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Haltung zeigen, aber richtig

Etwa 500 Studenten haben sich schützend vor die Uni-Klinik gestellt. 22 von ihnen müssen nun mit Strafen rechnen. Zurecht? Ein Kommentar.

Von Christoph Springer
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© Sebastian Kahnert/dpa; Montage: SZ-Bildstelle

Das war kein kleiner Protest. Das war eine gut sichtbare Aktion, kurzfristig organisiert, mit Fantasie vorbereitet und mit Mut durchgezogen. Die laut Polizei rund 500 Medizinstudenten, die sich den sogenannten Querdenkern und ihren zum Teil rechtsextremen Verbündeten entgegengestellt haben, waren nicht zu übersehen. Oft gerade mal eine Armlänge entfernt, hielten sie den „Spaziergängern“ ihre Plakate entgegen.

Sie haben sich vor die Uniklinik gestellt, das größte Dresdner Krankenhaus, um sie symbolisch zu schützen. Vor Menschen, denen es egal ist, dass dort täglich Corona-Patienten sterben, die ignorieren, dass die Ärzte und Pfleger wegen Covid-19 seit Monaten am Limit arbeiten. Die sogar in Kauf nehmen, die Arbeit der Lebensretter zu behindern. So gesehen, war die Aktion gut, war sie das Richtige.

Die Polizei aber war nicht nur da, um den illegalen Aufmarsch der Corona-Leugner zu verhindern. Sie war auch vor Ort, um abzusichern, dass Rettungsdienste, Ärzte und Pfleger ungestört ihre Arbeit tun können. Die Beamten müssen das geltende Recht durchsetzen, ohne Ansehen der Person, ungeachtet der eigenen politischen Anschauung.

Das wussten die Medizinstudenten. Sie hätten ihre Kundgebung anzeigen und den Verlauf mit den Verantwortlichen absprechen können. Der Polizei zufolge hätte das die Sache vereinfacht. Dass nun 22 Studenten mit Strafen rechnen müssen, obwohl sie das Richtige getan haben, ist ärgerlich. Doch wer seine Überzeugung auf die Straße bringen will, hat zwei Möglichkeiten: Er kann „das Richtige auch richtig tun“, wie es Polizeichef Jörg Kubiessa formuliert hat. Oder er muss die Konsequenzen tragen, die aus Fehlern folgen können. Auch das ist „Haltung zeigen“.

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