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Fraunhofer: Mitarbeiterzahl in fünf Jahren verdreifacht

Heute vor fünf Jahren wurde das Fraunhofer-Technikum in Zittau eingeweiht. Die Forschungsstätte ist seither kräftig gewachsen - in vielerlei Hinsicht.

Von Jan Lange
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Dipl.-Ing. Michaela Stipkova und Dipl.-Ing. Jens Stein sind zwei der rund 30 Mitarbeiter des Fraunhofer Kunststoffzentrums Oberlausitz in Zittau. Hier sind sie an einem roboterbasierten 3-D-Drucker.
Dipl.-Ing. Michaela Stipkova und Dipl.-Ing. Jens Stein sind zwei der rund 30 Mitarbeiter des Fraunhofer Kunststoffzentrums Oberlausitz in Zittau. Hier sind sie an einem roboterbasierten 3-D-Drucker. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Seit August 2020 ist das Fraunhofer-Technikum am Zittauer Stadtring eine Baustelle. Ein Anbau entsteht am ursprünglichen Gebäude - die sichtbare Erweiterung der Forschungseinrichtung, die vor genau fünf Jahren am 3. November 2016 eingeweiht wurde. Schon seit seiner Eröffnung ist das Fraunhofer Kunststoffzentrum Oberlausitz - so die offizielle Bezeichnung - kräftig gewachsen. Die SZ zieht Bilanz.

Mitarbeiter: Team wurde deutlich aufgestockt

Mit zehn Mitarbeitern fing Professor Sebastian Scholz, Leiter des Fraunhofer Kunststoffzentrums Oberlausitz, 2016 im neuen Technikum auf dem Campus an. Schnell war klar, dass mehr Leute gebraucht werden. Bis heute verdreifachte sich die Mannschaft - auf aktuell rund 30 Mitarbeiter. Die Zahl sei in fünf Jahren stetig gewachsen, erklärt der Fraunhofer-Leiter. Und es soll weiter nach oben gehen - eine Erhöhung auf 40 ist in den nächsten Jahren geplant.

Der Großteil der derzeitigen Mitarbeiter am Institut ist direkt bei Fraunhofer angestellt, einige aber auch über den Lehrstuhl von Professor Scholz an der Hochschule Zittau/Görlitz. Zusätzlich gibt es regelmäßig zeitlich befristete Gastwissenschaftler im Haus, wie aktuell drei Wissenschaftler der Uni Oppeln in Polen. Gemeinsam mit den Angestellten forschen sie hier an neuen Fertigungstechnologien und Produkten.

Das Team sei sehr bunt, so der Fraunhofer-Chef. Zum Forscherteam gehören auch Mitarbeiter, die aus Tschechien, Polen, Brasilien, Indien und Marokko stammen.

Gebäude: Forscher nutzen immer mehr Fläche

Die Eröffnung des Technikums war nicht der eigentliche Startschuss in Zittau. Der erfolgte bereits vor knapp zehn Jahren. In der Anfangszeit arbeiteten die Forscher in einem früheren Armeeobjekt am Portsmouther Weg - unweit vom Hochschulgebäude 7.

Als diese Räume zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurden, zog Fraunhofer in die Arbeitsagentur an der Kantstraße um. 2016 war das Technikum am Stadtring fertig und Fraunhofer hatte nun deutlich mehr Platz zum forschen und entwickeln.

Die Fläche reichte bald nicht mehr aus - und die Planung eines Anbaus wurde in Angriff genommen. Mit dessen Fertigstellung im Frühjahr 2022 wird das Technikum viermal so groß sein wie am Anfang. Und es soll nicht die letzte Erweiterung sein.

Das Team um Professor Scholz nutzt auch andere Gebäude in Zittau - so beispielsweise die "LANDER³"-Halle der Hochschule an der Hochwaldstraße. Hier ist etwa die Hälfte der Hallenfläche mit Maschinen des Kunststoffzentrums belegt.

Partner: Zusammenarbeit mit rund 80 Unternehmen

Der wichtigste Kooperationspartner ist die Hochschule Zittau/Görlitz. Das wird an der engen Zusammenarbeit der Mitarbeiter deutlich, wie auch an der Anzahl der gemeinsamen Projekte. Die haben auch einen großen Anteil am bisherigen Wachstum von Fraunhofer. "Ohne die enge Kooperation mit der Hochschule wären wir nicht auf dem heutigen Stand", so Scholz. Gleichzeitig profitiert die Hochschule von der Zusammenarbeit - so konnte mit den Fraunhofer-Ressourcen das "LANDER³"-Projekt als eines der größten Hochschulprojekte an den Start gebracht werden.

Das Kunststoffzentrum kooperiert zudem mit den Technischen Unis in Chemnitz, Dresden und Liberec. Mit den Liberecer gibt es unter anderem ein gemeinsames Leistungszentrum, in dem 2021 zwei große EU-Anträge vorbereitet wurden, sagt Scholz.

Die Projekte mit öffentlichen Einrichtungen machen jedoch nur einen kleinen Teil aus.
Vorrangig arbeiten die Zittauer Forscher mit Industrieunternehmen aus der Region
zusammen. Seit 2016 gab es laut Scholz Kooperationen mit über 80 Unternehmen. Aktuell laufen Projekte mit circa 20 bis 30 Partnern aus der Wirtschaft. Zu denen gehören zum Beispiel RCS (Königsbrück), Lakowa (Wilthen), Schoplast (Bischofswerda), Capron
(Neustadt/Sachsen), aber auch überregionale Firmen wie Airbus und Siemens Rail.

Produkte: Von Corona-Maske bis crashsicherem Wohnmobil

Fraunhofer entwickelt normalerweise keine eigenen Produkte. Eine Ausnahme ist eine wiederverwendbare Atemschutzmaske mit Wechselfilter, die mit Hilfe eines Unternehmens während der Pandemie auf den Markt gebracht wurde.

In der Regel werden Produkte im Auftrag von Unternehmen entwickelt. So forschen die Zittauer zum Beispiel an einer speziellen Dachzugangsleiter für Autos, an crashsicheren Wohnmobilen oder einem faserverstärktem Kunststoffdach für Straßenbahnen. Meist werden bei Fraunhofer die entsprechenden Fertigungstechnologien entwickelt, die Produkte entstehen dann bei den jeweiligen Partnerunternehmen. Mit den neuen Technologien können Kosten, Zeit und Ressourcen teilweise in Größenordnungen eingespart werden.

Potenzial: Bereich Nachhaltigkeit ausbauen

Der Bereich der Nachhaltigkeit soll in Zukunft ausgebaut werden, sagt Professor Scholz. Hier sei die Nachfrage von Unternehmen sehr groß. Wie können Produkte oder einzelne Bauteile umweltschonend, aber gleichzeitig auch kostengünstig produziert werden?

Auch der großformatige 3-D-Druck wird ein wachsender Bereich im Institut sein. Dazu soll der Neubau und die dort geplanten Großanlagen beitragen. Forschungsthemen könnten laut Scholz beispielsweise großflächige Fahrzeugteile oder individuelle Fassadenelemente für Gebäude sein, die künftig im 3-D-Drucker entstehen.