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Am Limit: Intensivmediziner berichtet im CoronaCast

Peter Spieth leitet die Intensivstation der Dresdner Uniklinik. Im Podcast spricht er über die Lage, die Überlebenschancen von Corona-Patienten und die Impfung.

Von Fabian Deicke
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Dr. Peter Spieth leitet die Corona-Intensivstation am Dresdner Uniklinikum. Im Podcast bei Sächsische.de berichtet er über die aktuelle Lage.
Dr. Peter Spieth leitet die Corona-Intensivstation am Dresdner Uniklinikum. Im Podcast bei Sächsische.de berichtet er über die aktuelle Lage. © [M] Ronald Bonß/Sächsische.de

Dresden. Die Zahl der Corona-Patienten in Sachsens Krankenhäusern hat ein kritisches Niveau erreicht. Auch am Mittwoch waren mehr als 1.300 Corona-Patienten auf Normalstationen in Behandlung - Tendenz weiter steigend. Ab Freitag gilt die Überlastungsstufe. Bei den Intensivbetten ist der sachsenweite Grenzwert von 420 belegten Betten fast erreicht. Peter Spieth ist Arzt und Leiter der Corona-Intensivstation am Uniklinikum Dresden. Im CoronaCast bei Sächsische.de spricht er über die Lage, die Überlebenschancen seiner Patienten - und die Impfung.

"Wir haben aktuell 20 Patienten auf unserer Intensivstation in Behandlung", erklärt Spieth. Zehn Betten seien noch frei. Das Problem sei im Moment auf seiner Station nicht die Kapazität, sondern das Personal, um die noch freien Betten adäquat betreiben zu können. "Mit jedem neuen Patienten, der jetzt kommt, müssen wir neue Pflegekräfte mobilisieren und in der Klinik Umverteilungen vornehmen." Was so viel bedeute, als dass von anderen Stationen fachlich geeignetes Personal abgezogen werden müsse.

Die Entwicklung der letzten Tage mit den sich im Zweiwochentakt verdoppelnden Patientenzahlen hätten Spieth nicht überrascht. "Corona war nie weg", sagt er und berichtet von einem Tag im August. "Da hatten wir für vier Stunden die Station einmal kurzeitig ohne Beatmungsfall." Vier Stunden, an einem Tag, seit November 2020. "Wir haben also jetzt über ein Jahr durchgehend Corona-Patienten mit Lungenersatzverfahren in Behandlung."

19 von 20 Intensivpatienten ohne Impfschutz

Was ist in dieser vierten Welle nun anders? Spieth berichtet: "Von den aktuell 20 Patienten auf der Intensivstation sind 19 nicht geimpft." Der eine Fall einer geimpften Patientin sei auf erhebliche Vorerkrankungen und eine mangelnde Immunantwort durch die Impfung zurückzuführen. "Anhand dessen, was wir beobachten, muss man schon eine deutliche Empfehlung für das Impfen aussprechen, weil es wirklich die einzige Chance ist, die Infektion einzudämmen", stellt der Mediziner fest.

Dass Corona nur für alte Menschen gefährlich sei, höre Spieth immer noch. "Vor allem Jüngere scheinen das zu glauben. [...] Im Schnitt sind die Menschen auf der Intensivstation jetzt aber 55 Jahre alt." In den vorangegangenen Wellen seien die Patienten durchschnittlich um die 75 Jahre gewesen. Spieth erklärt, junge Erwachsene ohne Impfschutz könne es genauso hart treffen wie ältere Menschen. Das Risiko zu sterben, sei für die 20 Patienten, die im Moment auf seiner Intensivstation liegen, unabhängig vom Alter hoch. "Ungefähr 40 Prozent werden es nicht schaffen."

"Wir werden das schaffen! Da bin ich mir sicher."

Wie lange die aktuelle Coronawelle anhalten wird, vermag niemand konkret vorherzusagen. "Auf unsere Prognosentools konnten wir uns aber in den vergangenen anderthalb Jahren eigentlich immer verlassen." Spieth rechnet noch mit einer weiteren Zunahme der Fälle. "Wir sind noch lange nicht am Peak der vierten Welle angelangt."

Die Notfallpläne, die auch die Verlegung von Patienten in andere Regionen Deutschlands vorsehen, lägen noch in der Schublade. Transporte seien immer heikel, erst recht, wenn sie über weite Strecken gehen. Spieth gibt sich trotz der sich zuspitzenden Lage optimistisch. "Wir werden das schaffen! Da bin ich mir sicher."

Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

Hier sind ergänzende Links zu Themen, auf die in der Folge Bezug genommen wird:

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