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Sachsen eröffnet Büro in Taiwan

Sachsen will in der Hochtechnologie enger mit Taiwan zusammenarbeiten. Auch wenn der Chiphersteller TSMC offenbar mit einer Fabrik in Dresden zögert.

Von Ulrich Wolf & Nora Miethke
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Sachsen Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) hat einen Vertrag mit dem taiwanesischen Technologieexperten Yu-Hsueh Hsu unterzeichnet.
Sachsen Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) hat einen Vertrag mit dem taiwanesischen Technologieexperten Yu-Hsueh Hsu unterzeichnet. © SMWK

Taipeh/Dresden. Sachsen will mit der Eröffnung einer eigenen Vertretung in Taipeh die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der demokratischen Inselrepublik fördern. „Das ist erst der Anfang“, sagte der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Taipeh zum Abschluss seiner dreitägigen Visite in Taiwan. Das Büro soll bald eröffnet werden.

Während des Besuches unterzeichnete seine Delegation Kooperationsvereinbarungen mit Taiwans National Applied Research Laboratories (NARLabs), einem Zusammenschluss mehrerer Hochtechnologie-Zentren für angewandte Forschung, sowie vier führenden Universitäten. Damit soll die Zusammenarbeit in der Mikroelektronik, bei Halbleitern sowie in den Material- und Computerwissenschaften vorangebracht werden. Auch soll der Austausch junger Talente gefördert werden.

Bei der Entwicklung industrieller Anwendungen und Produktionsverfahren wolle man sich gegenseitig unterstützen, etwa durch gemeinsame Anträge bei europäischen Technologieförderprogrammen.

Die Sachsen führten unter anderem Gespräche mit Taiwans Wissenschaftsminister Wu Tsung-tsong und besichtigte den Wissenschaftspark in Hsinchu bei Taipeh, wo auch der weltgrößte Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) beheimatet ist. Zuletzt machten Spekulationen um den Neubau einer Fabrik des weltgrößten Chipherstellers TSMC in Dresden die Runde. Gemkow wies auf mögliche politische und finanzielle Unterstützung solcher Investitionen hin. Eine Delegation des taiwanesischen Konzern war im März in Dresden gesichtet worden. Sie soll angeblich auch das Chipwerk von Bosch besucht haben.

Dies passt zu den neuesten Spekulationen. Die taiwanesische Branchenzeitung Digitimes Asia berichtete vor wenigen Tagen, TSMC könnte mit Bosch und zwei weiteren Automobilzulieferern zusammenarbeiten, um ein Gemeinschaftsunternehmen in Dresden für eine 300-mm-Fab zu gründen, welche auf einem 28-nm-Prozess basiert. Eine solche Fabrik sei eine weniger fortgeschrittene Entwicklung als bisher erwartet, aber auch eine günstigere, schreibt Digitimes Asia. Sie würde einen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Automobilindustrie mit Chips leisten und würde sich von den Spitzenprojekten von Intel in Magdeburg unterscheiden.

In einem weiteren Bericht heißt es, dass die Gespräche noch andauern und sich darauf konzentrieren, wie Bosch und andere Partner die Risiken in Bezug auf Arbeitskräfte, Gewerkschaften und Produktionseffizienz übernehmen könnten. „Marktgerüchte kommentieren wir generell nicht“, sagte ein Bosch-Sprecher auf SZ-Nachfrage. „Aber wir begrüßen grundsätzlich das Interesse aller Chiphersteller, neue Kapazitäten in Europa zu schaffen“, ergänzte der Sprecher. Das zeige, dass Deutschland ein attraktiver Chip-Standort sei. Die Deutschen müssen sich laut Handelsblatt jedoch in Geduld üben. Die Zeitung zitierte zwei Halbleiteranalystinnen aus Taiwan, die davon ausgehen, dass TSMC erst im nächsten Jahr, vielleicht sogar erst 2025 eine Entscheidung treffen könnte.

Die sächsische Delegation war die dritte deutsche Delegation, die in diesem Jahr vor dem Hintergrund gewachsener Spannungen der Inselrepublik einen Besuch abstattete. Im Januar hatte eine Delegation der FDP-Bundestagsfraktion, der auch der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt angehörte, und im März Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) die Insel besucht. Chinas Führung betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh ab. China droht mit einer Eroberung und hält mit Manövern und Einsätzen seiner Kriegsschiffe und Flugzeuge nahe der Insel den militärischen Druck aufrecht. (mit dpa)