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Mögliche Corona-Impfschäden: Forderung nach Spezialambulanz in Dresden

Bislang gibt es sehr wenige Beratungs- und Behandlungsangebote für Menschen mit möglichen Corona-Impfschäden. Die Freien Wähler in Dresden fordern nun eine Ambulanz.

Von Dirk Hein
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Die meisten Corona-Impfungen blieben frei von schweren Nebenwirkungen. Um die wenigen Betroffenen soll sich zukünftig besser gekümmert werden, fordern die Freien Wähler in Dresden.
Die meisten Corona-Impfungen blieben frei von schweren Nebenwirkungen. Um die wenigen Betroffenen soll sich zukünftig besser gekümmert werden, fordern die Freien Wähler in Dresden. © Claudia Hübschmann (Symbolbild)

Dresden. Der Kampf gegen das Coronavirus ist weltweit weitestgehend ausgestanden. Noch immer zögerlich wird über Fehler und Pannen der Pandemiebekämpfung gesprochen. Auch mögliche Impfschäden werden erst allmählich breiter diskutiert. Ein Antrag im Dresdner Stadtrat soll dafür eine neue Basis bilden.

Drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sind im Frühling 2023 die letzten Schutzmaßnahmen ausgelaufen. In Sachsen haben sich 1,9 Millionen Menschen infiziert, etwa 17.000 starben. Viele Menschenleben konnten durch Kontaktbeschränkungen und Impfungen gerettet werden.

Kritisch diskutiert werden mittlerweile hingegen die langen Schulschließungen, die deutliche Spuren hinterlassen haben: Studien zeigen, dass die Zahl der Therapieanfragen zugenommen hat. Die meisten Kinder und Jugendlichen, die seit der Pandemie psychologisch behandelt werden, leiden an Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen oder Manien.

Beratungsstelle und Spezialambulanz gefordert

Diskutiert wird mittlerweile auch über mögliche unerwünschte schwere Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung. Thomas Löser, Landtagsabgeordneter der Grünen und Stadtrat in Dresden, hat erst kürzlich die schwere Erkrankung seiner ältesten Tochter nach deren Impfung öffentlich gemacht. Seither kämpft Löser um eine offene Aussprache über das Thema. "Wir müssen außerhalb politischer Rituale in eine Diskussion über das Thema kommen." Löser fordert sachsenweit ein funktionierendes Beratungsnetzwerk und ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für Patienten mit Langzeitfolgen.

Die Freien Wähler/Freien Bürger im Dresdner Stadtrat haben unabhängig davon eine eigene Initiative gestartet. Per Ratsbeschluss soll Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) einen "Bericht über unerwünschte Nebenwirkungen" bei der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen bei Rathausmitarbeitern vorlegen. Diese sollen sich beispielsweise anonym äußern dürfen.

Zudem soll eine Beratungsstelle für Bürger der Stadt Dresden eingerichtet werden, die von schweren Nachwirkungen der Impfung betroffen sind. Drittens fordert der Antrag den Aufbau einer spezialisierten Ambulanz im Städtischen Klinikum zur Behandlung des "Post-Vac-Syndroms" zu prüfen und zeitnah darüber zu berichten.

25 Impfschäden in Sachsen bisher anerkannt

"Für Menschen mit Langzeitnachwirkungen einer Corona-Impfung gibt es keine echte Anlaufstelle, Hausärzte sind damit meist überfordert. Das Städtische Klinikum hat jedoch gute Ärzte, denen traue ich das zu", sagt Stadträtin Silvana Wendt. Ihre Fraktion wünscht sich zudem eine generelle Aufarbeitung der Fehler während der Bekämpfung der Pandemie in Dresden und einen besseren Schutz vor möglichen neuen Infektionskrankheiten.

Die Fraktion beschäftigt sich laut Geschäftsführer Thomas Blümel seit einem halben Jahr mit dem Thema. Die Tatsache, dass seit den Berichten von Thomas Löser jetzt intensiv über das Thema gesprochen werde, sei aber Auslöser gewesen, den Antrag jetzt einzubringen und vorzustellen.

In Sachsen ist für die Entschädigung von Impfschäden der Kommunale Sozialverband (KSV) zuständig. Für den Zeitraum seit Beginn der Impfkampagne bis Mitte Juli 2023 wurden bisher 565 Entschädigungsverfahren im Zusammenhang mit einer Corona-Schutzimpfung registriert. In den erfassten Entschädigungsverfahren gab es in 25 Verfahren eine Anerkennung und in 334 Verfahren eine Ablehnung von Ansprüchen. 148 Widerspruchsverfahren laufen noch.