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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Mega-Auftrag für Straßenbahnen +++ Alstom: Bundesregierung schaltet sich ein +++ Zeiss forscht für Krebstherapien +++ Leipziger ist "Koch des Jahres"

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Ein Straßenbahn-Großauftrag für drei sächsische Städte geht nach Leipzig.
Ein Straßenbahn-Großauftrag für drei sächsische Städte geht nach Leipzig. © Foto: Leipziger Gruppe

Guten Morgen,

gebannt richten sich die Blicke auf das heutige Treffen des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB). Nicht nur, weil Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zum letzten Mal teilnimmt. Vielmehr interessiert Bankanalysten, Wirtschaftsforscher und Journalisten vor allem, wie die EZB auf die deutlich zu hohe Inflation reagiert und wie sie künftig die Geldpolitik von der Finanzpolitik abgrenzen will. Auf der Tagesordnung steht die Entscheidung, ob das Corona-Notfallprogramm PEPP auslaufen soll oder nicht. Wenn es ausläuft, wäre es ein Signal an die Regierungen in der Eurozone, dass sie auch in Pandemie-Zeiten nicht nach Gutdünken Schulden machen können. Wir werden sehen, wie sich das 25-köpfige Gremium unter Führung von Christine Lagarde entscheiden wird.

Derweil nimmt die Inflations-Debatte an Fahrt auf. Kein Wunder – die Jahresinflationsrate liegt aktuell mit 5,2 Prozent so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, bezeichnet die Debatte in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung als "unehrlich". Denn Kritiker und Kritikerinnen würden das eigentliche Problem der Inflation ignorieren, nämlich das einkommensschwache Menschen nicht nur unter hohen Energiepreisen leiden, sondern vor allem unter massiv gestiegenen Wohnkosten in den Städten.

Die neue Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat derweil in einem Interview erklärt, wie sie das Versprechen der Ampelkoalition von 400.000 neuen, bezahlbaren Wohnungen im Jahr einlösen will. "Der Plattenbau ist besser als sein Ruf", sagt die aus Brandenburg stammende Politikerin. Sie hält serielle Bauweise für ein Instrument gegen Wohnungsknappheit. Da schrillen im Westen sofort die Alarmglocken. "Bitte keinen Mist bauen"- unter dieser Überschrift wurde das Interview von Geywitz im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung seziert.

Machen Sie sich selbst ein Bild und bleiben Sie gesund.

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de


Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Großauftrag für Straßenbahnen geht nach Leipzig +++

Großauftrag von historischem Ausmaß: Die Verkehrsbetriebe der drei Städte Görlitz, Leipzig und Zwickau werden erstmals gemeinsam neue Straßenbahnen beim neu gegründeten Konsortium Leipziger Wagenbau AG (LEIWAG) bestellen. Der gesamte Auftrag für bis zu 169 Straßenbahnen hat einen Umfang von rund 600 Millionen Euro. Der Liefervertrag wurde am Mittwoch unterzeichnet, teilten die federführenden Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) mit. Dem Konsortium gehören die Leipziger Straßenbahnmanufaktur HeiterBlick und das Unternehmen Kiepe Electric an. Mit dem Zuschlag hat sich das kleine Unternehmen in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. In Görlitz rechnet man 2024 mit den ersten Fahrten. Am Donnerstag muss der Stadtrat entscheiden.

+++ Alstom-Pläne: Bundesregierung schaltet sich ein +++

Nachdem der Alstom-Konzern angekündigt hat, hunderte Stellen unter anderem in Görlitz und Bautzen streichen zu wollen, hat sich die Bundesregierung eingeschaltet. Am Dienstag informierten sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), bei einem mehrstündigen Besuch in Görlitz. Anschließend erklärte Kellner, dass die neue Bundesregierung mit dem Unternehmen über seine Strategie für die deutschen Werke rede. Der Gesamtbetriebsratschef René Straube sieht für den Standort Görlitz eine langfristige Perspektive bei Alstom.

Auch andere Politiker sowie Gewerkschaften fordern Zusagen vor allem für die ostdeutschen Standorte. Detlef Müller, einer der neuen stellvertretenden SPD-Fraktionschefs im Bundestag und zuständig für den Wahlkreis Chemnitz, sagte: Nötig sei "ein Bekenntnis zu den Regionen, in denen das Unternehmen vertreten ist". Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bezeichnete den geplanten Stellenabbau in Görlitz und Bautzen laut einer Mitteilung als weiteren "Stich ins Herz" der Lausitz. Einen anderen Ansatz verfolgt Innovationsmanager Christoph Scholze, der als Betriebsrat vor vier Jahren den Arbeitskampf bei Siemens erlebte. "Wir sollten Alstom helfen, sich von Görlitz zu trennen", sagt er im Interview mit saechsische.de. Sein Rat: Nicht am Alten festhalten, sondern den Görlitzer Waggonbau neu gründen.

+++ Zeiss forscht für bessere Krebstherapien +++

Der im Frühjahr gestartete Zeiss Innovation Hub in Dresden wird sich zunächst auf die Forschung an Krebstherapien konzentrieren. Das sagt Leiter Kai Wicker im Interview mit sächsische.de. "Unsere Forschung wird sich zunächst mit Organoid-Modellen beschäftigen", sagt er. Organoide sind kleine Gewebestrukturen, die aus menschlichen Zellen gezüchtet werden. Damit soll Medizin personalisierbar werden, "weil man etwa mit Organoid-Modellen aus Tumoren testen kann, wie diese auf verschiedene Therapien ansprechen". Derweil ist Zeiss in Dresden und in Jena auf Wachstumskurs.

+++ Leipziger ist "Koch des Jahres" +++

Begonnen hat er als Kochlehrling bei der Döbelner Konsumgenossenschaft. Der vorläufige Höhepunkt ist die Auszeichnung "Koch des Jahres": Mit diesem Titel darf sich nun der Leipziger Sternekoch Detlef Schlegel schmücken – verliehen vom Gourmetführer Gusto. Seit 20 Jahren führt Schlegel gemeinsam mit seiner Frau Petra das Restaurant "Stadtpfeiffer" am Gewandhaus. "Wir laufen lieber unter dem Radar", sagt er im Interview mit sächsische.de.


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