Dresden. 2020 hat stark angefangen. Und dann stark nachgelassen. So kann man das vergangene Jahr für die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) zusammenfassen.
Die Bilanz des Unternehmens ist nicht gut, wegen Corona und den Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen sind die Fahrgastzahlen deutlich gesunken. 2019 waren es reichlich 164 Millionen, im vergangenen Jahr weniger als 130 Millionen.
Die Verkehrsbetriebe mussten reagieren, um nicht zu viel Geld für den Fahrbetrieb auszugeben und so geht es auch weiter. Doch vielleicht wird 2021 trotzdem anders: Schwach angefangen und dann stark zugenommen - so wünschen sich das die Vorstände Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert.
Die erste neue Straßenbahn wird geliefert
Die Aussichten sind gar nicht schlecht. Im Sommer, spätestens aber irgendwann im Herbst, bricht in Dresden eine neue Zeit an. Dann erwarten die Verkehrsbetriebe die erste neue Stadtbahn aus der Lausitz.
Sie kommt von Bombardier, der Rahmen samt Karosserie aus Görlitz, komplettiert werden die Fahrzeuge in Bautzen. 30 neue Straßenbahnen haben die DVB in Auftrag gegeben, dazu zum ersten Mal ein sogenanntes Mockup - ein Holzmodell in Originalgröße, das im Januar 2020 im Verkehrsmuseum ausgestellt war.
"Gott sei Dank haben wir das gemacht", stellt Andreas Hemmersbach fest. Rund 2.000 Museumsbesucher haben sich zu der Neuentwicklung geäußert. Vor allem ging es um die Sitze. Nun ist die erste Straßenbahn im Bau, viele Änderungswünsche der Museumsbesucher wurden berücksichtigt.
Finanziell haben die Verkehrsbetriebe das vergangene Jahr gerade noch gut überstanden, dank dem sogenannten ÖPNV-Rettungsschirm. 13,9 Millionen Euro bekam das Unternehmen, um das Corona-Minus in der Kasse auszugleichen.
Das entspricht fast dem tatsächlichen finanziellen Pandemieschaden. Dazu gehören in erster Linie die fehlenden Fahrscheineinnahmen, weil weniger Menschen mitgefahren sind. Knapp 16 Millionen Euro waren das im vergangenen Jahr.
Etwa zwei Millionen Euro hat das Unternehmen gespart, weil weniger Busse und Bahnen gefahren sind. Das Ergebnis ist die Hilfssumme, die das Nahverkehrsunternehmen überwiesen bekam. Nicht abgedeckt sind damit die 2,7 Millionen Euro, die die DVB für die zusätzlichen Hygienemaßnahmen in den Fahrzeugen ausgegeben haben.
Seit dem Frühjahr werden vor allem die Straßenbahnen an den Endpunkten zusätzlich gereinigt, um Ansteckungen mit dem Virus vorzubeugen.
ÖPNV-Angebot auf etwa 80 Prozent eingedampft
2021 könnte ein finanziell ähnliches Jahr werden. Es fängt mit weniger Fahrgasteinnahmen an, als gedacht, und die zusätzlichen Reinigungen finden auch weiter statt. Finanzvorstand Andreas Hemmersbach rechnet wieder damit, dass am Ende rund 15 Millionen Euro in der Kasse fehlen.
Auch jetzt fahren weniger Straßenbahnen und Busse, als in einem normalen Januar. Auf etwa 80 Prozent haben die Verkehrsbetriebe ihr Angebot eingedampft. Dem stehen weniger als 50 Prozent der sonst üblichen Januar-Fahrgäste gegenüber. In den Fahrzeugen ist genug Platz um der Corona-Ansteckungsgefahr zu entgehen, schlussfolgern die DVB-Verantwortlichen.
Keine Abstriche bei Bauprojekten
An den für dieses Jahr geplanten Bauprojekten wollen die DVB trotzdem keine Abstriche machen. Im Frühjahr soll der Ausbau der Großenhainer Straße zwischen der Conradstraße und der Liststraße starten, Schwierigkeiten bei der Vergabe der Bauarbeiten verzögern den Baustart um zwei bis drei Monate.
Ursprünglich war er im Januar geplant. Bauarbeiten finden auch auf der Steinbacher Straße und der Berthold-Haupt-Straße statt, die Sanierung der "Bautzner" zwischen Fischhausstraße und Brockhausstraße soll abgeschlossen werden.
Die Ticketpreis bleiben in diesem Jahr unverändert. Das ist eigentlich schon seit Oktober bekannt, damals hat der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), zu dem auch die DVB gehören, den entsprechenden Beschluss gefasst.
Hemmersbach erwähnt es in seiner Vorausschau auf 2020 dennoch, denn angesichts der Corona-Probleme hält er das keineswegs für selbstverständlich. Ob es Stammkunden, also für Zeitkarteninhaber, wie schon im Sommer 2020 wieder ein Dankeschön-Angebot gibt, weil sie weiter gezahlt haben, aber das Angebot geringer war, steht noch nicht fest.
Die gute Nachricht: Vorstand Andreas Hemmersbach hat das auch nicht ausgeschlossen. Dazu müssten aber erst noch Gespräche stattfinden, sagte er mit Blick auf den Verkehrsverbund, in dem alle beteiligten Nahverkehrsanbieter damit einverstanden sein müssten.