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Dresden hat das Sachsenbad verkauft

Ein privater Investor will Büros, Saunen und mehr in das Denkmal bauen. Wie viel dieser für das ehemalige Bad zahlen muss und weshalb es noch immer Streit gibt.

Von Andreas Weller
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Die Stadt Dresden hat noch etwas mehr als die zunächst vereinbarte Million Euro für das Sachsenbad bekommen.
Die Stadt Dresden hat noch etwas mehr als die zunächst vereinbarte Million Euro für das Sachsenbad bekommen. © Sven Ellger

Dresden. Es beginnt ein neues Kapitel für Dresdens Sachsenbad. Das Gebäude an der Wurzener Straße ist in den vergangenen Jahren immer mehr verfallen. Jetzt gibt es einen neuen Eigentümer. Aber die Diskussion darum ist noch nicht beendet.

Jahrelang fristete das Sachsenbad ein trauriges Dasein. Seit 1994 ist es geschlossen, seitdem nagt der Zahn der Zeit an dem Gebäude, in dem viele Dresdner das Schwimmen lernten.

Immer wieder gab es Diskussionen um einen Verkauf. Eine Bürgerinitiative wollte das Gebäude als städtisches Denkmal retten und bestenfalls erwirken, dass die Stadt ein neues Bad darin eröffnet.

Doch mit der Bad-Idee ist nun endgültig Schluss. Bereits vor einigen Monaten hatte der Stadtrat knapp für einen Verkauf der Immobilie gestimmt. Doch es gab Verzögerungen, weil das Wertgutachten für das Bad ausgelaufen war.

Jetzt liegt ein neues Gutachten vor und mittlerweile wurde der Verkauf vollzogen. 1,1 Millionen Euro hat die Montis Real Estate nun an die Stadt für das Sachsenbad überwiesen. Laut Stadtverwaltung ist das der vereinbarte Kaufpreis "auf Grundlage eines unabhängigen Verkehrswertgutachtens".

Sachsenbad als "Innovations-Campus" mit Sauna und Yogastudio

Am vergangenen Freitag wurde der Vertrag geschlossen. "Das Sachsenbad liegt vielen Dresdnerinnen und Dresdnern am Herzen – als beeindruckendes Baudenkmal mit großer ortsgeschichtlicher Bedeutung für Pieschen, aber auch als Sportkomplex mit Bewegungs- und Erholungsangeboten im Wasser", so Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). "Mit dem nun abgeschlossenen Verkauf kommen wir dem Ziel einen wichtigen Schritt näher, das historische Sachsenbad denkmalgerecht zu sanieren und zusätzlich moderne Wasserflächen mit dem 'Neuen Sachsenbad' zu schaffen."

Das "Neue Sachsenbad" hatte Hilbert im Mai ins Spiel gebracht. In der Nähe soll ein neues Schwimmbad entstehen, so der Plan. Die Finanzierung soll aus mehreren Töpfen erfolgen: der Verkaufserlös von 1,1 Millionen Euro, eine weitere Million aus den geplanten Mitteln, 6,5 Millionen Euro aus den Überschüssen der Stadt vom vergangenen Jahr und weitere zehn Millionen Euro aus einer Sonderausschüttung, die die Stadt aus der Fusion von Drewag und Enso zur Sachsenenergie erhält.

André Powilleit, Projektverantwortlicher bei der Montis, erklärt: "Nach langer und intensiver Beschäftigung mit der Liegenschaft freuen wir uns sehr, dass wir diesen Meilenstein zusammen mit der Stadt Dresden gemeistert haben und nun in die konkrete Umsetzung des Projekts einsteigen können. Wir glauben, dass wir mit der Umsetzung unseres Konzepts einen nachhaltigen Beitrag für den Stadtteil, aber auch für die Stadt Dresden leisten können."

Powilleit bezeichnet es als "Innovations-Campus", in dem Arbeitsflächen mit Orten der Erholung verbunden werden. Ab 2024 sollen junge Unternehmen dort moderne Arbeitswelten und innovative Büros vorfinden. Zusätzlich entsteht eine moderne Saunawelt mit Panoramasauna und ein großes Yogastudio. Im Erd- und Untergeschoss sind Restaurant, Bar, Café und Clubbereiche vorgesehen. So könne auch die Öffentlichkeit das Sachsenbad wieder besuchen.

Grüne: Schwimmhallen-Neubau muss nun auch kommen

Ein Bürgerforum dazu im April war noch zu ganz anderen Zielen gekommen, die die Dresdner bevorzugen würden - den Erhalt des Denkmals bei der Stadt. Eine Studie zum Bad brachte dann aber für die Mehrheit der Räte offenbar die Überzeugung, das Gebäude doch zu verkaufen.

"Es ist letztlich vor allem bürgerschaftlichem Engagement zu verdanken, dass das Sachsenbad als Kulturdenkmal erhalten wird und öffentlich zugänglich bleibt und gleichzeitig den Einwohnerinnen und Einwohnern vor Ort ein dem heutigen technischen Standard entsprechender Neubau in Aussicht gestellt werden kann", so Hilbert.

Das Sachsenbad war 1928 nach einem Entwurf des Stadtbaurates Paul Wolf erbaut worden und gilt als bemerkenswertes Beispiel des Neuen Bauens. Auch deshalb, weil Dresden damit ein Denkmal aus der eigenen Hand gibt, verstummt die Kritik nicht. "Die Pläne zum Erhalt des Sachsenbades in kommunaler Hand lagen auf dem Tisch", so Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger. Die Grünen hatten einen entsprechenden Änderungsantrag eingebracht, um den Verkauf zu verhindern.

"Wir strebten einen Kompromiss und gleichzeitig einen Rettungsplan für das Sachsenbad an", ergänzt Bischoffberger. "Obwohl wir alle finanzpolitischen Argumente des Oberbürgermeisters, der CDU, Freien Wähler und AfD entkräften konnten, waren diese nicht bereit, eine Entscheidung zum Wohle der Stadt und zum Erhalt kommunaler Werte herbeizuführen." Die Grünen werden nun sehr genau auf die Umsetzung des Konzeptes des Investors achten. Zudem müsse der versprochene Neubau einer Schwimmhalle nun auch erfolgen.

"Das Bürger-Votum zur Zukunft des Sachsenbades war eindeutig: Es sollte im Eigentum der Stadt bleiben und als Schwimmbad revitalisiert werden", ist Linke-Fraktionschef André Schollbach empört. "FDP-Oberbürgermeister Hilbert und ein Teil des Stadtrates haben den Bürgerwillen in grober Weise missachtet. Mit dem Umbau des Sachsenbades zu Büroflächen wird dem Baudenkmal die Seele geraubt. Es ist ein großer Frevel!"