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Dresdner sauer wegen Sachsenbad-Verkauf

Nachdem die Stadt das Sachsenbad an einen privaten Investor veräußert hat, spricht die Bürgerinitiative, die es erhalten wollte, von "politischem Versagen".

Von Andreas Weller
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Der Ärger ums Sachsenbad geht auch nach dessen Verkauf weiter.
Der Ärger ums Sachsenbad geht auch nach dessen Verkauf weiter. © Sven Ellger

Dresden. Der Deal wurde vor wenigen Tagen abgewickelt, das hat die Dresdner Stadtverwaltung am Montag eingeräumt. Für 1,1 Millionen Euro wurde das Sachsenbad an die Firma Montis verkauft.

Lange wurde um das Denkmal, das von Stadtbaurat Paul Wolf 1928/1929 errichtet wurde, gerungen. Dann beschloss eine Mehrheit im Stadtrat doch den Verkauf. Der Wunsch vieler Bürger, das Sachsenbad in städtischer Hand zu behalten, es zu sanieren und darin wieder ein Bad zu eröffnen, wird sich somit nicht erfüllen. Jetzt legt die Bürgerinitiative "Endlich Wasser ins Sachsenbad" mit scharfen Worten nach.

Der Vorstand der Bürgerinitiative um Heidi Geiler ist entsetzt, weil das Sachsenbad vor 26 Jahren geschlossen wurde. "Mit dem Versprechen, es zu sanieren." Schließlich fehle es im Dresdner Nordosten an Wasserflächen. "Gemessen an den bundesdeutschen Richtlinien verfügt das Stadtgebiet nur über etwa 15 Prozent des notwendigen Bedarfs", so die Initiative.

Die Sanierung sei immer wieder versprochen worden, insbesondere vor Wahlen. "Das vielfältige Engagement der Bürger für ihr Sachsenbad wurde von Kommunalpolitikern immer wieder als Belästigung abgetan", kritisiert die Initiative.

Bürgerinitiative: Gutachten zum Sachsenbad wurde ignoriert

Sie rechnet mit Teilen des Dresdner Stadtrates ab. "Als unbequemes Zeugnis des sozialen, kulturellen und politischen Versagens der Kommunalpolitik wurde es jetzt mit dem Verkauf durch die 'Wertegemeinschaft' des Dresdner Stadtrates aus CDU, AfD, FDP, Freien Bürgern und SPD entsorgt."

Diese habe sich 15 Jahre lang für den Erhalt als Gesundheitsbad engagiert. "Im guten Glauben an die vor 30 Jahren errungene Demokratie wurden dafür alle demokratischen Instrumente genutzt. Immer gab es ein einhelliges Votum für die Sanierung als Bad und damit gegen den Verkauf."

Auch die Stadtspitze wird vom Vorstand kritisiert. "Die Bürgerinitiative und ihre vielen Unterstützer mussten die enttäuschende Erfahrung machen, dass sie mit ihrem Anliegen weder von den entscheidenden Amtsinhabern noch von den Politikern für voll genommen werden." Zudem sei das Gutachten ignoriert worden, das fünf Varianten verglichen hat und zu dem Schluss gekommen sei, dass der Zuschuss für ein Gesundheitsbad überschaubar sei.

"Besonders enttäuschend ist, dass gerade das Sachsenbad - vor hundert Jahren im ärmsten Stadtgebiet erbaut - ein Musterbeispiel für die soziale Verantwortung des damaligen, von der SPD dominierten Stadtrates ist", so die Initiative weiter. Denn zum Ensemble gehörten einst eine Wohnanlage mit Geschäften, Bibliothek, Stadtteilpark, Sportplatz und Kleingartenanlage. Die Initiative fordert, den Verkauf rückgängig zu machen.

"Schwimmhalle für alle Dresdner ist weiterhin das Ziel"

CDU-Stadtrat Veit Böhm ist ebenfalls sauer - allerdings auf die Verantwortlichen der Bürgerinitiative. "Ich habe vor deren Engagement immer meinen Hut gezogen. Aber diese Äußerungen finde ich sehr schwierig im Hinblick auf einen demokratischen Meinungsbildung- und Abstimmungsprozess." Er bezeichnet es als "Nachtreten".

Selbstverständlich sei unter den Stadträten abgewogen worden, was für Dresden und den Stadtteil am besten wäre. "Nun hat sich eine Position durchgesetzt, die zeitnah den Neubau einer Schwimmhalle in der Nähe des Sachsenbades und den Erhalt des Denkmals vorsieht."

Ein Gesundheitsbad, wie von der Initiative gefordert, sei zu klein, sagt Böhm. "Für uns ist relevant, dass das Sachsenbad alle nutzen können und eine Schwimmhalle für alle Dresdner entsteht, das ist weiterhin das Ziel." Er verweist auch auf die weiteren Aufgaben, die die Stadt viel Geld kosten werden, wie die Finanzierung des Umbaus an den Stadtorten des Klinikums Dresden und der Dresdner Verkehrsbetriebe.