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Attacke bei Impf-Termin: Wie die Dresdner Polizei ermittelt

In Dresden-Prohlis hat ein Unbekannter einen Feuerwerkskörper auf ein Impf-Team geworfen. Die Polizei hat eine Ermittlungstaktik.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Christoph Springer
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In Prohlis ist am Mittwochnachmittag ein mobiles Impfteam angegriffen worden.
In Prohlis ist am Mittwochnachmittag ein mobiles Impfteam angegriffen worden. © Rene Meinig (Archiv)

Update, 25. November, 14.50 Uhr: Bei der Polizei haben Spezialisten der Kripo die Ermittlungen zu der Attacke auf das Impf-Team in Prohlis übernommen. Sie gehören zum Staatsschutz. Diese Fachleute werden dann eingeschaltet, wenn die Beamten davon ausgehen, dass eine Tat ein politisches Motiv haben könnte. Im aktuellen Fall könnte es sich um einen Angriff von einem Impfgegner gehandelt haben, der die Corona-Maßnahmen des Staates grundsätzlich oder zumindest die Impfkampagne gegen Covid-19 ablehnt.

Obwohl die Beamten bereits am Mittwochabend um Zeugenhinweise zu der Tat unter der Rufnummer 0351 483 22 33 gebeten haben, ist bis zum Donnerstagmittag nur ein Hinweis eingegangen. Von ihm versprechen sich die Ermittler nicht viel, er sei "eher vager Natur", sagte Polizeisprecher Marko Laske. Konkrete Hinweise zu Tatverdächtigen lägen noch nicht vor. Die Bitte um Zeugenhinweise bleibt deshalb aktuell.

Die Staatsschutz-Ermittler planen unterdessen, auch Videoaufnahmen aus der Umgebung des Prohlis-Zentrums auszuwerten. Auf diesen Bildern könnten der oder die Täter auf ihrem Weg zum Tatort oder bei der Flucht zu sehen sein.

Das ist am Mittwoch passiert

In Dresden-Prohlis ist am Mittwochnachmittag ein mobiles Corona-Impfteam mit einem Feuerwerkskörper angegriffen worden. Die Mitarbeiter befanden sich laut Stadtverwaltung im Bürgersaal an der Prohliser Allee, als eine unbekannte Person das Team attackierte und anschließend flüchtete. Die Impfaktion musste abgebrochen werden.

Verletzt wurde niemand. Die Polizei ermittelt und spricht am Abend von einem Schaden am Fußboden von rund 100 Euro. Zeugen des Vorfalls, der sich gegen 15.20 Uhr ereignet hat, werden gebeten, sich unter 0351 483 22 33 bei der Polizeidirektion Dresden zu melden.

"Eine solche Attacke ist menschenverachtend und dumm", sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Abend. "Ich bin entsetzt, wie verroht Teile unserer Gesellschaft inzwischen agieren. Das hat mit einem kritischen, aber zivilisierten Diskurs über das Impfen gegen Corona nichts mehr zu tun." Wer Gewalt ausübe und Menschenleben in Gefahr bringe, gehöre hart bestraft. "Ich verurteile den Angriff auf das Impfteam auf das Schärfste."

Stadt Dresden treibt Wiedereröffnung des Impfzentrums voran

Trotz des Vorfalls treibt die Landeshauptstadt ihre Bemühungen um ein Impfzentrum in der Dresdner Messe weiter voran. "Gerade auch ein Vorfall wie dieser spricht für ein zentrales Impfzentrum nach dem Muster, wie es bis Ende September vorhanden war, weil es sich mit einem Wachschutz und speziellen Sicherheitsvorkehrungen besser schützen lässt und die Kapazitäten größer sind", so Hilbert weiter.

Laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) befinde man sich derzeit in einer Planungs- und Umsetzungsphase. Einen konkreten Starttermin konnte ein Sprecher am Mittwoch nicht nennen. Offenbar will sich Hilbert am Donnerstag im Stadtrat näher zum aktuellen Stand der Dinge äußern.

Derzeit bilden sich bei mobilen Impfaktionen lange Schlangen. Viele Menschen, die eine Impfung erhalten wollen, müssen mangels Kapazitäten abgewiesen werden. Wer es schafft, dranzukommen, wartet oft mehrere Stunden auf die Spritze. Neben eines Ausbaus der Impfangebote will der Freistaat eine Terminbuchungsseite einrichten.

Über mobile Teams und den Ruf nach Impfzentren hat Fabian Deicke am 12. November mit DRK-Sprecher Kai Kranich im CoronaCast gesprochen.