SZ + Dresden
Merken

Dresden: 1.250 Euro für ein WC im Vindobona

Eisenbahnenthusiasten planen ein Millionenprojekt. Dabei geht es auch um Toilettenräume.

Von Christoph Springer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der SVT 18.16 macht auch dann was her, wenn er gerade nicht fahren kann.
Der SVT 18.16 macht auch dann was her, wenn er gerade nicht fahren kann. © Archiv/Rene Meinig

Dresden. 1.250 Euro sind nicht wenig für eine Toilette. Dafür glänzt das stille Örtchen danach wie neu. Und es ist nicht irgendein stilles Örtchen, künftig soll es sogar beweglich sein. Doch dafür wird noch viel mehr Geld gebaucht, die Rede ist von einer Millionensumme. Die will eine gemeinnützige GmbH in einen Zug investieren, den viele Dresdner kennen. Als Vindobona fuhr er einst durch die Stadt und war der Stolz der Deutschen Reichsbahn.

Einer dieser Züge existiert noch. Als VT 18.16.07/10 steht er in einer der Abstellhallen nahe der Zwickauer Straße. Nicht für immer, hoffen die Aktiven der SVT Görlitz gGmbH. Sie wollen ihn wieder flott machen. Wenigstens vier Millionen Euro kostet das. Geld, das aus Fördermitteln und Spenden zusammenkommen soll, das aber auch durch Arbeitsleistungen aufgebracht werden kann. 1.250 Euro davon kostet es, eine der Zugtoiletten wieder auf Vordermann zu bringen. Wer dieses Geld für die WC-Sanierung aufbringt, kann ab sofort Toilettenpate werden.

Einige Paten haben die Zugerneuerer schon gefunden. Zum Beispiel die für zehn Mülleimer. 15 Euro hat jeder von ihnen gespendet. Auch die Paten für neun dreiteilige Klapptische haben schon überwiesen - 125 Euro je Tisch. Und der Batteriesatz des Zuges ist auch schon bezahlt. 10.000 Euro hat sich ein Pate das kosten lassen. Er gehört später zu denjenigen, die für ihr finanzielles Engagement eine von 36 limitierten Fahrkarten für die Eröffnungsfahrt des Zuges bekommen - bei dem Spendenaufkommen natürlich für die 1. Klasse.

Wer die Toilette bezahlt, darf sich unter anderem über ein kleines Schild mit seinem Namen freuen, das später in dem Zug angebracht werden soll.

Insgesamt 30 Patenschafts-Themen haben die Zugrestaurierer auf ihrer Internetseite aufgelistet. Doch allein das Engagement der Paten reicht noch lange nicht, um den VT 18.16.07/10 wieder ins Rollen zu bringen. Sprecher Gunnar Kloß kündigt an, dass er schon bald nach Görlitz fahren soll. Zwar nicht mit der Kraft der zwei 1.000 PS-Motoren in den Maschinenwagen an den beiden Zug-Enden, aber es wäre die erste Reise seit vielen Jahren. In Görlitz, wo die Züge einst gebaut wurden, soll schließlich ein Spendenmarathon gestartet werden.

Der Zug steht in einer Halle in Dresden.
Der Zug steht in einer Halle in Dresden. © Archiv/Rene Meinig
Das ist der Speisewagen des Schnellzugs
Das ist der Speisewagen des Schnellzugs © Archiv/Rene Meinig
Blick in die zweite Klasse mit ihren drehbaren Sitzen.
Blick in die zweite Klasse mit ihren drehbaren Sitzen. © Archiv/Rene Meinig
Hier in diesem Abteil wurden schon einmal die Sitze aufgearbeitet.
Hier in diesem Abteil wurden schon einmal die Sitze aufgearbeitet. © Archiv/Rene Meinig

Das Ziel: 2023 soll der Zug wieder aus eigener Kraft und bestenfalls auch mit Passagieren fahren. Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages vier Millionen Euro für dessen Restaurierung bereitgestellt hat, sehen die Verantwortlichen der gGmbH die Chance, dass daraus tatsächlich etwas werden kann. Sie schließen Überraschungen aber nicht aus und planen deshalb mit zusätzlichen 800.000 Euro.

Dieses Geld wollen sie als Spenden einwerben. Von Paten etwa für eine der 30 Baugruppen und -teile, die auf der jetzt veröffentlichten Liste stehen. Von Menschen, die den Zug kennen und einfach deshalb spenden wollen und von Unternehmen, die dieses Anliegen unterstützen möchten. Und nicht zuletzt auch von Fachleuten, die bei den anstehenden Restaurierungsarbeiten helfen, die die gGmbH bereits angeschoben hat. Dazu gehört unter anderem, dass der Mittelwagen des fünfteiligen Zuges schon jetzt aufgearbeitet werden soll.

Weitere Infos zu den Patenschaften und weiteren Details auf der Internetseite der SVD Görlitz gGmbH.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.