird. Falls er um fünf Prozent pro Jahr zulegt, muss Europas Chipproduktion bis 2030 "um den Faktor 3,1 ansteigen".

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich derweil für mehr Investitionen in die Halbleiterbranche ausgesprochen. Es gebe einen unglaublichen Nachholbedarf. Deutschland sei Exportweltmeister, aber nicht im Bereich Mikroelektronik. Dort sinke der Welthandelsanteil Europas sogar. Deshalb seien Investitionen so wichtig. Der Freistaat Sachsen habe das Silicon Saxony. Man wolle aber noch mehr tun und sei im Gespräch mit großen Unternehmen, die nach Europa kommen wollen.

+++ So kam es zum Rekord-Investment für Start-up +++

Noch nie gab es mehr Risiko-Geld für ein junges Biotech-Unternehmen im Osten. 250 Millionen US-Dollar hat das Dresdner Startup Gemoab des renommierten Krebs-Mediziners Gerhard Ehninger vor kurzem eingeworben. Dabei stand seine Firma mehrfach vor dem Aus, wie der 69-Jährige nun gegenüber saechsische.de gesteht. Zu Jahresbeginn 2021 kam die wohl letzte Chance. Ein europäisches Firmenkonsortium war fast bereit zu investieren. 60 Millionen Euro standen zur Debatte. Doch statt 60 Millionen von sieben Partnern kam ein Angebot aus Amerika über eine Viertelmilliarde Dollar. Nun stehen die Chancen gut, dass seine Firma einmal Teil eines Weltkonzerns wird. Mit seinen speziellen Killerzellen will Ehninger führend bei Krebstherapien werden. Sächsische.de-Reporter Stephan Schön über eine Erfolgsgeschichte mit langem Anlauf. Der MDR nimmt die Geschichte zum Anlass, um zu fragen, warum innovative Unternehmen immer wieder abwandern.


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