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Breitbandausbau: Wo bleibt das "schnelle Internet" in Dresden?

Eigentlich sollten die "weißen Flecken" längst beseitigt sein und alle Dresdner schnelles Internet haben können. Doch der Breitbandausbau mit Glasfaser stockt. Woran das liegt und wie der Stand ist.

Von Andreas Weller
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Eigentlich sollten alle Bereiche Dresdens längst mit Glasfaserkabeln versorgt und überall schnelles Internet sein, aber es hakt.
Eigentlich sollten alle Bereiche Dresdens längst mit Glasfaserkabeln versorgt und überall schnelles Internet sein, aber es hakt. ©  Symbolfoto: dpa

Dresden. Im Jahr 2020 startete die Stadtverwaltung die große Initiative, endlich schnelles Internet für alle Dresdner anbieten zu können. Die bisher angehängten Haushalte und Firmen in der Stadt - vor allem in den Randlagen - sollten endlich Breitband bekommen. Der Vertrag mit Vodafone wurde auch geschlossen. Doch die Fertigstellungstermine sind mittlerweile überschritten. Und das, obwohl Millionen an Fördermitteln zur Verfügung stehen.

Wie war die Ausgangssituation?

Rund 3.000 Dresdner Haushalte, zwei Schulen und 19 Unternehmen hatte die Stadt ausgemacht, die über kein schnelles Internet verfügen können. Weil Bund und Land die Förderung zusagten, wurden die Aufträge ausgeschrieben und ein Vertrag mit Vodafone geschlossen.

Dann sollte es losgehen: Betroffene Grundstückseigentümer sollten sich melden, ihnen wurde zugesagt, dass sie die Anschlüsse kostenlos bekommen und so rund 2.500 Euro pro Glasfaser-Anschluss sparen. Dafür mussten sie einen Vertrag mit Vodafone schließen, um einen reibungslosen Planungs- und Ausbauablauf und "feste Projekttermine" - wie die Stadt und Vodafone 2020 zusicherten - zu sichern.

Wo soll der Breitbandausbau in Dresden starten?

Die Stadt hat die "weißen Flecken", die beseitigt werden sollten, in vier Lose aufgeteilt. Für alle vier Lose erhielt Vodafone den Zuschlag.

Los 1 betrifft Straßenzüge jeweils in Dölzschen und Gittersee, Zschertnitz, Strehlen und Südvorstadt, über Leubnitz-Neuostra bis nach Johannstadt, und Lockwitz, Prohlis, Kleinzschachwitz bis nach Sporbitz. Im Los 2 sind die Bereiche von Niederwarthaüber die A4 bis Podemus bis Roitzsch und Zöllmen. Dazu der Bereich von Kemnitz bis Gohlis.

Los 3 erstreckt sich von Marsdorf über Lausa und Klotzsche bis nach Wilschdorf. Außerdem von Wilder Mann bis nach Hellerberge und kurz vor Weißer Hirsch und Schönborn, Langebrück bis in die Dresdner Heide.Das Los 4 umfasst Teile von Bühlau, das gesamte Schönfelder Hochland, bis nach Oberpoyritz, Söbringen und Wachwitz.

Was kostet das und wann sollte es fertig sein?

Die Anschlüsse von Gebieten, die nicht versorgt und meist dünn besiedelt sind, "lohnen" sich für die Anbieter nicht. Deshalb haben Bund und Land eine Förderung für diese "Wirtschaftslichkeitslücke" gewährt. Diese liegt laut Stadtverwaltung bei 21,1 Millionen Euro. Davon hat der Bund 10,6 Millionen Euro zugesagt und das Land 8,4 Millionen Euro. Die Stadt stellt die fehlenden 2,1 Millionen Euro bereit.

Allerdings wurden die Aufträge bereits 2020 vergeben. Vodafone hatte 2021 ein Fahrplan erstellt, bis wann an welchen Stellen die Haushalte, Schulen und Firmen an schnelles Internet angeschlossen sein sollen. Die letzten Glasfaserleitungen sollten demnach bis Ende September 2022 verlegt und die Anschlüsse in den Häusern realisiert sein. Doch erfolgt ist das bisher nicht.

Warum geht es beim Breitbandausbau in Dresden nicht voran?

"Wir kommen bedauerlicherweise nicht ganz so schnell voran wie erhofft, da wir entgegen der ursprünglichen Planung innerhalb der Lose sehr flexibel vorgehen müssen", erklärt Vodafone-Sprecher Helge Buchheister. "Ursprünglich war vorgesehen, dass wir größere Teilabschnitte am Stück fertigstellen. Leider ist es beim Ausbau zu einigen unerwarteten Herausforderungen gekommen, auf die wir mit größtmöglicher Flexibilität reagieren. Das hat zur Folge, dass wir immer nur Teilabschnitte realisieren, was zu wesentlich längeren Bauzeiten führt, da die Baustelle häufig umverlegt werden muss."

Grund dafür seien laut dem Sprecher "verkehrsrechtliche Anordnungen", die für die Sperrung von Straßen und die Ausführung der Baumaßnahmen notwendig sind. "In Dresden gibt es eine Vielzahl an anderen Baustellen und auch einige Umleitungsstrecken des ÖPNV, die Einfluss auf die verkehrsrechtlichen Anordnungen haben und unseren Bau so verzögern."

Aber Vodafone sei "in enger Abstimmung" mit der Stadt Dresden, um die Genehmigungen für den Bau der Trassen zu erhalten.

  • Im Dresdner Osten sind 24 Kilometer Trasse fertig und 230 Häuser angeschlossen
  • Im Dresdner Westen sind sechs Kilometer Trasse und 32 Hausanschlüsse realisiert
  • Im Dresdner Süden und Norden sei man noch "in der Vorbereitung"

Noch hat aber kein Dresdner, der in einem "weißen Fleck" wohnt, schnelles Internet. "Die aktuellen Planungen sehen vor, dass wir Anfang 2024 mit den ersten Kundenanschaltungen beginnen", so Buchheister. "Das hängt jedoch vom weiteren Fortschritt beim Bau der Trassen und Hausanschlüsse ab. Wir wären gerne mancherorts schneller, aber derzeit müssen wir unsere Bauplanung einfach an die jeweiligen Gegebenheiten und den Rahmen anpassen und bitten die Anwohner und Interessenten deshalb um Geduld."

Der Dresdner Bundestagsabgeordnete Lars Rohwer fordert, dass jetzt endlich schnelles Internet für alle Dresdner kommt und dafür konkrete Termine genannt werden.
Der Dresdner Bundestagsabgeordnete Lars Rohwer fordert, dass jetzt endlich schnelles Internet für alle Dresdner kommt und dafür konkrete Termine genannt werden. © Sven Ellger

Welche Forderungen gibt es zum Breitbandausbau in Dresden?

Für Lars Rohwer dauert dies viel zu lange. Er ist CDU-Bundestagsabgeordneter für Dresden und saß vorher für die Partei auch im Landtag. "2017 hat die Stadt es beinahe verpennt, sich um die Förderung zu bewerben. Jetzt müssen endlich alle Dresdner ans schnelle Internet angebunden werden." Dass es sich jetzt trotz der finanziellen Absicherung erneut verzögert, sei mehr als ärgerlich.

"Stadt und Vodafone müssen hier einfach besser zusammenarbeiten", so Rohwer. "Die betroffenen Dresdner brauchen eine Perspektive, wann endlich gebaut und alles fertig wird." Zumal Rohwer langsam auch Bedenken hat, dass Bund und Land wegen der bereits gezahlten Fördermittel nachfragen könnten, wann denn alles fertig ist und da es Fristen gibt, irgendwann droht, dass diese Mittel zurückgefordert werden.